Flexion der Adjektive

Adjektive fungieren in erster Linie als Modifikatoren von Nomina und dienen der zusätzlichen Charakterisierung von Gegenständen oder der Zuschreibung von Eigenschaften. Adjektive werden in den drei Steigerungsstufen Positiv (z.B. schön), Komparativ (schöner) und Superlativ (schönst-) kompariert und in attributiver Verwendung nach Kasus, Genus und Numerus dekliniert. Komparation und Deklination stellen für Adjektive unabhängige, durch verschiedene Marker gekennzeichnete und an einer Wortform gleichzeitig agglutinierend wirkende Formen der Flexion dar (schönere Blumen). Sie können als Attribute, als Prädikativkomplemente und als Adverbialia fungieren. Zu den Adjektiven zählt auch das aus einem Verb gebildete Partizip I. Das Partizip II ist eine Flexionsform des Verbs, die auch als Adjektiv gebraucht werden kann (vgl. Verbflexion).

Beispiele:

  • Attribut: ein katastrophales Ergebnis
  • Prädikativkomplement: das Ergebnis war katastrophal
  • Adverbiale: sie lügt katastrophal
  • Partizip I / II: ein schockierendes Ergebnis / die schockierten Besucher
  • Komparation: ein katastrophaleres Ergebnis / das katastrophalste Ergebnis


Im Norwegischen haben Adjektive (norw.: adjektiver) die gleiche Funktion wie im Deutschen. Sie flektieren ebenfalls nach Genus und Numerus, jedoch nicht nach Kasus, und im Unterschied zum Deutschen flektieren sie im Norwegischen auch in prädikativer und adverbialer Verwendung. Wie im Deutschen werden sie in den drei Steigerungsstufen Positiv (norw.: positiv), Komparativ (norw: komparativ) und Superlativ (norw.: superlativ) kompariert, wobei es im Unterschied zum Deutschen neben einer morphologischen Markierung der Komparation (fin, finer, finest) auch eine analytische Form (fantastisk, mer fantastisk, mest fantastisk) gibt. Adjektive können auch im Norwegischen als Attribute, als Prädikativkomplemente und als Adverbialia fungieren. Die Partizipialformen presens partisipp und perfektum partisipp können auch im Norwegischen Adjektiveigenschaften haben. In der Norsk referansegrammatik (1997: 119, 345) werden jedoch beide (in ihren adjektivischen Verwendungsformen) zu den Adjektiven gerechnet (vgl. Adjektivphrase). Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass insbesondere das Verhältnis zwischen Adjektiv und perfektum partisipp umstritten ist (Norsk referansegrammatik: 345).

Beispiele:

  • Attribut: et katastrofalt resultat
  • Prädikativkomplement: resultatet var katastrofalt
  • Adverbiale: han synger høyt
  • presens partisipp/perfektum partisipp: et sjokkerende resultat/de sjokkerte naboene
  • Komparation: et dårligere resultat / det dårligste resultatet

Die Flexion von Partizipialphrasen in adjektivischer Verwendung weicht etwas von der gewöhnlicher Adjektive ab. Im presens partisipp erhalten Verben die Endung -(e)nde und werden nicht weiter flektiert (et syngende folk, en syngende gutt, syngende mennesker). Vom perfektum partisipp abgeleitete Adjektive flektieren stark und schwach wie andere Adjektive, jedoch nach etwas anderen Mustern als gewöhnliche Adjektive, vgl. Norsk referansegrammatik 1997: 376-380, 386. Beispiele:

en låst bil, et låst skap, det låste skapet, den låste bilen, låste dører (perfektum partisipp: låst);
en forkommen kattunge, et forkomment område, det forkomne huset, forkomne kattunger (perfektum partisipp: forkommet);
en samlet oversikt, et samlet Storting, den samlede innsatsen, Griegs samlede verker (perfektum partisipp: samlet);
en funnet gjenstand, et funnet fotografi, den funne løsningen, de funne objektene (perfektum partisipp: funnet)


In einigen Grammatiken werden auf ein Verb bezogene Adjektive als Adverbien bezeichnet, z.B.:

Sie fährt schnell.

