Flexion der Adjektive

Adjektive fungieren in erster Linie als Modifikatoren von Nomina und dienen der zusätzlichen Charakterisierung von Gegenständen oder der Zuschreibung von Eigenschaften. Adjektive werden in den drei Steigerungsstufen Positiv (z. B. schön), Komparativ (schöner) und Superlativ (schönst-) kompariert und in attributiver Verwendung nach Kasus, Genus und Numerus dekliniert. Komparation und Deklination stellen für Adjektive unabhängige, durch verschiedene Marker gekennzeichnete und an einer Wortform gleichzeitig agglutinierend wirkende Formen der Flexion dar (schönere Blumen). Adjektive können als Attribute, als Prädikativkomplemente und als Adverbialia fungieren. Zu den Adjektiven zählt auch das aus einem Verb gebildete Partizip I. Das Partizip II ist eine Flexionsform des Verbs, die auch als Adjektiv gebraucht werden kann (vgl. Verbflexion).

Beispiele:

  • Attribut: ein katastrophales Ergebnis
  • Prädikativkomplement: das Ergebnis war katastrophal
  • Adverbiale: sie lügt katastrophal
  • Partizip I / II: ein schockierendes Ergebnis / die schockierten Besucher
  • Komparation: ein katastrophaleres Ergebnis / das katastrophalste Ergebnis

Syntaktisch und semantisch verhält sich das Adjektiv im Deutschen und im Ungarischen identisch. In der Morphologie des Adjektivs zeigen sich jedoch erhebliche Unterschiede in den beiden Sprachen.

Da das Ungarische im Gegensatz zum Deutschen eine genuslose Sprache ist, können die Adjektive im Ungarischen je nach syntaktischer Funktion lediglich hinsichtlich des Numerus und des Kasus markiert werden. Die syntaktischen Funktionen des ungarischen Adjektivs sind wie folgt:

  • Attribut: egy/a rossz eredmény
  • Attribut (als Apposition): az eredményt, a rosszat
  • Prädikativkomplement: az eredmény rossz (volt) (3. Ps. Sg.); az eredmények rosszak (voltak) (3. Ps. Pl.) bzw. rosszak voltunk (1. Ps. Pl.)
  • Adverbiale: rosszul hazudik

Wie die Beispiele zeigen, treten die Adjektive im Ungarischen in denselben Funktionen auf wie im Deutschen. Im Gegensatz zum Deutschen bleibt aber das pränominale attributive Adjektiv unmarkiert. Nur im Falle der appositiven Verwendung kann das attributive Adjektiv Endungen erhalten, und zwar die Kasusendungen des vorangehenden Substantivs (die Kasusmarkierung des Adjektivs ist auf diese Verwendung beschränkt). Die prädikativen und adverbialen Verwendungen zeigen ebenfalls Unterschiede in den beiden Sprachen: Im Ungarischen werden prädikative Adjektive nach dem Numerus flektiert (d. h. im Plural erhalten sie das Pluralsuffix -k) und kongruieren mit dem Kopulaverb (und dem Subjekt) im Numerus (vgl. Forgács (2007: 180)).

Die adverbiale Form des Adjektivs wird im Ungarischen aus der Grundform durch die Modalsuffixe -an/-en oder -ul/-ül z. B. csendes →csendesen dt. still oder olasz→olaszul dt. italienisch abgeleitet. Die ungarische Grammatiktradition ordnet diese Fälle i.d.R. den Modaladverbien zu und spricht von Wortbildung (vgl. Forgács (2007: 192)).

Partizipien werden im Ungarischen genauso wie im Deutschen aus Verben gebildet (das Partizip I mit Hilfe der Suffixe -ó/-ő, das Partizip II mit dem Suffix -t oder-tt) und können attributiv verwendet werden. In ungarischen Grammatiken werden sie i.d.R. als selbständige Wortart behandelt (vgl. Keszler (2000: 231)).

