Semantische Subklassen der Verbgruppenadverbialia
Verbgruppenadverbialia als Supplemente beziehen sich auf unterschiedliche Ausdrücke unterhalb der Satzebene. Dabei kann man verschiedene semantische Subklassen unterscheiden.
Die semantische Subklassifizierung ist in der Grammatikschreibung nicht einheitlich. Die Grenzen zwischen den einzelnen Klassen sind oftmals unscharf, manchmal werden auch Subklassen von Subklassen erwähnt. Wir gehen von einem Grundinventar von Subklassen aus, ohne den Anspruch einer völlig differenzierten semantischen Subklassifizierung zu haben.
Verbgruppenadverbialia modifizieren die semantische Ausprägung eines Ereignisses, indem sie es graduieren, sich auf physikalische Sachverhalte oder subjektive Befindlichkeiten beziehen, Mittel oder Begleiter eines Ereignisses angeben, oder indem sie es bewerten. Mit Verbgruppenadverbialia können Mengenverhältnisse ausgedrückt werden. Es können auch Begründungsverhältnisse zwischen einem einfachen Sachverhalt und dem durch das Adverbiale modifizierten Sachverhalt ausgedrückt werden.
1. Modifizierende Verbgruppenadverbialia
Durch Ausdrücke dieser Subklasse können ein oder mehrere Aspekte der Handlung oder des Sachverhaltes modifiziert bzw. abgestuft werden.
Beispiele:
schnell, langsam, träge, umständlich,
ungern, mit Begeisterung
(Die Zeit (Online-Ausgabe), 01.07.2004)
(die tageszeitung, 20.05.1996)
(die tageszeitung, 07.01.2005)
(Berliner Zeitung, 17.01.2004)
2. Bewertende Verbgruppenadverbialia
Mit Verbgruppenadverbialia dieser Gruppe kann der Wert von Handlungen oder Sachverhalten eingeschätzt werden.
Beispiele:
gut, schlecht, richtig
(die tageszeitung, 18.01.1990)
(Züricher Tagesanzeiger, 15.01.2000)
3. Instrumentale und komitative Verbgruppenadverbialia
Instrumentale und komitative Verbgruppenadverbialia bezeichnen Hilfsmittel bzw. führen weitere Handlungs-/Ereignisbeteiligte ein.
Beispiele:
damit, mit dem Computer
(Die Zeit, 27.12.1985)
(St. Galler Tagblatt, 16.03.2000)
4. Quantifizierende Verbgruppenadverbialia
Mit quantifizierenden Verbgruppenadverbialia können Mengen und Teil-Ganzes-Relationen bezüglich der Handlungs-/Ereignisbeteiligten ausgedrückt werden.
Beispiele:
allein, gemeinsam, zur
Hälfte
(die tageszeitung, 10.01.2005)
(die tageszeitung, 03.01.2005)
5. Relationale Verbgruppenadverbialia
In dieser semantischen Subklasse fassen wir zwei Typen von Verbgruppenadverbialia zusammen, mit deren Hilfe relationale Beziehungen zwischen zwei Sachverhalten ausgedrückt werden. Es handelt sich dabei um die kausativen und die resultativen Verbgruppenadverbialia.
Kausative Verbgruppenadverbialia
Ist ein Sachverhalt Ursache für einen neuen Folgesachverhalt, der durch Adverbialia ausgedrückt wird, wird von kausativen Verbgruppenadverbialia gesprochen.
Beispiele:
tödlich, erfolgreich, laut,
sichtbar
(Berliner Zeitung, 06.11.2004)
(Mannheimer Morgen, 31.12.2003)
Die kausativen Verbgruppenadverbialia drücken eine Relation zwischen zwei Aspekten, einer Ursache (Causa) und einem davon abhängigen Resultat, aus. Sie selbst sind der Ausdruck eines Resultats, das auf eine Ursache rückführbar ist.
In Beispiel (12) ist das nicht modifizierte Ereignis (ohne das Verbgruppenadverbiale) die
Ursache (Causa):
Vorsitzender Hubert Becker atmete auf, das Adverbiale
(hörbar) drückt das Resultat aus.
Resultative Verbgruppenadverbialia
Resultative Verbgruppenadverbialia können Eigenschaften ausdrücken, die Ursache für einen Sachverhalt sind.
Beispiele:
dankbar, willentlich, aus
eigenem Antrieb
(Die Zeit (Online-Ausgabe), 05.02.2004)
(Berliner Zeitung, 09.06.2005)
Die resultativen Verbgruppenadverbialia drücken ebenfalls eine Relation
zwischen zwei Aspekten, einer Ursache (Causa) und einem davon abhängigen Resultat, aus. Jedoch ist
bei ihnen, im Vergleich zu den kausativen Verbgruppenadverbialia, die Relation umgekehrt.
Die resultativen Verbgruppenadverbialia sind Ausdruck einer Ursache. Diese Ursache
bewirkt ein Resultat. Das Resultat wird durch denjenigen Aspekt erreicht, der durch das resultative
Adverbiale ausgedrückt wird. Resultative Verbgruppenadverbialia führen also hin zu einem Resultat
und sind nicht selbst das Resultat.
In Beispiel (14) ist das nicht modifizierte Ereignis (ohne das Verbgruppenadverbiale) das
Resultat:
Ich [...] befolgte die Bitte des Publikums,
das Adverbiale (gehorsam) drückt die Ursache aus.