In ProGr@mm kontrastiv wird die Unterscheidung aber nicht nach dem syntaktischen Bezug, sondern nach den Flexionseigenschaften getroffen. Adverbien sind unflektierbare Ausdrücke wie z.B.:

gern, dort, gestern, anders, kopfüber, hierher, darauf, landeinwärts, leider etc.

Adjektive in attributiver Verwendung sind hingegen grundsätzlich flektierbar. Sie können aber wie im obigen Beispiel als Adverbiale fungieren.


Das Problem der Unterscheidung zwischen Adjektiv und Adverb ist im Norwegischen grundsätzlich entsprechend wie im Deutschen. Die Norsk referansegrammatik trifft die Unterscheidung ebenfalls nach den Flexionseigenschaften (flektierbar vs. unflektierbar).

Deklination der Adjektive

Im Deutschen flektieren Adjektive nach Kasus, Genus und Numerus und treten in zwei Flexionsmustern auf:

FlexionsmusterFlexionsmarkerVerwendungBeispiel
starke Flexion-e, -en, -er, -es, -emnach endungslosem/unflektiertem Artikel und wenn kein Artikel vorhanden ist:
ø; ein; mein, dein/Ihr, sein/ihr, unser, euer/Ihr, ihr; kein, irgendein
mit frischem Mut
schwache Flexion-e, -ennach dem definiten Artikel und Artikeln, die Flexionsendungen besitzen:
der/die/das...; dies-, jen-, welch-, solch-; ein-; kein-; mein-, dein-/Ihr-, sein-/ihr-, unser-, euer-/Ihr-, ihr-
mit dem frischen Mut der Jugend

Manche Grammatiken (vgl. Eisenberg 2006) unterscheiden ein drittes, gemischtes Flexionsmuster für Adjektive nach Artikeln, die in ihren Flexionsmustern sowohl endungslose als auch Formen mit Flexionsendung besitzen (indefiniter Artikel, Possessiv-Artikel und Quantifikativ-Artikel kein-). Nach dieser Einteilung würden nur Adjektive ohne Artikel stark flektieren und vorausgehende Artikel entweder das schwache oder das gemischte Flexionsmuster beim Adjektiv regieren. Das gemischte Flexionsmuster setzt sich dann aus starken (rot markiert) und schwachen Formen zusammen:

Die Wahl des Flexionsmusters, nach dem ein Adjektiv flektiert, ist abhängig vom Vorhandensein eines Artikels und dessen Rektionseigenschaften. Ist ein Artikel vorhanden, regiert er nachfolgende attributive Adjektive hinsichtlich der Flexionskategorie stark oder schwach. Ist kein Artikel vorhanden kommt nur sie starke Flexion in Frage.

Auch Adjektive, die syntaktisch wie Nomina (nominalisiert) gebraucht werden, flektieren nach den adjektivischen Flexionsmustern stark/schwach:

Unbekannte haben die Postagentur in Wandlitz (Barnim) überfallen. [Berliner Zeitung, 04.02.2006]

Die Unbekannten hatten im Gebüsch gelauert. [dpa, 05.02.2006]

Lexikalisierte Nominalisierungen von Adjektiven folgen nominalen Flexionsklassen.

