Nominalflexion
Die Flexion von Nomina, Adjektiven, Artikeln und Pronomina bezeichnet man als Deklination. Sie umfasst mindestens die Kategorisierung nach Kasus und unterscheidet sich dadurch von der Flexion des Verbs, die Konjugation genannt wird.
Auch im Italienischen bezeichnen die aus der lateinischen Grammatik überlieferten
Begriffe Deklination und Konjugation jeweils die Flexion von Nomina und nominalen Elementen,
namentlich Adjektiven, Artikeln und Pronomina, und die Flexion von Verben nach Tempus, Modus,
Person und Numerus. Kategorisierungen der Deklination sind Genus, Numerus und, für Sprachen wie
Deutsch, die die morphologische Kasusmarkierung beibehalten haben, Kasus. Wie in allen romanischen
Sprachen ist auch im Italienischen der Kasus im Übergang vom Latein zum volgare
(Frühstadium des Italienischen) verlorengegangen. Reste davon überleben allerdings in der Flexion
der Personal- und Relativ-Pronomina (siehe Flexion
der Pronomina).
Als Kategorisierungen der italienischen Nominalflexion gelten
deshalb je nach Wortklasse Genus und Numerus. Die Funktion des fehlenden grammatikalisierten Kasus
wird hauptsächlich von freien Morphemen (Präpositionen) übernommen. In der Typologie der
flektierenden Sprachen, zu denen Deutsch und Italienisch gehören, weist das Italienische demnach in
der Nominalflexion einen stärkeren Rückgriff auf analytische Flexionsmittel auf als das
Deutsche.
Beispiele:
Moravias Romane sind in
der ganzen Welt bekannt.
I romanzi di Moravia
sono noti in tutto il mondo.
Du solltest deiner Mutter
öfter schreiben.
Dovresti scrivere più spesso a tua madre.
Die deklinierbaren Wortarten
- Nomina flektieren nach Numerus und Kasus in elf Flexionsklassen.
Nomina machen im Italienischen sowie im Deutschen den größten Teil der gesamten Lexik aus.
Im Italienischen flektieren nominale Elemente infolge des Kasusschwunds nur nach dem Numerus.
Es lässt sich im Italienischen je nach Modell eine schwankende Anzahl von Flexionsklassen feststellen, wobei in normativen Grammatiken im Allgemeinen eine ausgeprägte Tendenz zur Klassenanzahlreduzierung unter häufigem Rückgriff auf Ausnahmen zu beobachten ist. Hier wird die weitgehend geltende Einteilung in sechs Klassen übernommen (siehe Flexionsklassen der Nomina).
- Adjektive flektieren nach Numerus, Genus und Kasus, können mit drei Steigerungsstufen kompariert werden und flektieren nach den zwei Flexionsmustern schwach und stark.
Bis auf die wenigen Ausnahmen der unveränderlichen Adjektive (etwa pari, dispari,
viola, rosa) flektieren italienische Adjektive, die auch drei morphologisch markierte
Steigerungsstufen aufweisen, nach Genus und Numerus. Die Flexion wird von der Kongruenz mit dem
Nomen bestimmt.
Beispiel: una bellissima donna
vs. un bellissimo panorama vs.
bellissimi gioielli.
- Artikel und Pronomina können nach Numerus, Genus und Kasus, teilweise auch nach einer spezifischen Zugehörigkeitsrelation ("Person") und Belebtheit flektieren. Nicht alle Artikel und Pronomina flektieren nach allen Kategorien. Es existiert ein gemeinsames Grundmuster der Flexion, von dem es jedoch in den Subklassen und bei einzelnen Vertretern zahlreiche Abweichungen gibt.
Artikel flektieren im Italienischen nach Genus und Numerus, Pronomina nach Genus, Numerus
und teilweise Person (etwa io, noi, tu, voi bzw. il mio, il
vostro) sowie Belebtheit (etwa die heute unüblich gewordenen Formen egli,
ella bzw. lui, lei vs. esso, essa).
Im Falle
der Personalpronomina sind Überreste von Kasus zu verzeichnen (io vs.
me, tu vs. te).
Beispiel: Lei
ama te, non me.
Eine zusätzliche Kasusopposition
(direkter vs. obliquer Kasus) tritt beim Relativpronomen auf: che vs.
cui.
Beispiel: La storia che racconti non può
essere vera. La storia cui fai riferimento non può essere vera.
Die Markierung der Kategorien von Numerus, Genus und Kasus wird im nominalen Bereich durch Affigierung (Suffixe), Vokalwechsel (Umlaut) und Suppletion geleistet. Nominale Flexionsmarker sind bestimmte Kombinationen aus einer Stammform (mit oder ohne Umlaut) und einem Suffix.
Charakteristisch für das Deutsche sind häufige Synkretismen (übereinstimmende Formen) in den Flexionsparadigmen, wie die folgende Tabelle am Beispiel des Nomens Prinz illustriert:
Singular | Plural | Vereinfacht: | Singular | Plural | |
Nominativ | Prinz | Prinzen | Prinz | ||
Akkusativ | Prinzen | Prinzen | |||
Dativ | Prinzen | Prinzen | Prinzen | Prinzen | |
Genitiv | Prinzen | Prinzen |
In einer Nominalphrase wird die Markierung vor allem an den Begleitern (Artikeln, Adjektiven), die zum Nomen hinzutreten, teilweise aber auch am Nomen selbst (Plural- und Kasusmarker) vorgenommen. Dabei korrespondiert der Kopf der Phrase in Numerus (semantisch bedingt), Genus (inhärent) und Kasus (syntaktisch zugewiesen) mit seinen Begleitern.
Die Rektions- und Kongruenzbeziehungen in der Nominalphrase bedingen in spezifischer Form
die Flexionseigenschaften ihrer einzelnen Komponenten und werden in der Einheit
Wortgruppenflexion
erläutert.
Als Markierungsmittel der jeweils in Frage stehenden Kategorisierung (für Nomina Numerus,
für Adjektive und bestimmte Pronominalklassen Genus und Numerus) verfügt Italienisch nur über
Flexionsmarker in der Form von Suffixen oder Endungsmorphemen. Dabei wird der Plural der Nomina in
der Regel anders als im Deutschen (oder im Englischen) nicht durch Anfügung der Flexionsmarker an
die Grundform (Schwester > Schwester-n), sondern
an den Wortstamm: ragazz-o >
ragazz-i gebildet. Dasselbe erfolgt bei der sogenannten
Movierung (it. mozione), das heißt die
Ableitung eines weiblichen Nomens aus der entsprechenden maskulinen Form
(diret-tore > diret-trice) oder,
seltener, umgekehrt (vedov-a >
vedov-o) sowie bei der Flexion der Adjektive
(brav-o, brav-a, brav-i ,
brav-e).
Artikel und Adjektive, die innerhalb der Nominalphrase
auftreten, oder Pronomina, die sie ersetzen, kongruieren mit dem Nomen in Genus und Numerus.