Präpositionalphrase

(norwegisch: preposisjonsfrase)

Andere Bezeichnungen:

Präpositionalgruppe, Präpositionalgefüge

Präpositionalphrase im Überblick

Kopf der Präpositionalphrase ist eine Präposition.
Der Kopf regiert den Kasus der folgenden Pronominal- oder Nominalphrase.
Präpositionalphrasen können sowohl Komplement als auch Supplement zum Verbalkomplex sein.

Bei einer Beschreibung des Bildes der Bücherwurm von Carl Spitzweg werden sicherlich diverse Präpositionalphrasen verwendet.

Spitzweg: Der Bücherwurm

Eine mögliche Auswahl von Präpositionalphrasen, die lokale Bezüge ausdrücken, könnte sein:

  1. Ein Mann steht auf einer Leiter.
  2. Ein Mann liest auf einer Leiter ein Buch.
  3. Er hat sich ein Buch aus einem Bücherregal genommen.
  4. Er schaut in ein Buch und hält ein weiteres in der Hand.
  5. Er hat ein Buch zwischen die Knie und ein anderes unter den Arm geklemmt.
  6. Ein Mann steht vor einem Regal.
  7. Wir sehen einen Mann auf einer Leiter.

Präpositionalphrasen verwenden wir in der sprachlichen Kommunikation, wenn wir Objekte unter bestimmten Gesichtspunkten zueinander in Bezug setzen. Die Relationen, die mit den Präpositionen ausgedrückt werden, können zu bestimmten semantischen Klassen zusammengefasst werden. Diese semantischen Klassen werden mit den folgenden Attributen bezeichnet:

8. An die oberste Reihe kommt der alte Herr nur mit der Leiter.lokal
9. Die oberen Reihen sind nur mit der Leiter zu erreichen.instrumental
10. Aus Liebe zur Literatur wird sich der Bücherwurm noch den Hals brechen. kausal
11. In diesem mörderisch heißen Sommer hält man es bestenfalls in der Bibliothek aus.temporal
12. Für seine geistige Erbauung ist dem Bücherwurm jedes Buch recht.final

Syntaktische Struktur

Die Abgrenzung der Wortarten Präposition und Adverb, bzw. der Phrasentypen Präpositionalphrase und Adverbphrase weicht in der norwegischen Grammatikdarstellung, zumindest in der Norsk referansegrammatikk, z.T. von der hier verwendeten ab:
In der Norsk referansegrammatikk werden Wörter wie inn, ut, opp, ned, hjem, bort, vekk, fram, tilbake sowie die entsprechenden Ableitungen mit -e (inne, ute, oppe etc.) zu den Präpositionen gerechnet. Entsprechende Phrasen wie in Han kom inn./Vil du helst sitte nede? gelten als Präpositionalphrasen (ohne Erweiterung). Auch Wörter mit deiktischer oder anaphorischer Funktion wie der, dit, her und hit gelten als Präpositionen, die entsprechenden Phrasen wie in Bilen står der./Kom hit!/Vi reiste derfra i går. sind also Präpositionalphrasen (ohne Erweiterung). Im Deutschen werden die entsprechenden Elemente hingegen zu den Adverbien bzw. Adverbphrasen gerechnet.


Rein morphologisch betrachtet handelt es sich bei einer Präpositionalphrase (PP) um eine Nominalphrase (NP), eine Pronominalphrase (PROP) oder eine Adverbphrase (ADVP) mit einer Präposition als Kopf:

KopfNPKopfNP
aufdem Lande landet
unterdem Regenbogenunderregnbuen
KopfPROPKopfPROP
füruns allefoross alle
vonmanchem aus Mannheimfranoen fra Mannheim
KopfADVPKopfADVP
fürjetztfor
fürviel spätertilsenere
vonhinten(bakfra ist im Norw. eine Präposition)


Der Kopf kann auch durch eine Infinitivkonstruktion erweitert werden:

KopfInfinitivkonstruktionKopfInfinitivkonstruktion
ohnejemanden zu fragenutenå spørre noen


Selten ist die Präposition Kopf einer darauf folgenden Präpositionalphrase:

KopfPPKopfPP
vonunter dem Ladentischfraunder disken
bisunterhalb des Wasserfallstilnedenfor fossen


Die Präposition als Kopf bildet in der Regel die linke Grenze der gesamten Phrase. Einige Präpositionen können und wenige müssen als Postpositionen nachgestellt werden:

wegen der widrigen Umstände
der widrigen Umstände wegen
Ihr zuliebe kommt Klaus mit ins Kino.
*Zuliebe ihr kommt Klaus mit ins Kino.

Beispiele für Postpositionen im Norwegischen: landet rundt, natten over, seg imellom, dagen ut.


Nur eine Präposition kann eindeutig als Zirkumposition die Nominalphrase umschließen:

um seiner Seele willen

Zirkumposition im Norwegischen: for mange år siden.


