Verbflexion

Die Flexion der Verben bezeichnet man als Konjugation. Verben werden hinsichtlich Verbnumerus, Person, Tempus, Modus und Genus verbi konjugiert.

Verben lassen sich in verschiedene Subklassen einteilen. Die Subklassifizierung orientiert sich an der Funktion, die Vertreter einer verbalen Subklasse beim Aufbau des Verbalkomplexes erfüllen. In ProGr@mm / ProGr@mm kontrastiv werden die Subklassen Vollverb, Hilfsverb, Modalverb, Kopulaverb und Nominalisierungs-/Funktionsverb unterschieden. Zwischen dieser funktionalen Subklassifizierung und den Flexionsklassen der Verben besteht nur teilweise ein Zusammenhang: Vollverben lassen sich zwei Hauptklassen zuordnen, Modalverben bilden eine eigene Flexionsklasse, Hilfs- bzw. Kopulaverben flektieren uneinheitlich und sind durch besonders viele Suppletivformen geprägt.

Aufbau von Verbformen

Mehrteilige Verbformen

Die meisten Tempus-Kategorien sowie die Genus verbi-Kategorie Passiv werden ausschließlich analytisch gebildet, d. h. sie bilden mehrteilige Verbformen und sind deshalb keine Flexionskategorien im engeren Sinne. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die verbalen Kategorisierungen und Flexionskategorien, die traditionell für das Deutsche postuliert werden:

KategorisierungFlexionskategorien(Kategorien mit analytischer Bildung)
Person1., 2., 3.
VerbnumerusSingular, Plural
TempusPräsens, Präteritum(Präsensperfekt), (Präteritumperfekt), (Futur), (Futurperfekt)
ModusIndikativ, Imperativ, Konjunktiv
(Genus verbi)(Aktiv)*, (Passiv)
* Die unmarkierte Kategorie Aktiv wird weder durch analytische Bildung noch durch Flexionsmarker gekennzeichnet.

Die für die Flexion der Verben im Deutschen relevanten Kategorisierungen sind nur Person, Verbnumerus, Tempus und Modus, nicht aber Genus verbi. Einige verbale Kategorien werden im Deutschen nicht durch die Mittel der Flexion im engeren Sinne, sondern analytisch (periphrastisch) gebildet. Sie bilden mehrteilige Verbformen aus finiten Hilfsverben (im Falle des Passivs auch: bekommen) und infiniten Verbformen. Analytisch gebildete Kategorien selbst sind keine Flexionskategorien, sie bedienen sich aber flektierter Hilfsverben bei ihrem Aufbau. Folgende Kategorien werden im Deutschen analytisch gebildet:

  • die Genus verbi-Kategorie Passiv, z. B.: Das Auto wird repariert.
    Auch die unmarkierte Kategorie Aktiv ist keine Flexionskategorie im engeren Sinne, da sie keine eigenen Flexionsmarker besitzt.
  • die Tempus-Kategorien (Tempora) Präsensperfekt, Präteritumperfekt, Futur und Futurperfekt, z. B.: Sie hat/hatte das Auto repariert. / Sie wird das Auto reparieren/repariert haben.
  • die konjunktivische würde-Form, die u. a. als Ersatz für den Konjunktiv II mit Hilfe von würde+ Infinitiv gebildet wird, z. B.: Sie würde das Auto reparieren.


Auch im Norwegischen werden die meisten Tempus-Kategorien ausschließlich analytisch gebildet, d. h. sie bilden mehrteilige Verbformen und sind deshalb keine Flexionskategorien im engeren Sinne. Beim Genus verbi (Diathese) gibt es im Unterschied zum Deutschen neben der analytischen auch eine morphologisch gebildete Form des Passivs, das so genannte s-Passiv. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die verbalen Kategorisierungen und Flexionskategorien, die traditionell für das Norwegische postuliert werden:

KategorisierungFlexionskategorien(Kategorien mit analytischer Bildung)
TempusPräsens, Präteritum(Präsensperfekt), (Präteritumperfekt), (Futur), (Futurperfekt)
ModusIndikativ, Imperativ
(keine eigenen Konjunktivformen; Präteritums- bzw. Infinitivformen können als Konjunktiv fungieren)
Genus verbiAktiv, Passiv (s-Passiv)(Aktiv), (Passiv)