In einigen Grammatiken werden auf ein Verb bezogene Adjektive als Adverbien bezeichnet, z. B.:

Sie fährt schnell.

In ProGr@mm kontrastiv wird die Unterscheidung aber nicht nach dem syntaktischen Bezug, sondern nach den Flexionseigenschaften getroffen. Adverbien sind unflektierbare Ausdrücke wie z. B.:

gern, dort, gestern, anders, kopfüber, hierher, darauf, landeinwärts, leider etc.

Adjektive in attributiver Verwendung sind hingegen grundsätzlich flektierbar. Sie können aber wie im obigen Beispiel als Adverbiale fungieren.

Deklination der Adjektive

Attributiv verwendete Adjektive flektieren nach Kasus, Genus und Numerus und treten in zwei Flexionsmustern auf, einem "starken" und einem "schwachen":

FlexionsmusterFlexionsmarkerVerwendungBeispiel
starke Flexion-e, -en, -er, -es, -emnach endungslosem/unflektiertem Artikel und wenn kein Artikel vorhanden ist:
ø; ein; mein, dein/Ihr, sein/ihr, unser, euer/Ihr, ihr; kein, irgendein
mit frischem Mut
schwache Flexion-e, -ennach dem definiten Artikel und Artikeln, die Flexionsendungen besitzen:
der/die/das...; dies-, jen-, welch-, solch-; ein-; kein-; mein-, dein-/Ihr-, sein-/ihr-, unser-, euer-/Ihr-, ihr-
mit dem frischen Mut der Jugend

Manche Grammatiken (vgl. Eisenberg 2006) unterscheiden ein drittes, gemischtes Flexionsmuster für Adjektive nach Artikeln, die in ihren Flexionsmustern sowohl endungslose als auch Formen mit Flexionsendung besitzen (indefiniter Artikel, Possessiv-Artikel und Quantifikativ-Artikel kein-). Nach dieser Einteilung würden nur Adjektive ohne Artikel stark flektieren und vorausgehende Artikel entweder das schwache oder das gemischte Flexionsmuster beim Adjektiv regieren. Das gemischte Flexionsmuster setzt sich dann aus starken (rot markiert) und schwachen Formen zusammen:

Die Wahl des Flexionsmusters, nach dem ein Adjektiv flektiert, ist abhängig vom Vorhandensein eines Artikels und dessen Rektionseigenschaften. Ist ein Artikel vorhanden, regiert er nachfolgende attributive Adjektive hinsichtlich der Flexionskategorie stark oder schwach. Ist kein Artikel vorhanden kommt nur die starke Flexion in Frage.

Auch Adjektive, die syntaktisch wie Nomina (nominalisiert) gebraucht werden, flektieren nach den adjektivischen Flexionsmustern stark/schwach:

Unbekannte haben die Postagentur in Wandlitz (Barnim) überfallen. [Berliner Zeitung, 04.02.2006]

Die Unbekannten hatten im Gebüsch gelauert. [dpa, 05.02.2006]

Lexikalisierte Nominalisierungen von Adjektiven folgen nominalen Flexionsklassen.

Bei Farb- und Sprachbezeichnungen handelt es sich um Neutra der Nebenklasse -s/-s, wobei das Plural-s bei Farben als umgangssprachlich gilt und das Genitiv-s bei Sprachen fakultativ ist (vgl. Duden 2006):

jenes dunkelste Blau aller dunklen Blaus [Die Zeit, 30.05.1997]

"Die Eigenschaften, die man einem Blau, einem Rot oder Grün zuschreibt, sind bereits nicht mehr die dieses Rots, dieses Blaus oder Grüns [...]" [Züricher Tagesanzeiger, 24.02.1998]

Es geht hier um die staatspolitisch äusserst wichtige Frage, ob wir des modischen Englischs wegen Französisch reduzieren und Italienisch (notgedrungen) ganz aus der Volksschule verbannen sollen. [ Züricher Tagesanzeiger, 29.12.1997]

Daneben gibt es auch den syntaktisch nominalisierten Gebrauch solcher Farb- und Sprachbezeichnungen mit schwacher Adjektivflexion (z. B. des Grünen, das Deutsche).

