Semantische Subklassen der Satzadverbialia
Bei den Satzadverbialia unterscheiden wir zwei semantische Großklassen - die modalen Satzadverbialia und die kontextspezifizierenden Satzadverbialia - und verschiedene Unterklassen.
Modale Satzadverbialia
Eine besondere Rolle spielen modale Satzadverbialia, die sich auf die Bewertung oder Gültigkeit einer Aussage beziehen. Dabei wird mit den Satzadverbialia der ausgedrückte Sachverhalt bestätigt, als möglich erachtet oder zurückgewiesen. Dementsprechend spricht man von assertiven, modal abschwächenden oder negativen Satzadverbialia.
Dieser Dreiteilung entspricht eine Wahrheitswertezuweisung der dreiwertigen Logik: wahr, unbestimmt und falsch.
Assertive Satzadverbialia
Assertive Satzadverbialia können durch unterschiedliche Ausdrücke (z. B.: Adverbien, Adjektive, Präpositionalphrasen oder Nebensätze) realisiert werden, die die gemachte Behauptung bestätigen oder für wahr erklären. Es sind Ausdrücke wie bedauerlicherweise, tatsächlich, offenkundig, wie erwartet wird.
Adverbien: auffallenderweise, bekanntermaßen,
bekanntlich, gottlob, gottseidank, zweifellos, zweifelsohne,
...
Adjektive: bestimmt, fraglos, gewiss, nachweislich,
notwendig, offensichtlich, selbstverständlich, ...
Präpositionalphrasen: zum Glück, mit Sicherheit, ohne Zweifel, ohne
Notwendigkeit, ...
Nebensätze bzw. entsprechende
Kurzformen: wie zu vermuten ist, wie erwartet, wie angenommen, ...
(Frankfurter Rundschau, 02.01.1998)
(Die Zeit (Online-Ausgabe), 04.03.2004)
(St. Galler Tagblatt, 13.05.2000)
(Zürcher Tagesanzeiger, 15.03.2000)
(Berliner Zeitung, 23.03.2000)
Modal abschwächende Satzadverbialia
Die modal abschwächenden Satzadverbialia drücken aus, dass die folgende Aussage möglicherweise wahr ist. Es sind Ausdrücke wie vielleicht, wahrscheinlich, wie angenommen.
Adverbien: hoffentlich, möglicherweise, normalerweise,
...
Adjektive: angeblich, anscheinend, eventuell,
...
formelhafte Wendungen: wie verlautet, wie verlässliche
Quellen vermelden, ...
(die tageszeitung, 18.01.2005)
(Mannheimer Morgen, 21.01.2003)
(Berliner Zeitung, 07.02.2004)
(Kleine Zeitung, 01.02.2000)
Negative Satzadverbialia
Negative Satzadverbialia drücken die Falschheit, das Nichtzutreffen der gemachten Aussage aus.
Es handelt sich bei den negativen Satzadverbialia um die Negationspartikel nicht und um Erweiterungen der Partikel wie gar nicht oder überhaupt nicht. Um Adverbien wie keineswegs, mitnichten, beinahe oder um Präpositionalphrasen wie auf keinen Fall, zu keiner Zeit.
Negationspartikel nicht + Erweiterung: nicht mehr,
fast nicht, immer noch nicht, ...
Adverbien: nirgendwo,
nirgends, nie, niemals, fast, ...
Präpositionalphrasen: an
keinem Ort, in keinem Jahr, in keiner Weise, ...
Nicht ist von all diesen Ausdrücken der mit der allgemeinsten Bedeutung, er bringt die Negation zum Ausdruck:
(die tageszeitung, 18.03.2004)
(die tageszeitung, 19.07.2004)
Alle anderen negativen Satzadverbialia drücken spezifizierte Negationen auf verschiedene Weise aus: Nie und niemals gelten zeitlich unbegrenzt (7, 8):
(die tageszeitung, 27.11.2003)
(Salzburger Nachrichten, 04.07.2000)
Nirgendwo und nirgends signalisieren, dass die Negation der folgenden Aussage an allen Orten gilt, auch im übertragenen Sinn (9, 10):
(die tageszeitung, 31.01.2004)
(Berliner Zeitung, 02.04.2003)
Keinesfalls, keineswegs und mitnichten verstärken die Negation (11, 12):
(Salzburger Nachrichten, 08.02.2000)
(Die Zeit (Online-Ausgabe), 29.01.2004)
Beinahe und fast drücken neben der Negation eines Sachverhalts auch aus, dass das Eintreten dieses Sachverhalts dennoch erwartbar oder wahrscheinlich war (13, 14):
(Zürcher Tagesanzeiger, 17.01.2000)
(Berliner Zeitung, 21.10.2004)
Kontextspezifizierende Satzadverbialia
Die kontextspezifizierenden Satzadverbialia dienen der genaueren Kontextbeschreibung von Sachverhalten. Es sind überwiegend Ausdrücke, die sich auf Ort, Raum und Zeit beziehen oder Ausdrücke, die eine Bedingung oder Voraussetzung für die gemachte Aussage darstellen. In dieser Klasse unterscheiden wir Temporaladverbialia, Lokaladverbialia, Quantifizierende Satzadverbialia und Redehintergrundadverbialia.
