Thematisch verwandte Bezeichnungen:
In der Beschreibung der Bedeutungen von Sätzen kann man zwischen dem epistemischen Modus und dem propositionalen Gehalt unterscheiden. Der epistemische Modus ist ein Funktor, dessen Argument der propositionale Gehalt ist, d.h. das, worüber geredet wird. Der epistemische Modus eines Satzes spezifiziert eine mit der Äußerung dieses Satzes ausgedrückte Einstellung zur Tatsachengeltung des Sachverhalts, der vom propositionalen Gehalt des Satzes bezeichnet wird. So gehören etwa bestimmte Satzadverbialia - im Unterschied zu entsprechenden Prädikatsausdrücken - nicht zum propositionalen Gehalt, sondern sind Ausdruck des epistemischen Modus:
(1) Hoffentlich regnet
es.
(2) Leider regnet es.
(3) Ich hoffe, dass es
regnet.
(4) Ich bedaure, dass es
regnet.
Auf den epistemischen Modus kann, anders als auf Prädikatsausdrücke, nicht mit einer Sachverhalte denotierenden Proform wie das, dies etc. Bezug genommen werden.
(1) A: Hoffentlich regnet es. B:*Das
glaube ich dir nicht. du willst es doch sonst immer sonnig
haben.
(2) A: Leider regnet es. B: *Das
solltest du nicht tun, denn es hat dieses jahr viel zu wenig
geregnet.
(3) A: Ich hoffe, dass es regnet. B:
Das glaube ich dir nicht. du willst es doch sonst immer sonnig
haben.
(4) A: Ich bedaure, dass es regnet. B:
*Das solltest du nicht tun, denn es hat dieses jahr viel zu wenig
geregnet.
Satzadverbialia wie hoffentlich, leider, meiner Meinung nach, meines Erachtens, wenn mich nicht alles täuscht etc. stellen im Unterschied zu den entsprechenden Prädikatsausdrücken eine epistemische Einstellung nicht zur Diskussion. Außer durch solche "Adverbialia der epistemischen Einstellung" kann der epistemische Modus auch durch andere sprachliche Mittel ausgedrückt sein:
Der epistemische Modus der Verwendung einer Satzstruktur macht ganz generell den propositionalen Gehalt dieser Satzstruktur zu einer Bedingung, unter der die Satzstruktur wahr ist (Wahrheitsbedingung) - dies gilt für bestimmte Aussagesätze -, oder zu einer Bedingung, unter der ihre Bedeutung eine sinnvolle Wahrscheinlichkeitsannahme, Möglichkeitsannahme, Frage, ein sinnvoller Wunsch o.a. ist.
Der epistemische Modus bildet zusammen mit seinem Argument, dem propositionalen Gehalt, eine epistemische Minimaleinheit.
epistemische Modalität