Folgen von Ereignissen ausdrücken

Zum expliziten Ausdruck von Folgen werden auf Deutsch die folgenden grammatischen Elemente verwendet:

Mit diesen grammatischen Elementen können wir:

Zwei Ereignisse in eine Ursache-Folge-Relation bringen

In diesem Fall können wir z.B. Konsekutivsätze mit sodass und die oben genannten Adverbkonnektoren verwenden. Die Sätze (1) bis (5) folgen alle dem Schema "Ereignis A ist die Folge von Ereignis B".

(1) Besonders 2012 war das Wetter extrem schlecht, sodass die ganze Strecke sehr rutschig und aufgeweicht war. (Rhein-Zeitung, 05.05.2015, S. 14)
(2) Besonders 2012 war das Wetter extrem schlecht, deshalb war die ganze Strecke sehr rutschig und aufgeweicht.
(3) Besonders 2012 war das Wetter extrem schlecht, deswegen war die ganze Strecke sehr rutschig und aufgeweicht.
(4) Besonders 2012 war das Wetter extrem schlecht, daher war die ganze Strecke sehr rutschig und aufgeweicht.
(5) Besonders 2012 war das Wetter extrem schlecht, infolgedessen war die ganze Strecke sehr rutschig und aufgeweicht.
HINWEIS: In Sätzen wie (1) bis (5) steht das Folge-Ereignis (in diesem Fall Ereignis A) immer rechts in der Linearstruktur, also nach der Ursache. In Sätzen wie (1) ist das Folge-Ereignis als Verbletztsatz formuliert (sprich: Verb am Ende). In Sätzen wie (2) bis (5) ist das Folge-Ereignis als Verbzweitsatz formuliert (sprich: Verb in 2. Position).

Sätze wie (1) bis (5) können wir auch mit grammatischen Elementen zum Ausdruck von Ursachen formulieren. Wir können beispielsweise sagen:

(6) Die ganze Strecke war sehr rutschig und aufgeweicht, weil das Wetter besonders 2012 extrem schlecht war.
(7) Wegen des besonders 2012 extrem schlechten Wetters war die Strecke sehr rutschig und aufgeweicht.

Die Sätze (1) bis (5) bzw. (6) und (7) vermitteln die gleiche Grundinformation, aber sie werden in unterschiedlichen Kontexten verwendet. Welche Kontexte können das sein? Finden Sie es in der folgenden Aufgabe heraus, in der zwei unterschiedliche Fragen für unterschiedliche Kontexte stehen:

Welche der Sätze (1) bis (7) passen als Antwort auf die Frage A bzw. B?
FRAGE A: Warum war die Strecke sehr rutschig und aufgeweicht?
FRAGE B: Welche Auswirkung hatte das Wetter auf den Zustand der Strecke?

FRAGE A: Sätze (6), (7)

FRAGE B: Sätze (1), (2), (3), (4), (5)

Die Sätze (1), (2), (3), (4), (5) geben eine Information darüber, was für Folgen Ereignis B hat.
Die Sätze (6), (7) geben eine Information darüber, warum Ereignis A stattfindet.

Das Ausmaß eines Ereignisses durch seine Folgen definieren

Fall a) Ereignis A legt das Ausmaß von Ereignis B fest

Vergleichen wir die folgenden zwei Sätze:

(7) Ich habe viel gegessen, sodass ich Bauchschmerzen habe.
(8) Ich habe so viel gegessen, dass ich Bauchschmerzen habe.

Die Sätze (7) und (8) sind sich zwar sehr ähnlich, aber sie haben nicht die genau gleiche Bedeutung. Satz (7) folgt demselben Schema wie die Sätze (1) bis (5), und zwar „Ereignis A ist die Folge von Ereignis B“. Das bedeutet: Ereignis A findet statt, weil Ereignis B stattfindet. Sätze wie (8) haben eine andere Funktion. Sie sagen: Ereignis A findet nicht nur deshalb statt, weil Ereignis B stattfindet, sondern weil Ereignis B in einem bestimmten Ausmaß stattfindet. Was bedeutet „in einem bestimmten Ausmaß“? Im Alltag haben wir oft mit messbaren Größen zu tun, z.B. Menge, Größe Gewicht, Lautstärke, Schwierigkeit, Intensität. Wenn ich z.B. einen Satz mit dem Verb essen bilde, kann ich sagen, was ich esse, und auch, wie viel ich esse (also die Menge). Eine Menge kann groß oder klein sein, d.h. ihr Ausmaß ist variabel. Genauso kann ein Gefühl stark oder schwach sein, d.h. sein Ausmaß ist variabel. Das Gewicht von Gegenständen kann gering oder hoch sein, d.h. das Ausmaß der physikalischen Größe Gewicht ist variabel.

Zur Festlegung des Ausmaßes von etwas sind mindestens zwei Wege möglich:

  • Angabe von objektiven Werten, z.B. nach dem Muster Maßeinheit + Zahl (15 Kilogramm, 2 Meter, 10 Tage, 120 Dezibel usw.)
  • Angabe der Folgen, wenn ein bestimmtes Ausmaß erreicht wird

Uns interessiert gerade der zweite Weg, denn genau zu diesem Zweck brauchen wir Konsekutivsätze mit so…dass wie in (8). Diese haben nämlich die Funktion, das Ausmaß eines Ereignisses in Relation zu seinen Folgen zu definieren.

