Adverbialia als Supplemente
andere Bezeichnungen:
Umstandsbestimmung, modifizierende Angabe
Adverbialia sind eine syntaktische Klasse und üben im Satz bestimmte Funktionen aus: Sie
können primäre Komponenten des Satzes sein, in dieser Funktion sind sie meistens Supplemente, unter
besonderen Umständen können sie aber auch Komplemente sein.
Das am häufigsten verwendete
Beispiel für ein Adverbiale, das für einen korrekten Satz des Deutschen notwendig ist, also die
Funktion eines Komplementes erfüllt, ist das situative Adverbialkomplement, das vom zweiwertigen Verb wohnen
gefordert wird:
Wird dieser Satz zum Beispiel durch einen temporalen Zusatz in Form einer Präpositionalphrase erweitert, dann handelt es sich bei dieser zweiten adverbialen Angabe um ein Supplement, da die temporale Angabe nicht vom Verb gefordert wird, d. h. für einen korrekten Satz des Deutschen nicht notwendig ist:
Bei weiteren adverbialen Zusätzen handelt es sich ebenso um Supplemente:
(die tageszeitung, 12.02.2005)
(die tageszeitung, 10.01.2003)
(Mannheimer Morgen, 07.02.2003)
Adverbialia können durch unterschiedliche Ausdrucksformen realisiert
werden:
Adverbien und Adverbphrasen (1), Adjektive und Adjektivphrasen (2), Nominalphrasen
(3), Präpositionalphrasen (4), Adjunktorphrasen (5), Nebensätze (6) und Infinitivkonstruktionen
(7).
(Hamburger Morgenpost, 16.01.2006)
(Berliner Zeitung, 16.06.2004)
[Die Welt (Online-Ausgabe), 15.12.2007]
(die tageszeitung, 23.08.2005)
(die tageszeitung, 12.02.2000)
(Die Presse, 16.09.2000)
(die tageszeitung, 13.05.2004)
(die tageszeitung, 08.01.2005)
(Mannheimer Morgen, 18.06.2004)
Adverbialia als Supplemente beziehen sich auf unterschiedliche Einheiten. Einerseits können sie sich auf ganze Sätze beziehen und charakterisieren die Satzbedeutung näher. Sie sind in diesem Fall Satzadverbialia:
(Berliner Zeitung, 15.03.2004)
Andererseits beziehen sie sich auf den Verbalkomplex bzw. auf den Verbalkomplex und damit verbundene Komplemente unterhalb der Satzebene und gehören der Klasse der Verbgruppenadverbialia an:
(Mannheimer Morgen, 07.08.2004)
Anna schiebt den Kinderwagen, als wäre sie in Australien.
(die tageszeitung, 02.03.2004)
Satzadverbialia und Verbgruppenadverbialia werden in vielen Grammatiken nicht unterschieden. Es gibt dort nur eine Adverbialia-Klasse.
Die Duden-Grammatik spricht von Kommentaradverbialia und bezeichnet damit Satzadverbialia und von Situativadverbialia, wenn Verbgruppenadverbialia gemeint sind.
Die zwei Adverbialgruppen können wiederum semantisch subklassifiziert
werden:
Semantische Subklassen der
Satzadverbialia
Semantische Subklassen der
Verbgruppenadverbialia
Allerdings ist die Klassenbildung nach semantischen
Kriterien in allen Bereichen der Sprachwissenschaft stets schwierig. Eine klare Grenzziehung
zwischen den einzelnen Klassen ist nicht immer möglich. Aus diesem Grunde sind die semantischen
Subklassen nur als Annäherung zu verstehen. Andere Klassenbildungen sind durchaus möglich. Für eine
semantische Feinanalyse sind die Frageformen zur Bestimmung der semantischen Adverb-Subklassen hilfreich.
Engel unterscheidet in seiner "Deutschen Grammatik" folgende Subklassen der Adverbialia: direktiv, final, graduativ, instrumental, kausal, komitativ, konditional, lokal, modifikativ, temporal.
Bei Helbig/Buscha finden wir: final, kausal, konditional, konsekutiv, konzessiv, lokal, modal, temporal.
Übung: Adverbialia und Satzbedeutung
Übung: Supplementtypen und ihre Ausdrucksformen
Übung: Verbgruppenadverbialia oder Satzadverbialia?
Übung: Verbgruppenadverbialia als Komplemente oder Supplemente?