Pronominalphrase

(norwegisch: pronomenfrase)

Andere Bezeichnungen:

Pronominalgruppe, Protermphrase

Pronominalphrase im Überblick

Der lexikalische Kopf einer Pronominalphrase (PROP) ist ein Pronomen. Das Pronomen steht in der Regel am linken Außenrand der Phrase. Der Kopf ist nur bedingt ausbaufähig.

Syntaktische Struktur

Der Kopf einer Pronominalphrase ist ein Pronomen (ich, du; er, sie; der; dieser; wer; jemand; niemand ... ). Das Pronomen steht bis auf wenige Ausnahmen am linken Außenrand der Phrase.


Die Einteilung und Beschreibung der Subklassen norwegischer Pronomina in der Norsk referansegrammatikk weicht teilweise von der hier verwendeten ab. Unter pronomen werden aufgeführt:

  • Personalpronomina (personlige pronomen) wie jeg, du, han/hun, den/det, vi, dere, de mit ihren entsprechenden Akkusativ- und Genitivformen,
  • das Reflexivpronomen (refleksivt pronomen)seg
  • das reziproke Pronomen (resiproke pronomen) hverandre,
  • die Interrogativpronomina (interrogative pronomen) hvem und hva,
  • sowie das unbestimmte Pronomen (ubestemt pronomen) man.

Als determinativer (Determinativa) – entsprechend den Artikeln in der hier vorliegenden Beschreibung – klassifiziert werden in der Norsk referansegrammatikk hingegen

  • possessiver (Possessiva) wie min/mitt, din/ditt, sin/sitt etc.
  • demonstrativer (Demonstrativa) wie den/det/de, denne/dette/disse, hvilken/hvilket/hvilke, slikt/slikt/slike, sånn/sånt/sånne, samme und annen/annet/andre,
  • sowie kvantorer (Quantoren) wie noen/noe/noen, ingen/intet/ingen, én/ett, en/et, enhver/ethvert, all/alt/alle und hver/hvert.

Es wird zwar in der Norsk referansegrammatikk darauf hingewiesen, dass einige determinativer auch in pronominaler Funktion auftreten können, die Unterscheidung ist jedoch weniger explizit als in der hier vorliegenden Beschreibung zum Deutschen.


KopfPronominalphrase
anaphorisches PersonalpronomenSie alle; er mit seinen Hirngespinsten; sie, die großen Grammatiker; es
Kommunikanten-Pronomenwir alle; ich, der wieder nichts kapiert hat; du allein; ihr
W-Pronomenwas alles; wer aus Mannheim; wen, den du willst; wer
Possessiv-Pronomenmeine alle; unsere mit dem roten Umschlag; eure, die mir nicht gefallen; deins
Indefinit-Pronomeneine, die ihm gefällt; irgendetwas, was schön ist; jemand
Demonstrativ-Pronomenderjenige hier; jene, die erwählt wurden; die im Dunkeln
Quantifikativ-Pronomensämtliche, die in der Grammatik Bescheid wissen; keiner von denen; alle


Linkserweiterung von Pronominalphrasen:

Gegenüber Nominalphrasen ist der Ausbau im Deutschen wie im Norwegischen stark eingeschränkt.

Im Deutschen können außer Fokuspartikeln und in wenigen Fällen Artikel keine lexikalischen Elemente links vor dem Pronomen stehen. Der definite Artikel kann nur bei Pronominalphrasen mit Possessiv-Pronomina, mit wenigen Indefinit-Pronomina und mit dem Quantifikativ-Pronomen alle als Kopf erscheinen.

Im Norwegischen kann der definite (bzw. demonstrative) Artikel den/det nur vor den Pronomina ene/eneste und andre (in der Norsk referansegrammatikk als kvantor beschrieben) stehen. Ansonsten sind links vor dem (Personal-)pronomen im Norwegischen nur fokussierende Elemente sowie in begrenztem Umfang Adjektive und Quantifikativ-Artikel (die wiederum unter kvantorer in der Norsk referansegrammatikk aufgeführt sind) möglich.