Maskuline Nomina, die durch Nominalisierung aus Adjektiven hervorgegangen sind (und in der Regel belebt sind) flektieren wie Nomina der Nebenklasse -(e)n/-(e)n (die sog. schwachen Maskulina), z. B. ein Invalide.

Davon zu unterscheiden ist, wenn das Adjektiv als Teil einer aufgespaltenen Nominalphrase in Distanzstellung zum Nomen steht, bzw. das Bezugsnomen ausgelassen wird (Analepse). In diesen Fällen wird das Adjektiv regelmäßig wie ein attributives Adjektiv stark/schwach flektiert und, anders als im nominalisierten Gebrauch, orthographisch durch Kleinschreibung gekennzeichnet:

Besonders das Torhüterproblem ist ein großes. [Neue Kronen-Zeitung, 10.06.1998]

Wie im Deutschen ist die Substantivierung des Adjektivs auch im Ungarischen möglich. Dabei werden den Adjektiven die substantivischen Kasusendungen angefügt. Im folgenden Beispiel unterscheidet sich das unmarkierte pränominale attributive Adjektiv vom flektierten substantivierten Adjektiv (vgl. Forgács (2007: 192)).

Adj.: A csapat zöld pólóban játszik.vs.Subst. A csapat zöldben játszik.
Die Mannschaft spielt in einem grünen Dress.Die Mannschaft spielt in Grün.

Starke Flexion

Die Formen entsprechen mit Ausnahme des Genitiv Singular Maskulinum und Neutrum denen des Grundmusters der Flexion von Artikeln und Pronomina. Im Genitiv Maskulinum und Neutrum besitzen Adjektive aber immer die Endung -en (statt -es):

Adjektive flektieren nach dem starken Muster, wenn kein Artikel vorausgeht, wenn der vorausgehende Artikel nach dem Muster des indefiniten Artikels (ohne Nominativendung) flektiert oder unflektiert ist. In der starken Flexion übernimmt dann die Adjektivform die spezifische Markierungsleistung eines Artikels mit Flexionsendung. Beispiele:

altesZeug
seinaltesZeug
lauteraltesZeug

Vergleich zwischen dem Grundmuster der Artikelflexion und starker Adjektivflexion in der Nominalphrase (Abweichungen sind gelb hervorgehoben):

MaskulinumNeutrum FemininumPlural
Nominativdieser Wein
roter Wein
dieses Glas
dünnes Glas
diese Freude
große Freude
diese Gläser
dünne Gläser
Akkusativdiesen Wein
(ohne) roten Wein
dieses Glas
(ohne) dünnes Glas
diese Freude
(ohne) große Freude
diese Gläser
(ohne) dünne Gläser
Dativdiesem Wein
(mit) rotem Wein
diesem Glas
(mit) dünnem Glas
dieser Freude
(mit) großer Freude
diesen Gläsern
(mit) dünnen Gläsern
Genitivdieses Weins
roten Weins
dieses Glases
dünnen Glases
dieser Freude
großer Freude
dieser Gläser
dünner Gläser

Schwache Flexion

Bei der schwachen Adjektivflexion treten nur die zwei Marker -e und-en auf:

Adjektive flektieren nach dem schwachen Muster, wenn ein Artikel vorausgeht, der Flexionsendungen besitzt. Dies ist nach Artikeln der Fall, die nach dem Grundmuster flektieren und nach dem definiten Artikel. Bei den Artikeln, die nach dem Muster des indefiniten Artikels (ohne Nominativendung) flektieren, werden Adjektive schwach flektiert, wenn die Form des Artikels Flexionsendungen besitzt (z. B. nach einem, keiner, seines). In der schwachen Flexion ergänzt dann die Adjektivform die Markierungsleistung eines Artikels mit Flexionsendung in den Kongruenzbeziehungen innerhalb der Nominalphrase. Beispiele:

dieses alte Zeug

seines alten Zeugs

MaskulinumNeutrum FemininumPlural
Nominativder nette Manndas nette Kinddie nette Fraudie netten Leute
Akkusativden netten Manndas nette Kind die nette Fraudie netten Leute
Dativdem netten Manndem netten Kind der netten Frauden netten Leuten
Genitivdes netten Mannes des netten Kindesder netten Frau der netten Leute

Zu Schwankungen zwischen starkem und schwachem Flexionsmuster bei adjektivischen Bezeichnungen nach einem Personalpronomen (z. B. wir Deutsche/Deutschen) siehe Grammatik in Fragen und Antworten, bei Folgen von mehreren attributiven Adjektiven siehe Wortgruppenflexion.

Unflektierte Adjektive

Syntaktisch bedingte Endungslosigkeit

Gemäß den Bedingungen für die syntaktische Struktur von Adjektivphrasen wird nur der Kopf (fett) einer attributiv verwendeten Adjektivphrase flektiert (rot), d. h. Adjektive, die den Kopf einer Adjektivphrase erweitern (blau), bleiben unflektiert, z. B.:

ein angeblich_ bayrisches Bier

Die Köpfe von adverbial und prädikativ verwendeten Adjektivphrasen bleiben ebenfalls unflektiert (Das Bier ist angeblich _ bayrisch_ ).

Wie oben erwähnt weisen Adjektive im Deutschen und im Ungarischen hinsichtlich der Flexion in verschiedenen syntaktischen Rollen Unterschiede auf. Während nicht-appositive attributive Adjektive endungslos bleiben, werden prädikative Adjektive nach dem Numerus flektiert (d.h. sie können ein Pluralsuffix bekommen). Adjektive im adverbialen Gebrauch werden mit Modalsuffixen gebildet. Aus diesem Grund spricht man dabei oft von Wortbildung. Die Beispiele in der Tabelle unter Übersicht Verwendungsweisen von Adjektivphrasen zeigen die Unterschiede zwischen dem Deutschen und dem Ungarischen.

VerwendungsweiseDeutschUngarisch
attributiv der leuchtend grüne Baum
die ganz besonders zufriedenen Kunden
az élénken zöld fa (élénkzöld)
a különösen elégedett vevők
adverbialDer Baum schillert leuchtend grün.
Die Kunden sehen ganz besonders zufrieden aus.
A fa élénkzölden ragyog.
A vevők különösen elégedetten néznek ki.
prädikativDer Baum ist leuchtend grün.
Die Kunden sind ganz besonders zufrieden
A fa élénken zöld / élénkzöld. (Sg.)
A fák élénken zöldek / élénkzöldek. (Pl.)
A vevők különösen elégedettek. (Pl.)

Die Adjektive viel und wenig sowie ihre Komparativformen mehr und weniger können wie Quantifikativ-Artikel verwendet werden und bleiben dann unflektiert (vgl. Quantifikativ-Artikel lauter, etwas).

Man gestand auch zu, daß viel Wasser gespart werden könnte, wenn weniger Wasser verschwendet würde, als es bisher noch allgemein üblich ist. [Frankfurter Allgemeine, 09.03.2001]

Nicht flektierbare Adjektive

Adjektive, die nur prädikativ verwendbar sind, werden folglich (standardsprachlich) nicht flektiert:

egal, einerlei, eingedenk, feind, gewahr, gram, k.o., leid, los, o.k/okey/okay, plemplem, quitt, schade, schnuppe, untertan

Die Komparativformen mehr und weniger sind, unabhängig von ihrem syntaktischen Gebrauch, nicht flektierbar: *mehre, *wenigeres.