Fall b) Das Ausmaß von Ereignis B verhindert Ereignis A

Verwendbare grammatische Elemente:

(9) «Vielleicht sind sie zu stolz oder zu dumm, als dass sie um diese Hilfe bitten würden (dpa,05.02.2020)
(10) Aber ich will nicht länger nerven – vielleicht bin nur ich zu dumm, zu begreifen, was für andere klar und einleuchtend ist. (http://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion: Königseiche: Wikipedia, 2011)
(11) Ist ihr Tag auch viel zu kurz, um alle Aufgaben erledigen zu können? (Braunschweiger Zeitung, 17.01.2009)
Fall c) Das Ausmaß von Ereignis B reicht dafür aus, dass Ereignis A stattfindet

Verwendbare grammatische Elemente:

  • Konsekutivsätze mit genug (...), dass
(12) Der Wildpfad durch den Wald war jetzt Ende Mai noch breit genug, dass er nicht zu verfehlen war. (Nürnberger Zeitung, 08.08.2003)
(13) "Wir sind Profis genug genug, dass wir das klären können." (Nürnberger Zeitung, 08.08.2003)
  • genug (...) zu + Infinitiv
(14) Aber Höhrs Spielertrainer Stefan Waßmann ist auch selbstkritisch genug einzugestehen, dass "wenn man Fehler macht und der Gegner die ausnutzt, haben sie den Sieg auch verdient." (Rhein-Zeitung, 04.04.2009)
  • genug (...), um...zu + Infinitiv
(15) Das wäre eigentlich genug Grund, um direkt wieder über den plötzlichen Winter zu schimpfen. (Braunschweiger Zeitung, 07.01.2009)
(16) Doch präsentierte sich das Team stark genug, um die Gegner in den Vorrunden zu dominieren. (Braunschweiger Zeitung, 12.01.2009)

Die Art und Weise eines Ereignisses durch seine Folgen definieren

Konsekutivsätze mit so…dass können wir zu einem weiteren Zweck verwenden. Sie definieren nämlich nicht nur das Ausmaß des Ursache-Ereignisses, sondern auch seine Art und Weise. Das heißt: Ereignis B findet auf eine bestimmte Art und Weise statt, die zu Ereignis A führt.

(17) Insbesondere im Erdgeschoss sind Fenster so angeordnet, dass aus allen vier Himmelsrichtungen natürliches Licht einfallen kann. (Braunschweiger Zeitung, 17.01.2009)
HINWEIS: Die Partikel so in so…dass kann zwei Bedeutungen haben. In Sätzen wie (8) bedeutet sie „in einem solchen Ausmaß“. In Sätzen wie (17) bedeutet sie „auf eine solche Art und Weise“.

Irreale Folgen

Die bisherigen Beispielsätze beschreiben Situationen, in denen Ereignis A eine konkrete, reale Folge von Ereignis B ist. Es gibt aber auch den Fall, dass eine mögliche Folge eines Ereignisses eben nur möglich bleibt und gar nicht eintritt.

In diesem Fall brauchen wir ein weiteres grammatisches Element, und zwar Konsekutivsätze mit ohne, dass:

(18) So könnten die Beitragszahler um 0,6 Prozentpunkte entlastet werden – «ohne dass die Qualität der Versorgung Schaden nähme» (Mannheimer Morgen, 10.11.2006)
(19) In der Schule war sie ehrgeizig , ohne dass ihre Mitschüler ihr das übel genommen hätten. (Braunschweiger Zeitung, 31.10.2009)
(20) Man kann eine neue Straße bauen, ohne dass Häuser abgerissen werden müssen, ohne dass der S-Bahn-Verkehr über Wochen stillsteht und ohne dass Anwohner plötzlich das Gefühl haben, an einer Hauptverkehrsachse zu leben. (die tageszeitung, 07.04.2009, S. 22)

In den Sätzen (18) bis (20) ist Ereignis A nur eine mögliche, mehr oder weniger erwartbare Folge von Ereignis B, die dann jedoch nicht stattfindet. Das heißt: Ereignis B könnte zu Ereignis A führen, tut es aber nicht.

In (18) heißt das: Die Entlastung der Beitragszahler könnte zur Folge haben, dass die Qualität der Versorgung Schaden nimmt. Das passiert aber nicht.
In (19) heißt das: In der Schule war sie ehrgeizig. Das hätte zur Folge haben können, dass ihre Mitschüler ihr das übelnehmen. Das ist aber nicht passiert.
In (20) heißt das: Der Bau einer neuen Straße kann zur Folge haben, dass Häuser abgerissen werden müssen, dass der S-Bahn Verkehr über Wochen stillsteht und dass Anwohner plötzlich das Gefühl haben, an einer Hauptverkehrsachse zu leben. All das muss aber nicht passieren.
HINWEIS: Sätze mit ohne dass können weitere Funktionen haben. Mehr dazu finden Sie hier .

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Autor(en)
Giorgio Antonioli
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