Bei Farb- und Sprachbezeichnungen handelt es sich um um Neutra der Nebenklasse (-s/-s), wobei das Plural-s bei Farben als umgangssprachlich gilt und das Genitiv-s bei Sprachen fakultativ ist (vgl. Duden 2006):

jenes dunkelste Blau aller dunklen Blaus [Die Zeit, 30.05.1997]

"Die Eigenschaften, die man einem Blau, einem Rot oder Grün zuschreibt, sind bereits nicht mehr die dieses Rots, dieses Blaus oder Grüns [...]" [Züricher Tagesanzeiger, 24.02.1998]

Es geht hier um die staatspolitisch äusserst wichtige Frage, ob wir des modischen Englischs wegen Französisch reduzieren und Italienisch (notgedrungen) ganz aus der Volksschule verbannen sollen. [ Züricher Tagesanzeiger, 29.12.1997]

Daneben gibt es auch den syntaktisch nominalisierten Gebrauch solcher Farb- und Sprachbezeichnungen mit schwacher Adjektivflexion (z.B. des Grünen, das Deutsche).

Maskuline Nomina, die durch Nominalisierung aus Adjektiven hervorgegangen sind (und in der Regel belebt sind) flektieren wie Nomina der Nebenklasse -(e)n/-(e)n (die sog. schwachen Maskulina), z. B. ein Invalide.

Davon zu unterscheiden ist, wenn das Adjektiv als Teil einer aufgespaltenen Nominalphrase in Distanzstellung zum Nomen steht, bzw. das Bezugsnomen ausgelassen wird (Analepse). In diesen Fällen wird das Adjektiv regelmäßig wie ein attributives Adjektiv stark/schwach flektiert und, anders als im nominalisierten Gebrauch, orthographisch durch Kleinschreibung gekennzeichnet:

Besonders das Torhüterproblem ist ein großes. [Neue Kronen-Zeitung, 10.06.1998]


Auch im Norwegischen flektieren Adjektive in den zwei Flexionsmustern stark und schwach. Die Wahl des Flexionsmusters, nach dem ein attributives Adjektiv flektiert, ist von der Definitheit des Nomens, in einigen Fällen auch von der Definitheit des vorangehenden Determinativs abhängig (weitere Einzelheiten siehe Starke Flexion im Norwegischen und Schwache Flexion im Norwegischen):

  • Ist das Nomen definit, flektiert das Adjektiv schwach: den nye bilen / det store huset / de store husene
  • Ist das Nomen indefinit, flektiert das Adjektiv stark: en ny bil / et stort hus / store hus
  • In einigen Nominalphrasen mit indefinitem Nomen kann auch ein dem Adjektiv vorangestelltes definites Determinativ (Demonstrativ- oder Possessiv-) die schwache Flexion des Adjektivs regieren: den norske regjering / min nye hatt
  • Nach Determinativa, die als indefinit gelten (Quantoren und hvilken) flektieren Adjektive stark: all fransk vin / hvilken norsk forfatter?

Im Unterschied zum Deutschen flektieren Adjektive im Norwegischen auch in prädikativer und adverbialer Funktion, und zwar nach starkem Flexionsmuster:

  • Prädikativ: Han er stor, men hun er liten. / De fant huset tomt.
  • Adverbial (das Adjektiv flektiert hier nach der Neutrumsform Singular): Jeg kommer snart. / Han gikk langt. / Jeg kommer snart. / Du kan sikkert komme nå.

Starke Flexion

Die Formen entsprechen mit Ausnahme des Genitiv Singular Maskulinum und Neutrum denen des Grundmusters der Flexion von Artikeln und Pronomina. Im Genitiv Maskulinum und Neutrum besitzen Adjektive aber immer die Endung -en (statt -es):

Adjektive flektieren nach dem starken Muster, wenn kein Artikel vorausgeht, wenn der vorausgehende Artikel nach dem Muster des indefiniten Artikels (ohne Nominativendung) flektiert oder unflektiert ist. In der starken Flexion übernimmt dann die Adjektivform die spezifische Markierungsleistung eines Artikels mit Flexionsendung. Beispiele:

altesZeug
seinaltesZeug
lauteraltesZeug

Vergleich zwischen dem Grundmuster der Artikelflexion und starker Adjektivflexion in der Nominalphrase (Abweichungen sind gelb hervorgehoben):