Die für die Flexion der Verben im Norwegischen relevanten Kategorisierungen sind Tempus, Modus und die eine Variante des Genus verbi, das so genannte s-Passiv. Einige verbale Kategorien werden wie im Deutschen nicht durch die Mittel der Flexion im engeren Sinne, sondern analytisch (periphrastisch) gebildet. Sie bilden mehrteilige Verbformen aus finiten Hilfsverben und infiniten Verbformen. Analytisch gebildete Kategorien selbst sind keine Flexionskategorien, sie bedienen sich aber flektierter Hilfsverben bei ihrem Aufbau. Da Verben nicht nach Person und Verbnumerus flektieren, gibt es jedoch nur sehr wenige Formen im Norwegischen. Folgende Kategorien werden im Norwegischen analytisch gebildet:

  • die analytische Variante der Genus verbi-Kategorie Passiv, z. B.: Bilen blir reparert.
  • die Tempus-Kategorien (Tempora) Präsensperfekt (norw.: presens perfektum), Präteritumperfekt (norw.: preteritum perfektum), Futur (norw.: presens futurum) und Futurperfekt (norw.: presens perfektum futurum), z. B.: Hun har/hadde reparert bilen. / Hun skal (kommer til å) reparere bilen/ha reparert bilen.


Finitheit

Verbformen, die nach Person, Verbnumerus, Tempus, Modus und Genus verbi differenziert sind, werden als finit bezeichnet. Das finite Verb ist das strukturale Zentrum eines Satzes, es stellt den unverzichtbaren Bestandteil des Verbalkomplexes dar, der eine der Primären Komponenten des Satzes ist. Finite Verbformen können einfach (synthetisch) aufgebaut oder Teil einer mehrteiligen Verbform sein.

Als semifinit werden Imperativformen bezeichnet, weil sie nur nach einer der verbalen Kategorisierungen flektieren, nämlich nach dem Verbnumerus (z. B. iss vs. esst). Sie sind nicht nach Person und Tempus differenziert.

Der Infinitiv (z. B. stehlen) und das Partizip II (Partizip Perfekt, z. B. gestohlen) sind keine finiten Verbformen, da sie nicht nach den genannten Kategorisierungen flektieren. Infinite Verbformen spielen eine wesentliche Rolle bei der Bildung mehrteiliger Verbformen wie des Passivs und einiger Tempora und werden dann vom finiten Verb regiert. Es können auch mehrteilige infinite Verbformen nach Tempus und/oder Genus verbi gebildet werden, ohne dass es sich dabei um Flexion im engeren Sinne handeln würde, z. B. gestohlen werden (Infinitiv Passiv von stehlen). Infinite Verbformen bleiben unflektiert. Flektiert (genauer: dekliniert) werden lediglich Formen, die in Flexionsklassen anderer Wortarten übergangen sind, also nominalisierte Infinitive (z. B. die Kunst des Stehlens) und Partizipien als attributive Adjektive (z. B. das gestohlene Auto).

Das Partizip I (Partizip Präsens) wird in ProGr@mm / ProGr@mm kontrastiv als ein durch Wortbildung aus einem Verb entstandenes Adjektiv angesehen und ist somit der Flexion der Adjektive zuzurechnen. Es wird durch Anhängen von -d an den Infinitiv des Verbs gebildet und dann wie ein Adjektiv dekliniert, z. B. stehlende Kinder.

Dem Infinitiv kann ein von ihm getrennt geschriebenes, sich aber sonst wie ein Affix verhaltendes zu vorausgehen, das nie vom Infinitiv getrennt wird. Bei Verben mit abtrennbarem Präverb wird zu zwischen Präverb und Verbstamm eingefügt (z. B. abzufahren). Bei Infinitiven, die Teil des Verbalkomplexes sind, hängt es (valenzbedingt) vom regierenden Verb ab, ob dem Infinitiv ein zu vorausgeht oder nicht (z. B. Er kann nicht kommen, er hat viel zu tun).

Den reinen Infinitiv (ohne zu) können regieren:

  • Modalverben: er darf/kann/mag/muss/soll/will arbeiten
  • Hilfsverb werden I (zur Bildung des Futurs): er wird arbeiten
  • AcI-Verben, z. B. heißen, lassen und die Wahrnehmungsverben hören, sehen etc.: man ließ ihn arbeiten; man sah ihn arbeiten
  • Bewegungsverben, z. B. gehen, fahren, schicken etc. und statisches bleiben: er geht arbeiten; er bleibt stehen

Einige andere Verben können neben dem reinen Infinitiv auch den mit zu regieren, z. B. (nicht) brauchen in modaler Verwendung (er braucht nicht (zu) arbeiten) sowie helfen, lehren, lernen, üben etc. (er lernt (zu) schreiben). Vgl. Grammatik in Fragen und Antworten: Ich helfe dir das Päckchen (zu) tragen. Du brauchst nicht (zu) kommen. - Verben mit einem Infinitiv mit oder ohne zu

Nur den zu-Infinitiv regieren:

  • Die Verben drohen, pflegen, scheinen, die modalverbähnlich verwendet werden (sog. Halbmodale): er schien zu arbeiten
  • sein und haben in modaler Verwendung: er hat zu arbeiten; die Arbeit ist zu erledigen

Für Beispiele zu Infinitiven mit/ohne zu in Komplementfunktion siehe auch Überblick über die Komplementklassen und ihre Realisierungsformen. Für weiterführende Informationen zu Infinitivkonstruktionen vgl. auch Grammatik in Fragen und Antworten: Alles verstehen heißt alles verzeihen oder Alles zu verstehen heißt alles zu verzeihen? — Infinitivkonstruktionen mit und ohne zu.


Auch im Norwegischen ist das finite Verb das strukturale Zentrum eines Satzes. Finite Verbformen sind die Tempus- bzw. Modus-markierenden Präsens-, Präterital- und Imperativformen. Wie im Deutschen können finite Verbformen selbstständig (synthetisch gebildet) oder Teil einer mehrteiligen Verbform sein.

Die infiniten Verbformen im Norwegischen sind der Infinitiv (norw.: infinitiv) und das Partizip Perfekt (norw.: perfektum partisipp). Sie spielen auch im Norwegischen eine wesentliche Rolle bei der Bildung mehrteiliger Verbformen wie des (analytischen) Passivs und einiger Tempora und werden dann vom finiten Verb regiert.

Viele norwegische Verben können Formen bilden, die auf -s enden, so genannte s-Formen. Diese können reflexive (z. B. skilles = sich trennen), reziproke (z. B. møtes = sich/einander treffen), inchoative (z. B. dages = tagen/Tag werden) oder passive Bedeutung (z. B. brukes = verwendet werden) ausdrücken. Nur das s-Passiv wird jedoch zu den Flexionsformen gezählt, die anderen s-Formen sind weitgehend lexikalisiert, d. h. das -s wird bei reflexiver, reziproker oder inchoativer Verwendung nicht zu den Flexionsaffixen gerechnet (vgl. Norsk referansegrammatikk (1997: 511ff)).

Es gibt im Norwegischen ähnliche Konstruktionen mit Verben, die den Infinitiv regieren, wie im Deutschen. Den reinen Infinitiv (ohne å) können regieren:

  • Modalverben: han kan/må/burde/skal/vil/ jobbe
  • Verben, die den deutschen AcI-Verben entsprechen, z. B. la (lassen), føle (fühlen) und die Wahrnehmungsverben høre (hören), se (sehen) etc.: de lot ham jobbe; jeg så ham komme

Verben, die neben dem reinen Infinitiv auch den mit å regieren (ggf. mit Präposition):

  • behøve, trenge (brauchen), tørre (sich trauen) in modaler Verwendung: han behøver/trenger/tør ikke (å) komme
  • hjelpe: jeg hjelper henne (med) (å) komme i gang

Nur den å-Infinitiv (ggf. mit Präposition) regieren Verben wie:

  • lære: han lærer å skrive..
  • true, øve: taket truer med å rase sammen; han øver på å skrive.
  • pleie, synes, die modalverbähnlich verwendet werden (können): han pleier/synes å jobbe
  • ha, være und bli in modaler Verwendung: han har å jobbe, hun er å treffe på torsdager, vi blir å finne i sal 4


Stammformen der Verben

Die Kennzeichnung der Kategorien von Verbnumerus, Person, Tempus und Modus wird bei Verben durch Affigierung, Vokalwechsel und Suppletion geleistet. Mit Hilfe der Flexionsmarker werden verschiedene verbale Stammformen gebildet, die weitere kategoriespezifische Flexionsmarker in Form von Suffixen erhalten.

Die Stammformen eines Verbs können im Deutschen flexionsklassenabhängig bis zu fünf verschiedene formale Ausprägungen besitzen, die ein verbspezifisches Stammparadigma bilden, z. B.:

sprech-, sprich-, sproch-, sprach-, spräch-

Die einzelnen Stammformen unterscheiden sich hauptsächlich durch ihren Stammvokal, weshalb der Vokalwechsel auch als das paradigmatische Mittel der Flexionsmorphologie angesehen wird. Dabei kann ein Konsonantenwechsel begleitend erscheinen, der phonologisch gesteuert ist (Allophone wie bei sprech-[ç]/sproch-[χ] usw.) oder ein Charakteristikum einiger starker und gemischter Verben darstellt (z. B. bring-/brach-).

Den einzelnen Stammformen kommt (in Verbindung mit den Flexionssuffixen) die Aufgabe zu, die Flexionskategorien finiter Verformen zu markieren bzw. infinite Verbformen (Infinitiv/Partizip II) zu bilden. Dementsprechend gibt es Präsens-, Präterital-, Partizipial-, Infinitiv- und Imperativstammformen. Präsens- und Präteritalstammformen können flexionsklassenabhängig jeweils primäre und sekundäre Varianten besitzen, die sich durch einen Vokalwechsel unterscheiden.


Auch bei norwegischen Verben treten Affigierung, Vokalwechsel und Suppletion als Mittel zur Kennzeichnung der flexionsmorphologischen Kategorien (insbesondere des Tempus) auf. Auf der Grundlage des Vokalwechsels bei starken Verben geht man im Norwegischen von drei Stammfomen aus: Infinitivstamm (norw.: infinitivsstamme), Präteritalstamm (norw.: preteritumsstamme) und Partizip-Perfekt-Stamm (norw.: perfektumpartisipp-stamme), z. B. drikk-e, drakk-, drukk-et (vgl. Norsk referansegrammatikk (1997: 479)). Präsens und Imperativ werden auf der Basis des Infinitivstammes gebildet.


Flexionsaffixe der Verben

Die Beschreibung der Flexionsaffixe in den Einheiten zur Verbflexion befasst sich mit folgenden Punkten:

  • die Funktion der Flexionsaffixe als Personal-, Numerus-, Tempus- und Modusmarker
  • die flexionsklassenabhängige Distribution der Flexionsaffixe
  • die Rolle des Schwa-Lauts der Suffixe und der daraus resultierenden Varianten

Die folgenden Beispiele (1) - (3) zeigen die im Deutschen möglichen Distributionen von Flexionssuffixen bzw. -suffixketten finiter Verben im traditionellen sechsteiligen Flexionsparadigma. Die auf den Verbstamm folgenden Suffixe sind rot markiert und (noch) nicht weiter segmentiert. Das nicht nach Person ausdifferenzierte Imperativparadigma bleibt hier unberücksichtigt. In (1) werden die Flexionsparadigmen für die unmarkierten Kategorien Präsens Indikativ wiedergegeben, in (2) für die markierten Kategorien Präteritum und Konjunktiv, in (3) für die markierten Kategorien Präteritum Indikativ/Konjunktiv(II). Das Verb reden in (1) und (3) dient als Beispiel für einen Verbstamm, der auf einen Dental endet (red-). :

(1) lachen vs. reden
Präs. Ind.
PersonSingularPlural
1.lachelachen
2.lachstlacht
3.lachtlachen
SingularPlural
redereden
redestredet
redetreden
(2) singen vs. lachen
Prät. Ind. vs. Präs. Konj.(I)
PersonSingularPlural
1.sangsangen
2.sangstsangt
3.sangsangen
SingularPlural
lachelachen
lachestlachet
lachelachen
(3) lachen vs. reden
Prät. Ind./ Konj.(II)
PersonSingularPlural
1.lachtelachten
2.lachtestlachtet
3.lachtelachten
SingularPlural
redeteredeten
redetestredetet
redetetredeten
Die Affixketten lassen sich weiter in Tempus-, Modus- und Personal-/Numerussuffixe segmentieren. In ProGr@mm werden das Schwa -e- im Konjunktiv (z. B. er lache) (und Imperativ Rede!) als eigenständige Modussuffixe, im Präteritum (lachte) als Teil des Tempussuffixes -te- (bzw. -ete-) betrachtet und nicht als morphologischer Bestandteil der Personal-/Numerussuffixe (bzw. des Verbstamms) angesehen. Bei Verben wie reden liegen hingegen schwahaltige Varianten der Personal-/Numerussuffixe vor. Es wird also wie am folgenden Beispiel für Verbformen der 3. Person Singular segmentiert:
StammT/MP/N
Präs.lach
red
-t
-et
Prät.lach
red
-te
-ete
_
_
Konj. Ilach-e_

