Indirektheitskontexte
Einen wichtigen Anwendungsbereich für Konjunktive bilden sogenannte Indirektheitskontexte, in denen ein Sprecher Informationen nicht als aktuales eigenes Wissen ausgibt, sondern als
- etwas, das er selbst zu einer anderen Zeit als der Sprechzeit gesagt hat oder sagen könnte,
- etwas, das ein anderer zu einer anderen Zeit als der Sprechzeit gesagt hat oder sagen könnte,
- etwas, das er selbst oder ein anderer denken, fühlen oder empfinden könnte.
Hier einige Beispiele, die veranschaulichen, welche Konfigurationen solcher Indirektheitskontexte auftreten können:
Indirektheitskontext | Quelle |
Ich sagte damals, es gehe uns um Verständigung. | eine Äußerung des Sprechers selbst |
Er sagte mir, er sei krank. | eine Äußerung einer anderen Person |
Ich werde ihnen erzählen, ich sei im Ausland gewesen. | eine gedachte Äußerung des Sprechers |
Man könnte einwenden, dass dies zu kompliziert sei. | eine ausdrücklich als gedacht markierte Äußerung des Sprechers |
Er wird behaupten, er sei rechtzeitig losgefahren. | eine gedachte Äußerung einer anderen Person |
Ich hätte nie geglaubt, dass er so traurig sein könnte. | eine Vermutung über eine Empfindung eines anderen Wesens |
Liegt ein Bezug auf eine tatsächliche oder auch gedachte Äußerung vor, bezeichnet man die Verwendungsweise als indirekte Redewiedergabe. So wird mit Ich sagte damals, es gehe uns um Verständigung eine frühere Äußerung des Sprechers wiedergegeben, nämlich Es geht uns um Verständigung. Werden eigene oder fremde Gedanken wiedergegeben, die vorab noch keinen sprachlichen Ausdruck gefunden hatten, findet sich keine Originaläußerung; dann wäre es irreführend, von indirekter 'Rede' zu sprechen. Verwendungszusammenhänge dieser Art sind deshalb besser als Kontexte der Gedanken- und Einstellungspräsentation zu bezeichnen.
Bei Indirektheitskontexten lassen sich zwei Formen unterscheiden:
- Indirektheitskontexte ohne Modalitätskomponente, d. h. Kontexte, in denen etwas aufgegriffen wird, das nicht bereits in einem Modalitätskontext stand.
- Indirektheitskontexte mit Modalitätskomponente, d. h. Kontexte, in denen etwas aufgegriffen wird, das in einem Modalitätskontext stand.
Vgl. vertiefend Mit welchen Mitteln kann Indirektheit zum Ausdruck gebracht werden?
Siehe auch: