Verwendung von Indikativ und Konjunktiv

Die Verwendungsweisen von Konjunktiv und Indikativ lassen sich nicht leicht auf einen Nenner bringen. Beide werden, grob gesehen, in zwei Kontextarten verwendet.

Ein Modalitätskontext liegt etwa im folgenden Beispiel vor.

Ich bin Damenschneiderin geworden. - Ja? - Also wäre ich geworden, wenn ich's zuende gemacht hätte.
(Heike Makatsch und Stefan Siller 1997 in SDR 3/ Leute)

Einen typische Indirektheitskontexte zeigt das nächste Beispiel, bei dem, wie man an der hinzugestellten Variante sieht, auch ein anderer Verbmodus gewählt werden könnte.

Sie sei, sagt sie, schließlich nicht versnobt.
(Wolfgang Heim 1994 in SDR 3/ Leute)

Sie ist, sagte sie, schließlich nicht versnobt.

Neben Kontexten, in denen Indirektheit ohne Modalität vorliegt, finden sich auch indirekte Modalitätskontexte.

Sein Agent Tom Jennings sagte, er hätte eine ähnliche Karriere wie Charles Bronson oder Clint Eastwood erreichen können, wenn er früher in die USA zurückgekehrt wäre.
(Mannheimer Morgen 18.12.1989, o.S.)

Indirektheitskontexte und Modalitätskontexte haben jeweils als Pendant sogenannte Direktheitskontexte und Faktizitätskontexte. Der Konjunktiv schließt solche Kontexte aus. Er ist ausschließlich in Indirektheits- und Modalitätskontexten zu gebrauchen. Der Indikativ ist in dieser Hinsicht offen. Er kann in Direktheitskontexten ebenso gebraucht werden wie in Indirektheitskontexten, in Faktizitätskontexten ebenso wie in Modalitätskontexten. Dabei bilden Direktheitskontext und Faktizitätskontext den Standardfall, der immer dann vorliegt, wenn ein Übergang zu Indirektheit oder Modalität nicht eigens signalisiert wird.

Die Art des Kontextes wirkt sich nicht allein pauschal darauf aus, ob Indikativ oder Konjunktiv zu verwenden sind. Sie ist zugleich bestimmend für die Rolle des Tempus im Konjunktiv.

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Autor(en)
Gisela Zifonun, Bruno Strecker
Bearbeiter
Elke Donalies
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