Satzgefüge

Definition

Ein Satzgefüge ist ein Satz, der aus mehreren Teilsätzen besteht. Einer davon ist der Hauptsatz, der oder die anderen sind Nebensätze. Der Hauptsatz ist den Nebensätzen übergeordnet.

Beispiele

  1. Wir bleiben zu Hause, weil das Wetter schlecht ist.
  2. Weil das Wetter schlecht ist, bleiben wir zu Hause.
  3. Wir bleiben, weil das Wetter schlecht ist, zu Hause.
  4. Das Wetter, das die ganze Zeit schlecht war, hat uns nicht gestört.
  5. Du hast versprochen, morgen zu mir zu kommen.
  6. In Berlin angekommen, kaufte er zuerst Blumen.
  7. Glaub ja nicht, dass ich mitkomme, wenn das Wetter schlecht ist!
  8. Wir kommen, wenn nötig, erst um 11.00 Uhr.
  9. Wir bleiben heute zu Hause, was mich sehr freut.

Erläuterungen

In den Beispielen sind die Nebensätze fett gedruckt.

Satzgefüge bestehen aus mindestens zwei Teilsätzen: einem Bezugs-/Hauptsatz und mindestens einem Nebensatz. Sie sind in diesem Sinn komplex. Nebensätze können im Vorfeld (2, 6), Nachfeld (1, 5, 7, 9) oder Mittelfeld (3-4, 8) stehen (Felderstruktur). Nebensätze können die Funktion eines Satzglieds (1-3, 5-8), Attributs (4) oder eines Kommentarglieds (9) übernehmen. Formal werden Nebensätze in Abhängigkeit von der Form des Prädikats in finite (1-4, 7, 9) und infinite (5-6) Nebensätze unterteilt. Bei den infiniten Nebensätzen werden Infinitivsätze (5) (Infinitiv) und Partizipialsätze (6) (Partizipien) unterschieden. Nebensätze können wie in (8) elliptisch (Ellipse) sein: wenn es nötig istwenn nötig.

Ein Satzgefüge kann aus einem Hauptsatz und einem Nebensatz bestehen (1-6, 8-9) oder aber auch mehrere Nebensätze enthalten (7). So wie der Hauptsatz dem Nebensatz übergeordnet ist, kann ein Nebensatz wiederum einem anderen Nebensatz übergeordnet sein. In (7) ist der Nebensatz dass ich mitkomme dem Nebensatz wenn das Wetter schlecht ist übergeordnet. Deshalb spricht man übergreifend auch von Obersatz (= übergeordneter Teilsatz) und Untersatz (= untergeordneter Teilsatz). Der Hauptsatz ist immer ein Obersatz. Ein Nebensatz ist immer ein Untersatz, kann aber wie dass ich mitkomme in (7) gleichzeitig auch Obersatz in Bezug auf einen weiteren Nebensatz sein.

Grammatische Proben

Ein Satzgefüge liegt dann vor, wenn ein Satz mehrere Prädikate aufweist, die in einem Abhängigkeitsverhältnis zueinander stehen: Das Prädikat im Hauptsatz ist dem Nebensatz übergeordnet. Deshalb thematisieren die Auffindungsverfahren die Identifikation von Hauptsätzen und Nebensätzen in Satzgefügen.

Identifikation von Hauptsatz und Nebensatz anhand der Verbstellung: In vielen Nebensätzen steht das finiteVerb bzw. bei infiniten Nebensätzen der Infinitiv/das Partizip in der rechten Satzklammer (Felderstruktur) (1-3: Weil das Wetter schlecht ist...; 5: ..., morgen zu mir zu kommen; 6: In Berlin angekommen, ...). Im Hauptsatz steht das finite Verb normalerweise an der zweiten (1-6, 8-9) oder an der ersten (7) Stelle. Anhand der Verbstellung lässt sich so beispielsweise in (1) feststellen, dass Wir bleiben zu Hause (finites Verb an der zweiten Stelle, also Verbzweitstellung) der Hauptsatz und weil das Wetter schlecht ist (finites Verb an der letzten Stelle, also Verbletztstellung) der Nebensatz ist.

Ersatzprobe: Um Nebensätze zu erkennen, eignet sich die Ersetzung des Nebensatzes durch eine nicht nebensatzförmige Realisierung des jeweiligen Satzglieds (vgl. Nebensatz). In (10) sind Nebensatz und Ersatzform jeweils farblich markiert.

  1. Nachdem die Besprechung abgeschlossen worden war, gingen alle nach Hause.Nach Abschluss der Besprechung gingen alle nach Hause.

Alternative und verwandte Fachausdrücke

‚Hypotaxe/Subordination‘: Der griechische Fachausdruck ‚Hypotaxe‘ (hypo = unter, táxis = Ordnung/Ausrichtung) bzw. der lateinische ‚Subordination‘ (sub-ordinare = unterordnen) hebt die Unterordnung von Nebensätzen hervor.

Hinweise

Orthografie:

Teilsätze innerhalb eines Satzgefüges werden mit dem Komma voneinander getrennt (Amtliches Regelwerk §§ 74 ff.).

Bei Infinitiv- und Partizipialsätzen (Infinitiv, Partizipien) ist das Komma nicht in allen Fällen obligatorisch (Amtliches Regelwerk § 75 E2).

Variation/Stil:

Bei Texten, die besonders viele Unterordnungen (auch mit Mehrfachunterordnungen) enthalten, spricht man von einem hypotaktischen Stil; teilweise ist auch von Schachtelsätzen die Rede. Dem hypotaktischen Stil steht der parataktische Stil, also die nebenordnende Verknüpfung von Sätzen gegenüber (vgl. Koordination, Satzreihe).

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