MaskulinumNeutrum FemininumPlural
Nominativdieser Wein
roter Wein
dieses Glas
dünnes Glas
diese Freude
große Freude
diese Gläser
dünne Gläser
Akkusativdiesen Wein
(ohne) roten Wein
dieses Glas
(ohne) dünnes Glas
diese Freude
(ohne) große Freude
diese Gläser
(ohne) dünne Gläser
Dativdiesem Wein
(mit) rotem Wein
diesem Glas
(mit) dünnem Glas
dieser Freude
(mit) großer Freude
diesen Gläsern
(mit) dünnen Gläsern
Genitivdieses Weins
roten Weins
dieses Glases
dünnen Glases
dieser Freude
großer Freude
dieser Gläser
dünner Gläser


Die Wahl des Flexionsmusters bei attributiven Adjektiven erfolgt im Norwegischen im Prinzip ähnlich wie im Deutschen, d.h. in einer indefiniten (bzw. artikellosen) Nominalphrase flektiert ein Adjektiv stark, während es in einer definiten Nominalphrase schwach flektiert. Im Unterschied zum Deutschen wird Definitheit im Norwegischen jedoch (normalerweise) am Nomen markiert, das dann ggf. als Kern der Phrase die Wahl des Flexionsmusters des Adjektivs regiert. Im Unterschied zum Deutschen regiert also nicht der Artikel die starke vs. schwache Flexion. Durch die sog. "doppelte Determination" im Norwegischen, bei der in Nominalphrasen, die durch Adjektive erweitert sind, die Definitheit sowohl am Nomen als auch durch ein dem Adjektiv vorangestelltes (Demonstrativ-)Determinativ markiert wird, korrespondiert die Wahl zwischen starker und schwacher Flexion im Norwegischen jedoch ebenfalls mit der Artikelwahl (der Wahl des Determinativs).

Starke Adjektivflexion (in Kombination mit indefinitem Nomen) kommt im Norwegischen vor allem in folgenden Fällen vor:

  • Attributive Verwendung: Bei indefiniten Nomen (d.h. Nomen ohne Definitheitsmorphem): en ny bil / et stort hus / store hus
    (Dies kann jedoch in einigen Fällen durch das Vorhandensein eines definiten Determinativs "überschrieben" werden, siehe Schwache Adjektivflexion im Norwegischen.)
  • Nach Determinativa, die als indefinit gelten (einige Quantoren und das Demonstrativum hvilken): ingen god løsning / hvert enkelt programm / hvilken norsk forfatter?
  • In prädikativer Verwendung: Han er stor, men hun er liten. / De fant huset tomt.
  • In adverbialer Verwendung (das Adjektiv flektiert hier nach der Neutrumsform Singular): Jeg kommer snart. / Han gikk langt. / Jeg kommer snart. / Du kan sikkert komme nå.

Schwache Flexion

Bei der schwachen Adjektivflexion treten nur die zwei Flexive -e und-en auf:

Adjektive flektieren nach dem schwachen Muster wenn ein Artikel vorausgeht, der Flexionsendungen besitzt. Dies ist nach Artikeln der Fall, die nach dem Grundmuster flektieren und nach dem definiten Artikel. Bei den Artikeln, die nach dem Muster des indefiniten Artikels (ohne Nominativendung) flektieren, werden Adjektive schwach flektiert, wenn die Form des Artikels Flexionsendungen besitzt (z.B. nach einem, keiner, seines). In der schwachen Flexion ergänzt dann die Adjektivform die Markierungsleistung eines Artikels mit Flexionsendung in den Kongruenzbeziehungen innerhalb der Nominalphrase. Beispiele:

dieses alte Zeug

seines alten Zeugs

MaskulinumNeutrum FemininumPlural
Nominativder nette Manndas nette Kinddie nette Fraudie netten Leute
Akkusativden netten Manndas nette Kind die nette Fraudie netten Leute
Dativdem netten Manndem netten Kind der netten Frauden netten Leuten
Genitivdes netten Mannes des netten Kindesder netten Frau der netten Leute

Zu Schwankungen zwischen starkem und schwachem Flexionsmuster bei adjektivischen Bezeichnungen nach einem Personalpronomen (z.B. wir Deutsche/Deutschen) siehe Grammatik in Fragen und Antworten, bei Folgen von mehreren attributiven Adjektiven siehe Wortgruppenflexion.


