Argumente des Prädikats

Die Prädikate, über die wir in unserer Sprache verfügen, bestimmen weitgehend, welche Sachverhalte wir als Propositionen entwerfen können. Mit Prädikaten allein lassen sich jedoch noch keine Sachverhalte entwerfen. Prädikate ergeben, auf sich gestellt, keinen fassbaren Sinn. Sie sind ihrem Wesen nach unvollständig. Genau genommen ergibt sich selbst ihre Prädikatsfunktion erst durch eine im Rahmen von Sachverhaltsentwürfen komplementäre Funktion.

Mit einer Anleihe bei der Chemie bezeichnet man Prädikate auch als ungesättigt: Sie richten Leerstellen ein, an denen einzusetzen ist, worauf sie angewandt werden sollen. Solche Leerstellen werden hier als die Argumentstellen von Prädikaten bezeichnet.

Die Sättigung eines Prädikats an einer Argumentstelle wird erreicht in Form der Bestimmung eines Verrechnungsorts für dieses Prädikat. Was an einer Argumentstelle auftreten kann, um damit die Bestimmung eines Verrechnungsorts des Prädikats zu erreichen, wird - entsprechend seiner semantischen Funktion - als Argument bezeichnet. Unter Verrechnungsort ist dabei eine Art Buchungsstelle zu verstehen, ein Konto, auf dem das Charakteristikum verbucht werden kann, das als Prädikat vorgebracht wird. Argumente richten solche Verrechnungsorte ein oder greifen auf sie zurück, wenn diese bereits zuvor gesprächsweise eingerichtet wurden.

Was Argumente dazu befähigt, dies zu leisten, welche sprachlichen Mittel für die Formulierung von Argumenten eingesetzt werden können, welche Argumente an welchen Argumentstellen auftreten können und welche kommunikativen Funktionen sie dabei erfüllen können, wird in diesen Einheiten ausgeführt:

Hier zur ersten - intuitiven - Orientierung eine Sequenz von Sätzen (Böll 1963, 169), in denen typische Ausdrucksformen von Argumenten vorliegen:

Ich rannte mit meinen klatschnassen Pantoffeln in die Diele, fand den Knopf nicht, auf den ich drücken mußte.
Während ich ihn suchte, fiel mir ein, daß Monika ja den Hausschlüssel hatte.
Ich fand endlich den Knopf, drückte und hörte unten ein Geräusch, als ob eine Biene gegen eine Fensterscheibe brummte.

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Autor(en)
Bruno Strecker
Bearbeiter
Elke Donalies
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