Wortgruppenflexion
Phrasen sind Wortgruppen, deren Elemente syntaktisch zusammengehören, eine Einheit bilden und bestimmten syntaktischen Regeln folgen. In einer Nominalphrase wird die Markierung grammatischer Kategorien vor allem an den Artikeln, Adjektiven und Pronomina, die die Nominalphrase erweitern bzw. an ihrer Statt auftreten, vorgenommen, teilweise aber auch am Nomen selbst (Plural- und Kasusmarker).
Die Wortgruppenflexion betrifft also vor allem das Nomen sowie dessen Erweiterungen links vom Kopf und ist durch das Zusammenspiel der Flexionsmarker in der Nominalphrase charakterisiert, z. B.:
Der unsichtbare Dritte.
Der Begriff Wortgruppenflexion trägt dabei der Tatsache Rechnung, dass dieses Zusammenspiel in seinem Wirkungsbereich nicht auf die einfache Nominalphrase beschränkt ist, sondern durch Korrespondenz zwangsläufig auch Phrasen betrifft, die den nominalen Kopf der Phrase oder die ganze Nominalphrase erweitern, z. B.:
Der Mann, der zu viel wusste.
Nominalphrasen selbst können aber auch Teile von anderen Phrasentypen sein (z. B. von Präpositionalphrasen), z. B.:
Über den Dächern von Nizza.
Dabei herrschen komplexe Korrespondenzverhältnisse zwischen den flektierbaren Elementen der erweiterten Nominalphrase, z. B. Nomina, Pronomina, Artikel, Adjektive (Adjektivphrasen), vorangestellte Nominalphrasen im Genitiv und anderen Erweiterungen (Attribute). Für bloße Nomina, d. h. ohne Begleiter, gelten wiederum besondere syntaktische und flexionsmorphologische Einschränkungen (siehe Kasusflexion bei bloßen Nomina).
Beispiele:
- Artikel + Nomen: dem Prinzen (ung. a hercegnek)
- Adjektiv + Nomen: kleiner Prinz (ung. kis herceg)
- Artikel + Adjektiv + Nomen: dem kleinen Prinzen (ung. a kis hercegnek)
- Artikel + Possessiv-Pronomen: das deine (ung. a tied)
- bloßes Nomen: Milch (ung. tej) (z. B. ohne Milch, ung. tej nélkül)
- vorangestellte Nominalphrase im Genitiv + Nomen: Saint-Exupérys kleiner Prinz (ung. Saint-Exupéry kis hercege)
- andere Erweiterungen + Nomen: Herr Müller (ung. Müller úr)
Wie die obigen Beispiele zeigen, unterscheidet sich die Verteilung der Flexion innerhalb der ungarischen Nominalphrase im Vergleich zu der der deutschen. Im Gegensatz zum Deutschen werden die grammatischen Kategorien im Ungarischen ausschließlich durch Suffixe bzw. Postpositionen ausgedrückt. Hinsichtlich der Markierung grammatischer Kategorien spielt das Substantiv in der Nominalphrase die zentrale Rolle, d.h. es ist Träger von Numerus- und Kasusendungen (das Substantiv im Ungarischen verfügt über die grammatische Kategorie Genus nicht). Die Begleiter des Substantivs bleiben entweder unmarkiert (Artikel, attributives Adjektiv) oder sie bekommen dieselben Endungen wie die Substantive selbst (Demonstrativ-Pronomina). Beispiele:
a szép asztalt (Akk.) | den schönen Tisch |
a szép nagy asztalok (Nom. Pl.) | die schönen großen Tische |
azt a szép asztalt (Akk.) | jenen schönen Tisch |
ezen a szép asztalon (Lok.) | auf diesem schönen Tisch |
In folgendem Abschnitt werden die grundlegenden Rektions- und Kongruenzbeziehungen zwischen Nomina und ihren Begleitern zusammengefasst, auf die im Einzelnen in den Einheiten zur Flexion der Nomina, Pronomina, Artikel und Adjektive eingegangen wird.
Korrespondenz in der Nominalphrase
Innerhalb der Nominalphrase regiert das Nomen das Genus von Artikel und Adjektiv.
Es besteht Kongruenz in Numerus und Kasus zwischen Nomen, Artikel und Adjektiv.
Artikel regieren nachfolgende attributive Adjektive hinsichtlich der Flexionskategorie stark oder schwach.
Im Gegensatz zum Deutschen ist die Kongruenz innerhalb der ungarischen Nominalphrase beschränkt. Sie ist lediglich zwischen dem Substantiv und dem adjektivisch gebrauchten Demonstrativ-Pronomen zu beobachten. Bei diesen Fällen ist eine doppelte Kasus- und Numerusmarkierung vorhanden. z. B.:
ezeknek a kedves embereknek | diesen netten Menschen |
Ausführliche Informationen zu wesentlichen Aspekten der Wortgruppenflexion befinden sich in folgenden Einheiten:
Kasusflexion in der
Nominalphrase
Korrespondenz und
Flexion bei mehreren attributiven Adjektiven
Flexion bei erweiterten Nominalphrasen