Schwache Adjektivflexion kommt im Norwegischen vor allem in folgenden Fällen vor:

  • Bei definiten Nomen (in attributiver Verwendung), in Kombination mit definitem Determinativ ("doppelte Determination"): den nye bilen / det store huset / de store husene
  • In einigen Nominalphrasen mit indefinitem Nomen kann auch ein dem Adjektiv vorangestelltes definites Determinativ (Demonstrativ- oder Possessiv-) die schwache Flexion des Adjektivs regieren: den norske regjering / min nye hatt
  • Nach -s und sin-Konstruktionen mit possessiver Bedeutung (ebenfalls mit indefinitem Nomen): mannens gamle hatt / Olav sin nye genser
  • In Kombination mit Eigennamen (gelten als definit): Kjære Anna / vesle Kari / gamle Norge
  • In Pronominalphrasen: kjære deg / Han fikk glasskår over hele seg.

Unflektierte Adjektive

Syntaktisch bedingte Endungslosigkeit

Gemäß den Bedingungen für die syntaktische Struktur von Adjektivphrasen wird sowohl im Deutschen als auch im Norwegischen nur der Kopf (fett) einer attributiv verwendeten Adjektivphrase flektiert (rot), d.h. Adjektive, die den Kopf einer Adjektivphrase erweitern (blau), bleiben unflektiert, z.B.:

ein unglaublich_ schönes Gedicht
et utrolig_ fint dikt

Die Köpfe von adverbial und prädikativ verwendeten Adjektivphrasen bleiben im Deutschen ebenfalls unflektiert, im Norwegischen werden sie hingegen (stark) flektiert. Adjektive, die den Kopf einer Adjektivphrase erweitern, bleiben in beiden Sprachen unflektiert.


Verwendungsweisedeutschnorwegisch
attributivein unglaublich_ schönes Gedicht
der angeblich_ frische Fisch
et utrolig_ fint dikt
den angivelig_ ferske fisken
adverbialSie singt unglaublich_ schön_.
Die Kinder schreien unglaublich_ laut_.
Hun synger utrolig_ vakkert.
Barna skriker utrolig_ høyt.
prädikativDas Gedicht ist unglaublich_ schön_.
Der Fisch ist angeblich_ frisch_.
Diktet er utrolig_ fint.
Fisken er angivelig_ fersk_.

Die Adjektive viel und wenig sowie ihre Komparativformen mehr und weniger können wie Quantifikativ-Artikel verwendet werden und bleiben dann unflektiert (vgl. Quantifikativ-Artikel lauter, etwas).

Man gestand auch zu, daß viel Wasser gespart werden könnte, wenn weniger Wasser verschwendet würde, als es bisher noch allgemein üblich ist. [Frankfurter Allgemeine, 09.03.2001]

Nicht flektierbare Adjektive

Adjektive, die nur prädikativ verwendbar sind, werden folglich (standardsprachlich) nicht flektiert:

egal, einerlei, eingedenk, feind, gewahr, gram, k.o., leid, los, o.k/okey/okay, plemplem, quitt, schade, schnuppe, untertan

Die Komparativformen mehr und weniger sind, unabhängig von ihrem syntaktischem Gebrauch, nicht flektierbar: *mehre, *wenigeres.

Die Flexion bestimmter Farbadjektive wird von normativen Grammatiken abgelehnt, z.B. lila, oliv, orange, ocker, pink, rosa, türkis. Entsprechende Formen werden aber bei attributivem Gebrauch gelegentlich trotzdem flektiert.