Linkserweiterung durch Fokuselemente:

Erweiterung durch deutschnorwegisch
Fokuspartikelallein sie, die große Künstlerin
sogar wir, die heute gekommen sind
bare hun som snakker nå
til og med vi som har kommet i dag


Linkserweiterung durch definite Artikel:

Kopf der Pronominalphrasedeutschnorwegisch
Possessiv-Pronomendie meine
die ihre
Indefinit-Pronomendie eineden ene
Quantifikativ-Pronomen alledie alle, die zu spät kommen


Andere Kombinationen von Artikel und Pronominalphrase sind im Deutschen nicht möglich:

*das deins
*der wen, den du kennst

Attribute, die z. B. eine Nominalphrase nach links erweitern können, sind bei der Pronominalphrase ausgeschlossen:

*schöne manche aus Mannheim
*blaue meine alle



Rechtserweiterung:

Erweiterung durchdeutsche Beispielenorwegische Beispiele
genitivische Nominalphrasen
(NP)
jene der Freunde
welche der Kandidaten
Präpositionalphrasen
(PP)
er aus Mannheim
er in seiner Zerstreutheit
han fra Mannheim
hun der
(Hinweis zu den Phrasentypen im Norwegischen)
Relativsätzealle (die), die gekommen sind
wir, die (wir) gerne gut essen
alle som har kommet
vi som liker å spise godt
appositive Zusätze sie, die Bundeskanzlerin
deins, ein ganz besonders gutes Stück
wir Studentinnen
wir Kinder
han læreren min
vi studenter
(begge) oss barna
Adverbphrasen
(ADVP)
er dort
sämtliche da hinten
(Hinweis zu den Phrasentypen im Norwegischen)
Quantifikativ-Pronominawir allevi alle
Adjektivphrasen
(ADJP)
ich persönlichjeg personlig
Fokuspartikelnsie allein
er selbst
hun allene
han selv

Syntaktische Eigenschaften

Pronominalphrasen können Komplemente zum Verbalkomplex sein und gehören in dieser Funktion zu den primären Komponenten des Satzes.

Sie glaubt ihm meistens alles.
Wir sind wieder wer.
Er, der den ganzen Vormittag vor sich hin geträumt hat, kommt zu spät.


Die Konstituentenabfolge unterliegt morphologischen und informationsstrukturellen Bedingungen: Je nachdem, ob es sich um Nominalphrasen oder Pronominalphrasen handelt, ändert sich die Konstituentenabfolge im Satz. Bei Nominalphrasen ist die unmarkierte Reihenfolge Dativ Akkusativ, bei (unbetonten, "unauffälligen") Personalpronomina ist die Reihenfolge umgekehrt Akkusativ Dativ:

Der Schüler gibt der Lehrerin den Aufsatz.
Der Schüler gibt ihn ihr.
Er gibt ihn ihr.

Wird ein Komplement durch eine Nominalphrase und ein anderes durch ein Pronomen repräsentiert, dann geht das Pronomen gewöhnlich der NP voran (nach dem informationsstrukturellen Prinzip – "leichte" (kurze) Konstituenten vor "schweren" (langen) Konstituenten):

Der Schüler gibt ihr den Aufsatz.
Der Schüler gibt ihn der Lehrerin.

Für weitere Informationen zu den Prinzipien der Abfolge nominaler und pronominaler Konstituenten: Wortstellung im Mittelfeld.


Als Attribute modifizieren sie Nominalphrasen.
Sie sind dabei Nomen-Komplemente oder Nomen-Supplemente:

das Trachten jener aus der Politik nach Ruhm und Ehre
das Trachten der Politiker, jener, die keine Skrupel haben, nach Ruhm und Ehre
Die Götter betrachten die Vorgänge auf der Welt, sämtliche, die uns Menschen betreffen.
die Hoffnung aller auf Frieden

Attribute haben Nomen-Komplementstatus, wenn sie auf Nominalphrasen bezogen werden, deren Kopf aus einem Verb abgeleitet ist, wenn es sich also um deverbale Substantive handelt. Führt man die Substantive auf das zugrunde liegende Verb zurück, werden die Attribute mit Nomen-Komplementstatus zu Komplementen, die aufgrund der Valenz des Verbs gefordert werden.

Attribut mit Nomen-KomplementstatusVerb-Komplement
das Trachten jener aus der Politik nach Ruhm und EhreJene aus der Politik trachten nach Ruhm und Ehre.
die Hoffnung aller auf FriedenAlle hoffen auf Frieden.

Semantisch-funktionale Eigenschaften

Pronominalphrasen besitzen im Text Verweis- bzw. Fortführungsfunktion. Sie verweisen entweder auf schon vorher eingeführte Nominalphrasen zurück und führen sie thematisch fort, dabei werden sie anaphorisch gebraucht, oder sie verweisen vor auf etwas, was im linearen Textverlauf noch eingeführt wird und werden dann kataphorisch verwendet.

Zum Text

Autor(en)
Wiebke Ramm
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