Zuordnungsproblematik
Inwieweit ist es problematisch, die Abtönungspartikeln quasi gleichberechtigt neben Satzadverbialia und Verbgruppenadverbialia als Supplemente zu bezeichnen?
Wenn man als primäre Komponenten (in anderen Grammatiktheorien: Satzglieder) nur Komplemente, Supplemente und den Verbalkomplex zulässt, muss jedes Element, jede Wortgruppe oder Phrase einer dieser drei Kategorien zugeordnet werden. Nach dem Ausschlussverfahren kommen für Abtönungspartikeln weder der Verbalkomplex noch Komplementstatus in Frage.
Von den drei Supplementtypen beziehen sich zwei auf den ganzen Satz, nämlich die Abtönungspartikeln und die Satzadverbialia. Die Nähe letzterer zu den Abtönungspartikeln ist besonders bei der Subklasse der modal abschwächenden Satzadverbialia (angeblich, eventuell, hoffentlich, wahrscheinlich, ... ) gegeben. Bei Sätzen wie
ist der Unterschied der „Satzbedeutung“ nur schwer festzumachen und damit die Zuordnung von wohl und wahrscheinlich zu zwei unterschiedlichen Supplementtypen problematisch. Das ist aber ein häufig auftretendes Problem bei der Grammatikschreibung. Man muss, sozusagen der Ordnung halber, Festlegungen treffen, die meist auf einen Kernbereich zutreffen, am Rande aber u. U. nicht oder nur bedingt gültig sind, d. h. Übergänge zu anderen Kategorien erkennen lassen.
Dennoch kann man diese unterschiedliche Zuordnung rechtfertigen. Bei den syntaktischen Bedingungen haben wir festgelegt, dass Abtönungspartikeln nicht allein im Vorfeld stehen können. Bei den Satzadverbialia ist das generell möglich:
Die Eigenschaft „Bezug auf den ganzen Satz“ bedeutet für Satzadverbialia, dass sie den Satz modifizieren, entweder, indem sie den Kontext spezifizieren, indem sie das Gesagte erweitern, modal abschwächen oder negieren. In dieser Weise beziehen sich Abtönungspartikeln nicht auf den ganzen Satz. Genauer muss man sagen: Abtönungspartikeln beziehen sich auf den ganzen Satz als kommunikative Einheit. Und damit ist mehr gemeint als nur die Satzbedeutung. Der Bezug erstreckt sich auch auf die Absichten des Sprechers, das Wissen und die Erwartungen des Hörers und das Verhältnis der beiden zueinander. All dies wird charakterisiert durch Abtönungspartikeln.