Adjektive mit unbetontem Vollvokal im Auslaut, wie z.B. prima, mini und die Farbadjektiven lila, rosa, flektieren aus phonologischen Gründen nicht (und bilden keinen Komparativ): *lila-e, *rosa-er. In flektiertem Gebrauch wird deshalb dem Wortstamm der Farbadjektive ein -n hinzugefügt, um Flexionsendungen anhängen zu können (z.B. ein lilanes Hemd, rosane Gardinen ):

Wer genau hinsieht, erkennt, dass eines der drei kleinen Bärchen, das rosane natürlich, ein Mädchen ist. [die tageszeitung, 16.12.1999]

Besonderheiten bei Zahladjektiven

Die Flexion der deutschen Zahladjektive ist teilweise uneinheitlich. Ordinalzahl-Adjektive (z.B. der dritte Mann, das fünfte Gebot) werden regelmäßig stark oder schwach flektiert. Auch das Kardinalzahl-Adjektiv ein (nicht zu verwechseln mit dem Gebrauch als indefiniter Artikel oder Indefinit-Pronomen ein-) wird normalerweise stark oder schwach flektiert.

Prädikativ, bei Uhrzeitangaben (ohne Uhr) und im mathematischen Gebrauch wird die Form eins verwendet, z.B.:

Das ist eins von drei Beispielen; viertel nach eins; 1, 5 (eins Komma fünf)

Der Gebrauch als Kardinalzahl-Adjektiv mit der Form ein (flektierbar) beschränkt sich im Wesentlichen auf Verbindungen mit Bruchzahlen, Junktoren + Kardinalzahlen und Uhrzeitangaben (mit Uhr), z.B.:

ein zehntel Millimeter; ein bis/oder vier Tage; ein Uhr

Die anderen Kardinalzahl-Adjektive und Bruchzahlen werden, bis auf einige Ausnahmen, nicht flektiert (endungslos).

Die Kardinalzahl-Adjektive hundert und tausend haben neben unflektierten auch stark/schwach (Plural) flektierte Formen, z.B.:

Besonders betroffen sind die hunderten Pendler, die täglich lange Anfahrtswege auf sich nehmen. [Tiroler Tageszeitung, 10.11.2000]

Bei den Zahlen zwei bis zwölf gibt es noch stark flektierte Formen. Die starken Nominativ/Akkusativ-Pluralformen auf -e sind stilistisch markiert und nur noch im nominalisierten Gebrauch zu finden.

Beispiele:

Nominativ-/Akkusativformen auf -e :zweie, dreie... zwölfe (nur nominalisiert); hunderte, tausende

Beim Nachtlager im Freien sollten zweie Wache schieben! [die tageszeitung, 01.04.2006]

Dativformen auf -en :zweien, dreien, vieren...(*siebenen),... zwölfen; hunderten, tausenden

Es entspringt hunderten Stunden von Tondokumenten und tausenden Seiten von Protokollen [..] [Berliner Zeitung, 15.08.2005]

Fünf Stadien von zwölfen werden im Rahmen des „Festivals der Meister” [...] bespielt [...] [die tageszeitung, 15.06.2005]

Genitivformen auf -er :zweier, dreier, vierer (höhere Zahlen sind sehr selten); hunderter, tausender.

Sie ist Mutter zweier Kinder und hat Jura studiert. [Mannheimer Morgen, 19.01.2006]


KONTRASTIV: Im Norwegischen sind Zahladjektive unflektierbar.

