Formenbestand

Indikativ wie Konjunktiv haben Personalformen für Präsens und Präteritum.

Indikativ

Im Indikativ bestehen die Formen bei starken und schwachen Verben jeweils aus Präsens- oder Präteritalstamm und Präsens- oder Präteritalendung.

Indikativ Präsens

Im Indikativ Präsens sind die Endungen bei starken und schwachen Verben identisch.

PersonStammSingularPlural
1.
2.
3.
komm/ spiel
e
st
t
en
t
en

Indikativ Präteritum

Im Präteritum unterscheiden sich starke und schwache Verben.

  • Der Präteritalstamm starker Verben weist gegenüber dem Präsensstamm einen Vokalwechsel, den sogenannten Ablaut auf: kam.
  • Der Präteritalstamm der schwachen Verben wird durch Affigierung von [-te] an den Präsensstamm gebildet: spielte.
starkschwach
PersonStammSingularPlural
1.
2.
3.
kam
ging
-
st
-
en
t
en
PersonStammSingularPlural
1.
2.
3.
spiel + te
wart + ete
-
st
-
n
t
n

Der Unterschied zwischen starken und schwachen Formen in der 1. und der 3. Person Plural kommt in gesprochener Sprache aufgrund der Auslassung des /ə/ (/Schwa/) kaum zum Tragen.

Im Präsens- wie im Präterialstamm kann vor Endungen ohne <e> unter bestimmten Voraussetzungen ein <e> eingeschoben werden. Wenn der Stamm auf <d> oder <t> oder auf nasalischem Doppelkonsonant endet, ist dies bei starken und schwachen Verben im Präsens obligatorisch.

starkschwach
PersonStammSingularPlural
2.
3.
find
gleit
schwind
e-st
e-t
e-t
-
PersonStammSingularPlural
2.
3.
end
rett
atm
e-st
e-t
e-t
-

Archaisch und nur fakultativ ist die Erweiterung bei den aufgeführten starken Verben in der 2. Person Singular Präteritum: fand(e)st, glitt(e)st. Archaisch wirkt generell die [e]-Einfügung bei starken Verben, die auf [s], [ß], [sch] oder [z] enden: sitz(e)st, sitz(e)t, saß(e)st/saßt, saß(e)t, reiß(e)st/reißt, reiß(e)t, riss(e)st/risst, riss(e)t.

Diese phonetisch bedingte <e>-Einfügung vor der Personalendung entspricht der <e>-Einfügung vor dem Präteritalsuffix <-te> der schwachen Verben.

Ein Vergleich der Paradigmen von Indikativ Präsens und Präteritum zeigt, dass nur die Flexionsendungen der 1. und 3. Person Singular in Präsens und Präteritum deutlich unterschieden sind. Die übrigen Flexionsendungen stimmen weitgehend überein.

Konjunktiv

Sieht man vom Problem des häufigen Synkretismus ab, lässt sich - bezogen auf geschriebene Standardsprache - dem Indikativparadigma jedes Verbs systematisch ein vollständiges Konjunktivparadigma gegenüberstellen. Dabei genügt es, dem Indikativ Präsens einen Konjunktiv 'Präsens' zuzuordnen und dem Indikativ Präteritum einen Konjunktiv 'Präteritum'. 'Präsens' und 'Präteritum' sind dabei rein morphologische Kategorien der Bildbarkeit auf Grund des jeweiligen Präsens- bzw. Präteritalstammes. Sie sind nicht als die Tempuskategorien Präsens und Präteritum zu verstehen!

Als Konjunktivmorpheme fungieren generell - sofern nicht stammauslautend vorhanden - um [e], [ə] erweiterte Präteritalendungen: [e], [est], [e], [en], [et], [en].

Der Konjunktiv 'Präsens' entsteht durch Anfügung dieser Endungen an den Präsensstamm, wobei bei den starken Verben der Stammvokal des Infinitivs, also ohne so genannte Brechung zugrunde liegt (treff versus triff, geb versus gib).

Der Konjunktiv 'Präteritum' entsteht durch Anfügung an den Präteritalstamm. Bei schwachen Verben ergibt sich somit ein vollständiger Synkretismus zwischen Indikativ und Konjunktiv Präteritum. Bei starken Verben tritt, soweit möglich, Umlaut des Präteritalstammes ein.

gab - gäbe
kam - käme

Bei einer Reihe starker Verben ist der Konjunktiv 'Präteritum' nicht durch Umlaut aus dem Präteritalstamm abgeleitet.

starb - stürbe
warb - würbe
verdarb - verdürbe
warf - würfe

Neben regulär gebildeten Formen findet sich in manchen Fällen auch eine Form mit abweichendem Vokal.

begann - begänne - begönne
empfahl - empfähle - empföhle
galt - gälte - gölte
gewann - gewänne - gewönne
stahl - stähle - stöhle
stand - stände - stünde

Der Konjunktiv Präteritum starker Verben wird in aller Regel nur selten verwendet. In modernen Texten wirkt er auf Manche skurril.

Zwar sei für ihn diese Möglichkeit auf ein halbes Jahr begrenzt, er empfähle sich so aber für den ersten Arbeitsmarkt.
(Rhein-Zeitung, 22.10.2003, o. S.)
Wasser oder Bier hülfe nicht bei scharfen Gewürzen wie Chili, geben besser wissende Ernährungsberater/innen zu verstehen.
(St. Galler Tagblatt, 7.1.2010, 42)

Die periphrastischen Formen des Paradigmas ergeben sich - wie im Indikativ - durch Kombination mit den finiten Konjunktivformen von sein/ haben, werden + Infinitiv (Futur) und werden + Partizip II (Passiv).

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Autor(en)
Gisela Zifonun, Bruno Strecker
Bearbeiter
Elke Donalies
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