Die Präposition kann unter bestimmten Bedingungen mit dem definiten Artikel verschmolzen sein:

aufs Neue
beim Aufräumen
durchs Wasser
im Vorübergehen
ums Haar
vom Bäcker

Syntaktische Eigenschaften

Die Präposition als Kopf der Präpositionalphrase regiert im Deutschen den Kasus des Nomens oder des Pronomens der nachfolgenden Nominalphrase bzw. Pronominalphrase. Im Norwegischen gibt es, außer wenn ein Personalpronomen als Erweiterung (im Akkusativ) auf die Präposition folgt, keine Kasusrektion durch die Präposition.

deutschnorwegisch
Nominativ
Akkusativwider die Vernunft
für das Wohlbefinden
for deg
med henne
mot meg
Genitivwegen des schlechten Wetters
dank seiner
Dativauf dem Lande
beim Nachdenken


Manche Präpositionen können verschiedene Kasus regieren. Zum Beispiel:

anAkkusativ
Dativ
Sie hängt ihren Job an den Nagel.
Sie hängt an ihrem Job.
aufAkkusativ
Dativ
Er steigt auf den Apfelbaum.
Er sitzt auf dem Apfelbaum.
inAkkusativ
Dativ
Wir gehen morgen in die Oper.
In der Oper ist es immer sehr laut.
überAkkusativ
Dativ
Sie gehen über den Fluss.
Sie wohnen über dem Fluss.


Präpositionalphrasen können sowohl Komplement als auch Supplement zum Verbalkomplex sein und sind dann primäre Komponenten des Satzes:

KomplementSupplement
Heinz wohnt auf dem Lande.
Heinz bor på landet.
Auf dem Lande ist die Luft noch sauber.
På landet er luften fremdeles ren.
Es geht um die Zukunft.
Det handler om framtiden.
Heinz wird in Zukunft besser vorbereitet sein.
Heinz vil være bedre forberedt i framtiden.
Das ist nur wegen der hohen Steuern.Wegen seines Kummers isst er in großen Mengen.


Sind sie Supplemente, dann fungieren Präpositionalphrasen als Adverbialia, die Sätze oder Verbgruppen modifizieren.

Sie sind dann Satzadverbialia:

Am Montag hat er es immer schwer.
Unter solchen Bedingungen wünscht man sich Urlaub.

oder Verbgruppenadverbialia:

Die Kollegen arbeiten mit großem Einsatz.
Im Chor begrüßen sie ihren Chef.


Als Attribute modifizieren sie Nominalphrasen.
Sein Handeln wider alle Vernunft war unfassbar.
Er ist immer auf der Suche nach dem Guten im Leben.

Sie können dabei Nomen-Komplemente oder Nomen-Supplemente sein:

die Hoffnung auf ein besseres Leben
die Hoffnung auf Frieden auf Erden
die Hoffnung im Leben
das Trachten nach Ruhm und Ehre
das Trachten nach Ruhm und Ehre im Parteiausschuss
die Suche nach dem Schönen, Wahren und Guten im Leben
Träume in der Nacht

Attribute haben Komplementstatus, wenn sie auf Nominalphrasen bezogen werden, deren Kopf aus einem Verb abgeleitet ist, wenn es sich also um deverbale Substantive handelt. Führt man die Substantive auf das zugrunde liegende Verb zurück, werden die Präpositionalattribute mit Komplementstatus zu Präpositivkomplementen, die aufgrund der Valenz des Verbs gefordert werden.

Präpositionalattribut mit Nomen-KomplementstatusPräpositivkomplement
die Hoffnung auf Frieden
håp på fred
Die Menschen hoffen auf Frieden.
Menneskene håper på fred.
das Trachten nach Ruhm und EhreDer Kanzler trachtet nach Ruhm und Ehre.
die Suche nach der Wahrheit
søket etter sannheten
Alle suchen nach der Wahrheit.
Alle søker etter sannheten.


Präpositionalphrasen können auch Adjektivphrasen modifizieren.
Karoline stellte eine in jeder Hinsicht schlaue Frage.
Das Ergebnis ist im Kern falsch.

Semantisch-funktionale Eigenschaften

Die prototypische Funktion der Präpositionalphrase ist die Darstellung einer Relation zwischen einem in der Phrase ausgedrückten Gegenstand und einem außerhalb der Phrase liegenden Gegenstand. Sprachhistorisch betrachtet wurden mit Präpositionen zunächst räumliche Relationen ausgedrückt. Die Bedeutung der Präpositionalphrasen, die ursprünglich als Addition der einzelnen lexikalischen Teile (Präposition und Phrase) wahrgenommen wurde, ist bei vielen festen Präpositionalphrasen verblasst. Solche festen Syntagmen oder Wortgruppenlexeme werden als lexikalische Einheiten mit einer relativ festen Gesamtbedeutung wahrgenommen, die sich nicht mehr aus der Summe der Einzelbedeutungen zusammensetzt. Sie rücken damit in die Nähe von Phraseolexemen oder werden zusammen mit einer semantisch "leeren" Verbform Teil eines Funktionsverbgefüges.

wörtliche BedeutungDer Entwurf liegt auf dem Schreibtisch.
phraseologische BedeutungEr setzte seinen Entwurf auf Biegen und Brechen durch.
Teil eines FunktionsverbgefügesDer Entwurf steht für die Kommission auf Abruf.


Unterschiedlichste semantische Relationen können mit nur einer Wortform ausgedrückt werden. Es handelt sich dabei um polyseme Präpositionen wie hier z. B. bei der Präposition auf:

lokalDas Buch liegt auf dem Tisch.
temporalDie Vorstellung ist auf Tage hinaus ausverkauft.
kausalAuf Anraten seines Arztes nahm er das Medikament.
modalSie ist mit der Grammatik auf du und du.
......


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Autor(en)
Wiebke Ramm
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