Steigerung (Komparation) des Adjektivs

Die Komparation ist neben Deklination und Konjugation die dritte Form der Flexion. Adjektive können mit den Steigerungsstufen Positiv (Grundstufe), Komparativ, Superlativ kompariert werden, für die je eine Stammform zur Verfügung steht:

Positiv KomparativSuperlativ
neuneuerneuest-
starkstärkerstärkst-


Im Norwegischen gibt es neben einer morphologischen Form der Komparation durch Suffixe (-ere, -est bzw. -re, -st), die der im Deutschen ähnelt, eine zweite, analytische Form der Komparation mit mer und mest:

Positiv KomparativSuperlativ
nynyerenyest-
langlengrelengst-
lykkeliglykkeligerelykkeligst-
lykkeligmer lykkeligmest lykkelig
kaotiskmer kaotiskmest kaotisk

Kurze Adjektive werden meist morphologisch kompariert, mit mer und mest hingegen vor allem folgende Adjektivtypen:

  • Adjektive auf -isk: kaotisk, politisk, magisk
  • Mehrsilbige Adjektive auf -sk: djevelsk, opprørsk
  • Adjektivisch verwendetes perfektum partisipp: interessert, avkjølt, forfrossen
  • Adjektivisch verwendetes presens partisipp: drivende, underholdende, krevende
  • Adjektive auf -s , die von Substantiven abgeleitet sind: avleggs, gjengs, sidelengs

Es gibt jedoch eine Reihe von Adjektiven, die nach beiden Mustern kompariert werden können (z.B. lykkelig, s. Tabelle oben). Auch die syntaktische Umgebung kann die Wahl des Komparationstyps (bei Adjektiven, die beide Formen erlauben) beeinflussen: In prädikativer und vor allem adverbialer Verwendung wird z.B. eher die Umschreibung mit mer und mest verwendet, während es in attributiver Verwendung eine Tendenz zu Komparation durch Suffixe gibt.


Bei Adjektiven mit bestimmten phonologischen Voraussetzungen kann der Superlativmarker silbisch mit Schwa verwendet werden: -est.

Standardsprachlich wird der Superlativ mit dem silbischen Marker gebildet, wenn die Positivstammform auf [d, t], [z, s] oder [sk] endet, z.B.:

müdest-, fettest-, weisest-, heißest-, groteskest-

Bei [ʃ] im Auslaut wird standardsprachlich meist ebenfalls die silbische Form verwendet, wenn nicht das Wortbildungssuffix -isch vorliegt, z.B.:

frischest-, raschest-. Daneben seltener: frischst-, raschst-. Aber: fantastischst- /*fantastischest-

Bei Diphthongen oder Vollvokalen im Auslaut ist der silbische Marker fakultativ, z.B.:

neuest-/neust-, rohest-/rohst-


Die Komparationsmarker am Adjektiv sind folgende Suffixe (mit/ohne Umlaut in der Stammform):
Komparativ: -er
Superlativ: -(e)st

Der Umlaut kann phonologisch nicht vorhergesagt werden und tritt nur bei den Komparationsformen bestimmter Adjektive auf, dann aber immer in beiden Steigerungsstufen, weshalb von einer gemeinsamen Stammform für Komparativ und Superlativ (Nicht-Positiv) ausgegangen werden kann. Diese zweite Stammform entsteht auf der Grundlage der Positivstammform und ist entweder mit ihr formgleich (z.B. neu → neu-) oder trägt zusätzlich Umlaut (z.B. stark → stärk-).

Die Stammform(en) für Komparativ/Superlativ bestimmter einsilbiger Adjektive werden mit Umlaut gebildet, alle anderen ohne Umlaut.
Die Stammform(en) für Komparativ/Superlativ mehrsilbiger Adjektive werden fast immer ohne Umlaut gebildet.