Temporaladverbialia
Mit Temporaladverbialia wird die zeitliche Situierung eines Sachverhaltes erreicht. Zu den Temporaladverbialia zählen: neulich, heute, jemals, bisher, wann, drei Wochen später, Nebensätze z. B. mit seit, solange, bis.
Adjektive: früher, später, augenblicklich,
...
Präpositionalphrasen: am Montag dieser Woche, im letzten
Sommer, ...
Nominalphrasen: diesen Montag, nächstes Jahr,
...
Nebensätze mit als, bevor, nachdem,
...
(die tageszeitung, 24.03.2004)
(Frankfurter Rundschau, 21.01.1997)
(Berliner Zeitung, 09.01.2003)
(St. Galler Tagblatt, 06.01.2001)
(Mannheimer Morgen, 09.01.2004)
Lokaladverbialia
Lokaladverbialia benennen Orte, an welchen der in der Aussage erwähnte Sachverhalt stattfindet oder legen den Sachverhalt im Raum fest. Dazu gehören Ausdrücke wie da, daran, draußen, östlich, links neben der Kirche.
Adverbien: irgendwo, woanders, nirgends, links, oberhalb,
...
Präpositionalphrasen: auf der Mauer, vor dem Haus, auf
dem Berg, ...
(St. Galler Tagblatt, 03.01.2001)
(die tageszeitung, 23.08.2003)
(Hamburger Morgenpost, 06.01.2006)
(St. Galler Tagblatt, 03.01.2001)
(Berliner Morgenpost, 06.07.1999)
(Frankfurter Rundschau, 07.03.1998)
Quantifizierende Satzadverbialia
Quantifizierende Satzadverbialia benennen die Häufigkeit des Eintretens oder die Dauer von Sachverhalten. Zu den quantifizierenden Satzadverbialia zählen u.a. manchmal, lange, drei Stunden, ewig, seit vier Tagen.
Adjektive: häufig, wiederholt, selten,
...
Adverbien: mehrmals, oft, immer, wieder,
...
Nominalphrasen: jeden Tag, drei Stunden, eine Minute,
...
Präpositionalphrasen: zum wiederholten Mal,
...
(die tageszeitung, 02.01.2002)
(Mannheimer Morgen, 23.02.2004)
(Berliner Zeitung, 24.02.2001)
(Die Presse, 07.02.1998)
Redehintergrundadverbialia
Mit Redehintergrundadverbialia wird der Kontext, in welchen die Aussage eingebettet ist, unter verschiedenen Gesichtspunkten konkretisiert. Im Einzelnen kann dies z. B. eine Bedingung, eine Begründung, eine Folge, ein Zweck oder ein Gegensatz sein. Die folgenden Ausdrucksformen zählen zu den Redehintergrundadverbialia: seinetwegen, seinethalben, infolgedessen, Nebensätze mit obwohl, dass etc.
Präpositionalphrasen: wegen des enormen Aufwands, ungeachtet der
gestrigen Vorfälle, trotz der schlechten Prognosen, ...
Adverbien:
dafür, deshalb, darum, ...
Nebensätze mit wenn,
weil, (so)dass, ...
(Berliner Zeitung, 23.03.2004)
(Berliner Zeitung, 07.01.2004)
(Berliner Zeitung, 10.01.2004)
(Die Zeit (Online-Ausgabe), 22.04.2004)
Übung: Subklassen der Satzadverbialia
Übung: Subklassen der modalen Satzadverbialia
Übung: Subklassen der kontextspezifizierenden Satzadverbialia