Was taugt als Argument
Man kann dies als Frage danach auffassen,
- was bei bestimmten Prädikaten als Argument taugt,
- was an bestimmten Argumentstellen von Prädikaten als Argument taugt,
- was überhaupt bei irgendeinem Prädikat als Argument taugt,
Was bei bestimmten Prädikaten als Argument taugt
Diese Frage zielt auf mögliche semantisch bedingte Restriktionen in Bezug auf die bei einem Prädikat möglichen Argumente. Können bei jedem Prädikat prinzipiell dieselben Argumente auftreten, oder gibt es prädikatspezifische Anforderungen an mögliche Argumente? Kann, um ein Beispiel zu geben, bei einem Prädikat wie ist wasserlöslich ein Argument stehen, das Feuer als Gegenstand bestimmt?
Was an bestimmten Argumentstellen von Prädikaten als Argument taugt
Diese Frage verweist darauf, dass die Argumentstellen eines Prädikats nicht alle von gleicher Art sein müssen. Tatsächlich zeigt sich bei näherer Betrachtung, dass sich bestimmte Argumentstellen auch bei größter Liberalität nur mit Argumenten eines bestimmten Typs besetzen lassen. Es handelt sich dabei um - hier so bezeichnete - Halbautonome Argumente. Zwei Beispiele.
Der Zug fährt nach Chattanooga.
Die markierten Ausdrücke formulieren Argumente, die ein gewisses Eigenleben, eine spezielle semantische Charakteristik haben. Im Fall rein prädikatsbestimmter Argumente ist es nach den erforderlichen morphologischen Anpassungen der entsprechenden Ausdrücke stets möglich, ein Argument zu finden, das in einem Satz der Form Das ist x wieder aufgenommen werden kann:
Das ist Wolfgang.
Das ist eine Stichsäge.
Das gelingt bei halbautonomen Argumenten nicht.
Das ist aus Schorndorf.
Beides sind zwar akzeptable deutsche Sätze, doch können sie nicht so verstanden werden, als würde damit auf etwas hingewiesen, das 'in Husum' oder 'aus Schorndorf' ist in dem Sinn, in dem etwas Wolfgang oder eine Stichsäge sein kann. Dabei handelt es sich um keine rein formbedingte Äußerlichkeit, sondern darum, dass hier durch das Argument tatsächlich nichts bestimmt wird, das etwas sein könnte oder auch nichts.
Was überhaupt bei irgendeinem Prädikat als Argument taugt
Diese Frage kann mit den Ausführungen in Was Argumente leisten als partiell beantwortet gelten. Zu klären bleibt, wie die Entwürfe und Verweise zu realisieren sind.
Zu klären bleibt, was als Argument in Frage kommt. Ein einfacher Test zeigt schnell, dass durchaus nicht beliebige Ausdruckssequenzen für die Zwecke einer Bestimmung von Verrechnungsorten für Prädikate geeignet sind: Man wählt einen Prädikatsausdruck wie belegt mit und ergänzt ihn durch willkürlich ausgewählte Ausdrücke.
Und belegt das Brot mit Schinken.
*Wegen belegt und mit über.
Auf Anhieb wird man nur die beiden ersten Beispiele als verstehbare Einheiten beurteilen, wobei der zweite Satz zu akzeptieren ist, wenn ein geeigneter Vorgängersatz gegeben ist, der damit fortgesetzt wird. Für das als abweichend gekennzeichnete dritte Beispiel lässt sich allenfalls dann eine Interpretation finden, wenn man die in Argumentpositionen auftretenden Ausdrücke wegen, und sowie über als Eigennamen auffasst.
Woran liegt es, dass nur bestimmte Ausdrücke in Argumentfunktion zu gebrauchen sind? Jedenfalls nicht allein an der Form der zu verwendenden Ausdrücke. Es gibt im Deutschen keine speziellen Argumentausdrücke. Dieselben Ausdrücke, die im einen Zusammenhang als Argumentausdrücke fungieren, können in identischer Form in anderen Sätzen auftreten, ohne diese Funktion zu haben. Bei den folgenden Beispielpaaren liegt jeweils im ersten Beispiel ein Argumentausdruck vor, im zweiten nicht.
(Tiroler Tageszeitung 22.9.2000, o. S.)
So können die Kundinnen und Kunden den ganzen Tag über online sein, ohne am Monatsende eine riesige Rechnung erwarten zu müssen.
(St. Galler Tagblatt 11.12.2001, o. S.)
Die Nationalversammlung gedachte der Opfer in einer Schweigeminute.
(Frankfurter Rundschau 16.11.1999, 38)
Genau 55.696 Namen der Opfer waren aufzurufen.
(die tageszeitung 24.4.1998, 6)
Wenn aber nicht allein die Form eines Ausdrucks ihn als Argumentausdruck ausweist, dann kann es nur der spezifische Beitrag zur Satzbedeutung sein, den er in Argumentfunktion leisten kann.
Beispiele zur ersten Orientierung
Hier zur ersten Orientierung eine Liste von Beispielen, in denen einige der wichtigsten Typen argumenttauglicher Ausdrücke - teils mehrfach - exemplifiziert werden. Um die zum Teil direkt aneinander angrenzenden Ausdrücke getrennt zu halten, wurden sie jeweils in Eckklammern eingeschlossen.
Argumentausdruck sein heißt, als solcher in einer kommunikativen Ausdruckseinheit zu fungieren. Um dem Rechnung zu tragen, wurden die Ausdrücke nicht isoliert aufgeführt, sondern in Umgebungen, in denen sie als Argumentausdrücke fungieren.
[So was] kannst [du] vielleicht [deinem Opa] erzählen!
Hast [du][mir][etwas] zu sagen?
Aber dann trat [Emilie] [in sein Leben].
Plötzlich kam [ein kleines Etwas] zur Tür herein.
[Dies] ist [der schönste Tag in meinem Leben].
[Bauknecht] weiß, [was Frauen wünschen].
[Er, der stets zu kurz gekommen war,] erbte dann [ein Vermögen].
[Dass er mich angelogen hat], verzeihe [ich][ihm] nie.
[So gegen fünf] ist eine gute Zeit.
[Das Lachen] wird [dir] schon noch vergehen!
[Man] lernt nie aus.
[Wer nicht arbeitet], darf auch nicht essen!
[Warum du das getan hast], werden [wir] nie verstehen.
[Mich] legt [keiner] zweimal herein.
[Nichts Menschliches] ist [den Göttern] fremd.
[Rot] steht [dir] sehr gut.
[Du als Arzt] solltest doch wirklich wissen: [Rauchen erzeugt Krebs]!
[Pedantisch genannt zu werden] haben [wir] wirklich nicht verdient.
[Gegen Dummheit] helfen [keine Kräuter] .
[Friedrich Schiller]
[Ob sie dir das je vergessen wird], muss [die Zukunft] zeigen.
[Wieso sie ihn verlassen hatte] konnte [Paul] [sich] nicht erklären.
[Wo du dich rumgetrieben hast], will [ich] gar nicht wissen!
Siehe weiter Was sprachliche Ausdrücke argumenttauglich macht und Typen argumenttauglicher Ausdrücke.