Daneben sind – mit Konsequenzen für die Distribution der Personal-/Numerussuffixe – aber auch andere Segmentierungen denkbar, vgl. lach-te– vs. lach-t-e. Die Partizipialstammform ist bei einer solchen Segmentierung mit der Präteritalstammform identisch (z. B. ge-lacht, lacht-e, siehe Bildung des Partizip II). Das Flexionsparadigma eines Verbs wie reden eignet sich gut, um die unterschiedlichen Segmentierungsmöglichkeiten von Flexionssuffixen zu illustrieren. Die 2. Person Singular Präteritum Indikativ redetest (auf die Analyse als Konjunktivform wird hier verzichtet) enthält zwei Schwas (hellblau/rot markiert), die je nach Segmentierung dem Verbstamm oder Tempussuffix bzw. dem Tempussuffix oder dem Personal-Numerussuffix zugeordnet werden können. Es sind also vier theoretische Segmentierungen möglich:

Verb-
stamm
TempussuffixPersonal-/
Numerussuffix
(1)red-ete-st
(2)red-et-est
(3)rede-te-st
(4)rede-t-est

In ProGr@mm wird, ausgehend von nur einem Verbstamm (red-ete-st), zwei Tempussuffix-Varianten (lach-te-st/red-ete-st) und nur einem indikativischen Personal-/Numerussuffix (red-ete-st), segmentiert (1). Die anderen Segmentierungsmöglichkeiten (2) - (4) gehen von zwei Stammvarianten und/oder zwei Personal-/Numerussuffix-Varianten aus, jeweils eine mit und eine ohne Schwa.

Zur Bildung der infiniten Verbformen stehen die Zirkumfixe ge-...-t, ge-...-et, ge-...-en bzw- das Suffix -t für das Partizip II und die Suffixe -en, -n für den Infinitiv zu Verfügung.

Die Distribution von Suffix-Varianten mit/ohne Schwa ist von verschiedenen Faktoren abhängig, die auch in Wechselwirkung stehen können:

  • Häufiger Wegfall unbetonter Vokale in der gesprochenen Sprache, insbesondere Schwa [ə]
  • Abhängigkeit von phonologischen (genauer: phonotaktischen) Regularitäten, die beim Bau einer Silbe oder eines Morphems im Deutschen herrschen.
  • Markierung von Flexionskategorien, d.h. flexionsmorphologisch signifikante Distribution von Schwa

Weiterführende Informationen zu den verbalen Flexionsparadigmen, den Mitteln des Formenbaus und den Flexionsmarken sind in den Einheiten Flexion nach Person und Verbnumerus und Flexion nach Tempus und Modus zu finden. Person und Verbnumerus werden gemeinsam betrachtet, da beide Kategorisierungen im Deutschen am finiten Verb durch Suffixe fusionierend kodiert werden. Auch Tempus und Modus greifen auf gemeinsame Mittel des Formenbaus zurück.

Flexionsklassen

Wie auch in anderen Bereichen der Flexion (vgl. Flexionsmuster der Adjektive) werden im Deutschen traditionell die von Jacob Grimm geprägten Bezeichnungen stark und schwach verwendet, um bestimmte Flexionseigenschaften zu charakterisieren. Man unterscheidet zwei Hauptklassen, die der schwachen und die der starken Verben. Grundlage dieser Einteilung sind die Formen des Präteritums und des Partizip II (Partizip Perfekt): Verben, die Präteritalformen durch Affigierung bilden (mit Hilfe des dentalen Präteritalmarkers -te ), zählen zu den schwachen Verben, z. B.:

lache — lachte

Starke Verben bilden ihre Präteritalformen mit Hilfe des Ablauts (Vokalwechsel), z. B.:

sehe — sah

Eine kleine Gruppe von Verben bildet die Präteritalformen durch Affigierung, weist aber zusätzlich auch einen Vokal- und teilweise auch einen Konsonantenwechsel in den Präteritalstammformen auf. Sie kann zu den unregelmäßigen schwachen Verben gezählt werden oder alternativ als gemischte Verben bezeichnet werden, da sie formale Mittel beider Flexionsklassen vereint, z. B.:

kenne — kannte; denke — dachte

Starke und schwache Verben bilden auch die infinite Verbform Partizip II unterschiedlich. Schwache Verben affigieren ge-...-(e)t, starke Verben ge-...-en an die Partizipialstammform, z. B. er hat gelacht/gesungen. Verben mit festem Präfix affigieren nur das Suffix -(e)t bzw. -en, z. B. ich habe erzählt/verloren. Bei Verben mit abtrennbarem Präverb wird ge- zwischen Präverb und Verbstamm eingefügt, z. B. er wurde ausgelacht.