Die Flexion bestimmter Farbadjektive wird von normativen Grammatiken abgelehnt, z. B. lila, oliv, orange, ocker, pink, rosa, türkis. Entsprechende Formen werden aber bei attributivem Gebrauch gelegentlich trotzdem flektiert.

Adjektive mit unbetontem Vollvokal im Auslaut, wie z. B. prima, mini und die Farbadjektive lila, rosa, flektieren aus phonologischen Gründen nicht (und bilden keinen Komparativ): *lila-e, *rosa-er. In flektiertem Gebrauch wird deshalb dem Wortstamm der Farbadjektive ein -n hinzugefügt, um Flexionsendungen anhängen zu können (z. B. ein lilanes Hemd, rosane Gardinen ):

Wer genau hinsieht, erkennt, dass eines der drei kleinen Bärchen, das rosane natürlich, ein Mädchen ist. [die tageszeitung, 16.12.1999]

Besonderheiten bei Zahladjektiven

Die Flexion der deutschen Zahladjektive ist teilweise uneinheitlich. Ordinalzahl-Adjektive (z. B. der dritte Mann, das fünfte Gebot) werden regelmäßig stark oder schwach flektiert. Auch das Kardinalzahl-Adjektiv ein (nicht zu verwechseln mit dem indefiniten Artikel oder Indefinit-Pronomen ein-) wird normalerweise stark oder schwach flektiert.

Ich habe nur das eine Fahrrad. Mit dem einen Fahrrad können wir nicht zu zweit fahren.

Prädikativ, bei Uhrzeitangaben (ohne Uhr) und im mathematischen Gebrauch wird die Form eins verwendet, z. B.:

viertel nach eins; 1, 5 (eins Komma fünf)

Der Gebrauch als Kardinalzahl-Adjektiv mit der Form ein (flektierbar) beschränkt sich im Wesentlichen auf Verbindungen mit Bruchzahlen, Junktoren + Kardinalzahlen und Uhrzeitangaben (mit Uhr), z. B.:

ein zehntel Millimeter; ein bis/oder vier Tage; ein Uhr

Die anderen Kardinalzahl-Adjektive und Bruchzahlen werden, bis auf einige Ausnahmen, nicht flektiert (endungslos).

Die Kardinalzahl-Adjektive hundert und tausend haben neben unflektierten auch stark/schwach (Plural) flektierte Formen, z. B.:

Besonders betroffen sind die hunderten Pendler, die täglich lange Anfahrtswege auf sich nehmen. [Tiroler Tageszeitung, 10.11.2000]

Bei den Zahlen zwei bis zwölf gibt es noch stark flektierte Formen. Die starken Nominativ/Akkusativ-Pluralformen auf -e sind stilistisch markiert und nur noch im nominalisierten Gebrauch zu finden.

Beispiele:

Nominativ-/Akkusativformen auf -e :zweie, dreie... zwölfe (nur nominalisiert); hunderte, tausende

Beim Nachtlager im Freien sollten zweie Wache schieben! [die tageszeitung, 01.04.2006]

Dativformen auf -en :zweien, dreien, vieren...(*siebenen),... zwölfen; hunderten, tausenden

Es entspringt hunderten Stunden von Tondokumenten und tausenden Seiten von Protokollen [..] [Berliner Zeitung, 15.08.2005]

Fünf Stadien von zwölfen werden im Rahmen des „Festivals der Meister” [...] bespielt [...] [die tageszeitung, 15.06.2005]

Genitivformen auf -er :zweier, dreier, vierer (höhere Zahlen sind sehr selten); hunderter, tausender.

Sie ist Mutter zweier Kinder und hat Jura studiert. [Mannheimer Morgen, 19.01.2006]

Im Ungarischen können die gleichen Untergruppen der Numeralien unterschieden werden wie im Deutschen: Kardinalia, Ordinalia und Bruchzahlen. Sie können substantivisch und adjektivisch gebraucht werden.