Bestimmte einsilbige Adjektive bilden die Komparativ-/Superlativ-Stammformen mit Umlaut:

alt, arg, arm, grob, groß, hart, hoch, jung, kalt, klug, krank, kurz, lang, nah, scharf, schwach, schwarz, stark, warm

Einige Adjektive schwanken diesbezüglich:

rot (häufiger mit Umlaut), schmal (häufiger ohne Umlaut), bang, blass, fromm, glatt, karg, nass (nur selten mit Umlaut), krumm (sehr selten mit Umlaut)

Alle anderen einsilbigen Adjektive, sowie mehrsilbige Adjektive (mit Ausnahme von gesund) haben keinen Umlaut, z.B.:

blank, blau, froh, bunt, flau, rau, schlau

dunkel, genau, lose, mager, sauber


Auch im Norwegischen gibt es Adjektive, die bei der (morphologischen) Komparation im Komparativ und Superlativ den Stammvokal ändern, z. B.

lang→ lengre→ lengst
stor→ større→ størst
ung→ yngre→ yngst


Die mit diesen Stämmen gebildeten Komparativ- und Superlativformen flektieren wie attributive Adjektive:

der älteste Mann

sein jüngerer Sohn

Wird ein Komparativ adverbial oder prädikativ gebraucht, wird die Grundform auf -er verwendet, an die keine weiteren Flexionsmarker treten. Superlativformen haben hingegen fast immer Flexionsendungen (Ausnahmen sind einige lexikalisierte Formen, die auf Superlative zurückgehen, z. B. längst). Der adverbial oder prädikativ verwendete Superlativ erhält regelmäßig die Kombination aus am + Superlativstammform + -en, z. B. am längsten:

Mit durchschnittlich 83 Jahren werden Japanerinnen am ältesten. Ihre Männer führen mit statistisch 77 Jahren im Vergleich zu ihren Geschlechtsgenossen das längste Leben. [Salzburger Nachrichten, 12.05.1999]


Im Norwegischen flektieren Adjektive im Komparativ und Superlativ in folgender Weise:

  • Im Komparativ erhalten Adjektive keine weiteren Flexionsendungen:
    et rikere liv / en rikere framtid / mange rikere land
  • Im Superlativ flektieren Adjektive in attributiver Verwendung schwach (definit):
    det rikeste landet / de rikeste landene
  • In prädikativer Verwendung erhalten Adjektive im Superlativ keine weiteren Flexionsendungen:
    Leo er snillest i klassen.
    Luisa er flinkest.

    (In prädikativen Verwendungen wie Leo er den snilleste i klassen oder Luisa er den flinkeste steht ein Demonstrativ-Determinativ vor dem Superlativ, der dementsprechend schwach/definit flektiert wird. Solche Beispiele können als elliptische Formen attributiver Verwendungen (Leo er den snilleste [gutten] i klassen) oder als Nominalisierungen, also als Nomen aufgefasst werden.)


Die Abfolge der Flexionssuffixe deklinierter Komparationsformen stellt ein Beispiel agglutinierender Suffigierung im Deutschen dar. Deklinationsmarker, die fusionierende Genus-/Kasus-/Numerus-Marker sind, werden direkt an die Komparationsmarker angehängt:

den stärk-st-en Kaffee; schön-er-e Blumen

Einige wenige Adjektive bilden unregelmäßige Komparationsformen. Das betrifft:

uneinheitliche Stammformen in den Steigerungsstufen durch Suppletivformen:

gut → besser → best-

viel → mehr → meist-

wenig → minder → mindest (daneben regelmäßig wenig - weniger - wenigst)

oder phonologisch bedingten Lautveränderungen in den Komparationsformen:

groß → größer → größt- (Reduktion von [s])

hoch → höher → höchst-, nah → näher → nächst- (Schwund von [x]/[ç] vor vokalischen Endungen)

Flektierbarkeit

Die Komparativformen mehr und weniger bleiben unflektiert (z.B. *wenigere).


Auch im Norwegischen gibt es Adjektive mit Suppletivformen in den Steigerungsstufen (norw.: suppletivbøying):

god → bedre → best-

mye → mer → mest-

liten → mindre → minst-

Übung: Adjektivflexion

Übung: Wortgruppenflexion

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Autor(en)
Wiebke Ramm
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