Die Modalverben und das Vollverb wissen bilden gemeinsam eine eigene Flexionsklasse. Sie zeichnen sich durch übereinstimmende Formen der 1. und 3. Person (Nicht-Adressat) im Präsens Singular aus.

Die Hilfsverben haben, sein und werden weisen teilweise uneinheitliche Flexionsmuster mit Suppletivformen auf.


Wie im Deutschen werden im Norwegischen zwei Hauptklassen – schwache und starke Verben – unterschieden. Grundlage dieser Einteilung ist, ebenfalls wie im Deutschen, die Form des Präteritums: Die schwachen Verben Verben bilden das Präteritum durch Suffigierung, d. h. durch Zufügung einer der Flexionsendungen (-et/a, -te, -de oder -dde), wodurch eine zweisilbige Präteritumsform entsteht, z. B.:

klaget/klaga, reiste, øvde, hadde

Starke Verben bilden wie im Deutschen ihre Präteritalformen (in der Regel) mit Hilfe des Ablauts (Vokalwechsel). Es werden keine weiteren Flexionsendungen zugefügt, die Form ist einsilbig, z. B.:

drive — dre(i)v, fyke — fø(y)k, drikke — drakk, se — så, slå — slo

Ein- bzw. Zweisilbigkeit bezieht sich hier auf das einsilbige Grundwort. Bei abgeleiteten oder zusammengesetzten Verben (z. B. an-grep, rund-stjal) kann das Ausgangsverb ggf. aus mehr als einer Silbe bestehen, vgl. Norsk referansegrammatikk (1997: 479).

Vokalwechsel kommt jedoch – ähnlich wie bei den Verben der gemischten Flexionsklasse im Deutschen – auch bei einer Teilklasse der schwachen Verben vor, die jedoch nicht als eigene Flexionsklasse ausgewiesen wird, z. B.:

selge — solgte, bringe — brakte

In einer weiteren (kleinen) Flexionsklasse werden die so genannten präterito-präsentische Verben (norw.: preterito-presentiske verb) zusammengefasst, die die meisten Modalverben – måtte (müssen), kunne (können), skulle (sollen), ville (wollen) – sowie vite (wissen) umfasst (vgl. Modalverben). Historisch gesehen sind diese aus starken Verben hervorgegangen, doch die ursprünglichen starken Präteritumsformen sind zur Präsensform geworden, während gleichzeitig eine neue zweisilbige Form im Präteritum entwickelt wurde und eine entsprechende neue schwache Form des Partizip Perfekt (vgl. Norsk referansegrammatikk 1997: 480), z. B.:

Infinitiv: vite (wissen) — Präsens: ve(i)t (weiß-/wiss-) — Präteritum: visste (wusst-) — Partizip Perfekt: visst (gewusst)
Infinitiv: kunne (können) — Präsens: kan (kann-/könn-) — Präteritum: kunne (konnt-) — Partizip Perfekt: kunnet (gekonnt)

Im Norwegischen bilden starke und schwache Verben die infinite Verbform Partizip Perfekt (norw.: perfektum partisipp) nur teilweise unterschiedlich. Schwache Verben bilden das Partizip Perfekt mit den Suffixen -et/-a, -t, -d oder -dd, starke Verben mit den Suffxen -et, -t, -tt, -d, -dt oder -dd. Bei den starken Verben sind die einsilbigen Partizipialformen (mit den Suffixen -t, -tt, -d, -dt, -dd) im Ausgangspunkt schwache Flexionsformen (d. h. die entsprechenden Verben flektieren im Prinzip nur im Präteritum stark), während die zweisilbige Form mit dem Suffix -et die eigentliche starke Partizipialform ist. Beispiele:

Han har reist. (Er ist gereist.): schwaches Verb
Han har skutt. (Er hat geschossen.): starkes Verb mit schwacher Partizipialform
Han har sunget. (Er hat gesungen.): starkes Verb mit starker Partizipialform.

Die Hilfsverben ha (haben), være (sein) und bli (werden) weisen auch im Norwegischen uneinheitliche Flexionsmuster auf (ha schwach, bli stark und være mit Suppletivform).

Ausführlichere Informationen zu den verbalen Flexionsklassen befinden sich in der Einheit Flexionsklassen der Verben.

Übung: Verbflexion

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Autor(en)
Wiebke Ramm
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