Adjektivisch verwendete Numeralien stehen i.d.R. in attributiver Funktion und werden wie attributive Adjektive nicht flektiert. Im Gegensatz zum Deutschen stehen die Substantive (und die damit kongruierenden Verben) nach allen Numeralien im Singular (vgl. Forgács (2007: 174ff)):

z. B. Az asztalon egy könyv van.
dt. Auf dem Tisch liegt ein Buch.
vs.Az asztalon két könyv van.
dt. Auf dem Tisch liegen zwei Bücher.

Numeralien können selten in prädikativer Funktion auftreten:

z. B. Ez öt.dt. Das ist fünf.

Komparation (Steigerung) der Adjektive

Die Komparation ist neben Deklination und Konjugation die dritte Form der Flexion. Adjektive können mit den Steigerungsstufen Positiv (Grundstufe), Komparativ, Superlativ kompariert werden, für die je eine Stammform zur Verfügung steht. Die jeweiligen Stammformen für Komparativ und Superlativ entstehen, indem die Komparationsmarker -er zur Bildung des Komparativs (z. B. stärker) und -(e)st zur Bildung des Superlativs (z. B. neuest-, stärkst-) an die gemeinsame Stammform des Nicht-Positivs angehängt werden:

Positiv KomparativSuperlativ
neuneuerneuest-
starkstärkerstärkst-

Bei Adjektiven mit bestimmten phonologischen Voraussetzungen kann der Superlativmarker silbisch mit Schwa verwendet werden: -est.

Standardsprachlich wird der Superlativ mit dem silbischen Marker gebildet, wenn die Positivstammform auf [d, t], [z, s] oder [sk] endet, z. B.:

müdest-, fettest-, weisest-, heißest-, groteskest-

Bei [ʃ] im Auslaut wird standardsprachlich meist ebenfalls die silbische Form verwendet, wenn nicht das Wortbildungssuffix -isch vorliegt, z. B.:

frischest-, raschest-. Daneben seltener: frischst-, raschst-. Aber: fantastischst- /*fantastischest-

Bei Diphthongen oder Vollvokalen im Auslaut ist der silbische Marker fakultativ, z. B.:

neuest-/neust-, rohest-/rohst-


Die Komparationsmarker am Adjektiv sind folgende Suffixe (mit/ohne Umlaut in der Stammform):
Komparativ: -er
Superlativ: -(e)st

Der Umlaut kann phonologisch nicht vorhergesagt werden und tritt nur bei den Komparationsformen bestimmter Adjektive auf, dann aber immer in beiden Steigerungsstufen, weshalb von einer gemeinsamen Stammform für Komparativ und Superlativ (Nicht-Positiv) ausgegangen werden kann. Diese zweite Stammform entsteht auf der Grundlage der Positivstammform und ist entweder mit ihr formgleich (z. B. neu → neu-) oder trägt zusätzlich Umlaut (z. B. stark → stärk-).

Die Stammform(en) für Komparativ/Superlativ bestimmter einsilbiger Adjektive werden mit Umlaut gebildet, alle anderen ohne Umlaut.
Die Stammform(en) für Komparativ/Superlativ mehrsilbiger Adjektive werden fast immer ohne Umlaut gebildet.

Bestimmte einsilbige Adjektive bilden die Komparativ-/Superlativ-Stammformen mit Umlaut:

alt, arg, arm, dumm, grob, groß, hart, hoch, jung, kalt, klug, krank, kurz, lang, nah, scharf, schwach, schwarz, stark, warm

Einige Adjektive schwanken diesbezüglich:

rot (häufiger mit Umlaut), schmal (häufiger ohne Umlaut), bang, blass, fromm, glatt, karg, nass (nur selten mit Umlaut), krumm (sehr selten mit Umlaut)

