Gewichtungs- und Satzakzent
Der Gewichtungsakzent erfasst die prominenteste Silbe eines Ausdrucks (z. B. Wort, Phrase etc.), dessen Gehalt in den Vordergrund gerückt werden soll; er fällt meist mit einem Wortakzent zusammen, kann aber auch (etwa im Kontrastfall) beliebige akzentuierbare Silben erfassen.
Längere Äußerungen können mehrere Gewichtungsakzente enthalten. Mit Gewichtungsakzenten können einzelne Wortformen bzw. Phrasen markiert werden, die aus inhaltlichen und/oder kommunikativ-pragmatischen Gründen hervorgehoben werden sollen. In den meisten Satzäußerungen lässt sich aber ein besonders ausgeprägter Gewichtungsakzent beobachten, den man traditionell Satzakzent nennt.
In welchem Ausmaß und mit welcher Intensität Gewichtungsakzente realisiert werden, hängt von individuellen Sprechereigenschaften ab. Platzierung und Funktionen von Gewichtungsakzenten lassen sich aber systematisch beschreiben. Der Gewichtungsakzent spielt bei der Organisation der Satzintonation eine eminente Rolle. In den europäischen Sprachen ist der Ton an den Satzakzentstellen in den meisten Sätzen am höchsten und die Intensität (Lautstärke) am größten.
Grundsätzlich ist die Formseite (Akzent) von der Funktion (Fokussierung) klar zu trennen: Der Akzent (auf der Konstituente X) ist nicht die Fokussierung (von X), sondern kann (neben anderen) als ein Mittel zur Fokussierung dessen, was mit X oder der X enthaltenden Konstruktion Z gesagt wird, verwendet werden.
Es werden zunächst die Formaspekte behandelt, danach in einem zweiten Schritt die Gewichtungsfunktionen.
Gewichtungsakzente manifestieren sich auf der prosodischen Ebene des phonetischen Ausdrucks, der formell am häufigsten in Form von Sätzen, Satzketten oder Satzäquivalenten realisiert wird. Wie bereits angedeutet (vgl. Töne aus kontrastiver deutsch-polnischer Sicht) spielen Änderungen von phonetischen Parametern wie Intensität/Lautstärke, Quantität, aber auch Sprechtempo oder -deutlichkeit und Pausensetzung auf der prosodischen Ebene eine wichtigere Rolle als die Änderung der Grundtonfrequenz, weil sie nur in stimmhaften Lauten deutlich zum Ausdruck gebracht werden kann. Effektive kommunikative Wirkung der Gewichtungsakzentsetzung erschweren zum Einen ihre stark individualisierte Realisierung und zum Anderen Mangel an systematischen auditiven Wahrnehmungsmustern.