Alle anderen einsilbigen Adjektive, sowie mehrsilbige Adjektive (mit Ausnahme von gesund) haben keinen Umlaut, z. B.:

blank, blau, froh, bunt, flau, rau, schlau

dunkel, genau, lose, mager, sauber

Die mit diesen Stämmen gebildeten Komparativ- und Superlativformen werden wie attributive Adjektive dekliniert:

der älteste Mann

sein jüngerer Sohn

Wird ein Komparativ adverbial oder prädikativ gebraucht, wird die Grundform auf -er verwendet, an die keine weiteren Flexionsmarker treten. Superlativformen haben hingegen fast immer Flexionsendungen (Ausnahmen sind einige lexikalisierte Formen, die auf Superlative zurückgehen, z. B. längst). Der adverbial oder prädikativ verwendete Superlativ erhält regelmäßig die Kombination aus am + Superlativstammform + -en, z. B. am längsten:

Mit durchschnittlich 83 Jahren werden Japanerinnen am ältesten. Ihre Männer führen mit statistisch 77 Jahren im Vergleich zu ihren Geschlechtsgenossen das längste Leben. [Salzburger Nachrichten, 12.05.1999]

Die Abfolge der Flexionssuffixe deklinierter Komparationsformen stellt ein Beispiel agglutinierender Suffigierung im Deutschen dar. Deklinationsmarker, die fusionierende Genus-/Kasus-/Numerus-Marker sind, werden direkt an die Komparationsmarker angehängt:

den stärk-st-en Kaffee; schön-er-e Blumen

Einige wenige Adjektive bilden unregelmäßige Komparationsformen. Das betrifft:

uneinheitliche Stammformen in den Steigerungsstufen durch Suppletivformen:

gut → besser → best-

viel → mehr → meist-

wenig → minder → mindest (daneben regelmäßig wenig - weniger - wenigst)

oder phonologisch bedingten Lautveränderungen in den Komparationsformen:

groß → größer → größt- (Reduktion von [s])

hoch → höher → höchst-, nah → näher → nächst- (Schwund von [x]/[ç] vor vokalischen Endungen)

Flektierbarkeit

Die Komparativformen mehr und weniger bleiben unflektiert (z. B. *wenigere).

Adjektive im Ungarischen werden mit den Steigerungsstufen Positiv, Komparativ und Superlativ kompariert. Der Positiv bleibt genauso wie im Deutschen unmarkiert. Komparativformen werden mithilfe des Suffixes -bb gebildet, das bei konsonantisch auslautenden Adjektiven nach den Regeln der Vokalharmonie mit dem Bindevokal -a oder -e zum Stamm gefügt wird. Superlativformen werden mit dem Suffix -bb und dem Präfix leg- gebildet (Bindevokal je nach Vokalharmonie):

SteigerungsstufeFlexionsaffixBeispiel
Positivømagas (hoch)
Komparativ-bbmagasabb (höher)
Superlativleg-…-bblegmagasabb (höchst-)

Unregelmäßigkeiten treten bei der Bildung der Steigerungsstufen auch im Ungarischen auf. Dabei sind drei Typen zu unterscheiden:

  1. Stammveränderung durch Vokalkürzung: z. B. kevés – kevesebb (wenig – weniger)
  2. Suppletivformen in den Steigerungsstufen: z. B. sok – több – legtöbb (viel – mehr- meist-)
  3. Einige Adjektive (sowie Adverbien und Numeralien) haben keine Komparativform, nur eine Superlativform ohne das Suffix -bb z. B. első - *elsőbb – legelső (erst-)

Die Komparativ- und Superlativformen des Adjektivs können wie im Deutschen in attributiver, prädikativer und adverbialer Funktion verwendet werden. Dabei verhalten sich die Steigerungsformen hinsichtlich der Flexion genauso wie der Positiv (vgl. Forgács (2007: 186ff)).

Übung: Adjektivflexion

Übung: Nominalflexion II

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