Flexion bei erweiterten Nominalphrasen
Neben den Erweiterungsmöglichkeiten von Nominalphrasen durch Adjektive/Partizipien gibt es noch andere Attribute, die Nominalphrasen erweitern können und besondere Flexionseigenschaften besitzen. Dazu zählen Appositionen, Attributsätze und attributive Erweiterungen von Maßausdrücken.
Appositionen
Appositionen sind Nominalphrasen, die als Supplemente zu einer Nominalphrase (oder Pronominalphrase) fungieren, z. B.:
Appositionen (im Beispiel fett) kongruieren mit der Nominalphrase, auf die sie sich appositiv beziehen (im Beispiel rot), meist im Kasus und Numerus.
Bei Nomina im Plural kann eine Apposition auch im Singular gehalten werden (Beispiel 1). In Bezug auf die Kasusflexion besteht die Tendenz, Appositionen in den Nominativ (2), Dativ (3) oder bei einer Apposition zu einer von-Präpositionalphrase in den Genitiv (4) zu setzen:
(2) Die Schüler formierten sich zu einem @-Zeichen, ein "symbolisches Netzwerk für mehr Internetsicherheit", wie es hieß. (Berliner Zeitung, 07.02.2007)
(3) Sie ist Vorsitzende des Documenta-Beirats, einem Zusammenschluss von 40 Kasseler Bürgern, die sich seit über einem Jahr regelmäßig treffen. (Berliner Zeitung, 13.06.2007)
(4) In der Afar Region wurde 1974 das Skelett von «Lucy», eines weiblichen Urmenschen gefunden. (dpa, 02.03.2007)
Im Übrigen gelten für appositiv verwendete Nominalphrasen die in dieser Einheit erläuterten Regeln der Kasusflexion, z. B. die für bloße Nomina. Dementsprechend kommen dort obligatorisch Formen ohne Kasusmarker (in alternativer Betrachtungsweise: Nominativformen) zum Einsatz, wo eine Apposition im Singular ohne Begleiter steht, obwohl sie aus Gründen der Konguenz mit dem Bezugsnomen eigentlich kasusmarkiert sein sollte, z. B.:
Einen besonderen Fall stellen Nomina dar, die als ein Supplement (fett) zum Kopfnomen (rot) fungieren, selbst nicht durch Attribute oder Artikel erweiterbar sind und unflektiert bleiben (Ausnahme: Herr). Trotz dieser Unterschiede zu den Appositionen werden solche Ausdrücke traditionell enge Appositionen genannt, wobei sich "eng" auf die umittelbare Position vor oder nach dem Kopfnomen bezieht, die bei anderen Appositionen nicht obligatorisch ist. Es handelt sich dabei häufig um Personen- oder Ortsnamen, z. B:
Die Erweiterung kann einem Kopfnomen auch voraus gehen, z. B.:
Flektierte Formen kommen nur pränominal bei Herr, gelegentlich auch bei Genosse und Kollege vor:
Attributsätze
Bei satzförmigen attributiven Erweiterungen von Nominalphrasen, z. B. Relativsätzen, spielt die Flexion der Pronomina eine wichtige Rolle. Relativsätze können u. a. mit W- oder Demonstrativ-Pronomina (blau) angeschlossen werden, die dann in Numerus und Genus mit dem Kopf der Nominalphrase (oder Pronominalphrase) übereinstimmen, der Kasus wird relativsatzintern bestimmt, z. B.:
Maßkonstruktionen
Einen besonderen Typus der Erweiterung von Nominalphrasen stellt die Bildung von Maßkonstruktionen dar. Dabei wird zu einem Maßausdruck (z. B. Maß- und Mengenbezeichnungen), meist mit einem Zahladjektiv als Attribut, ein Stoffname oder ein artikelloser Plural gestellt. Den Kopf solcher Nominalphrasen bildet jeweils der Maßausdruck (rot), z. B.:
Maßausdrücke sind stets Singularformen (z. B. zwei Stück, drei Dutzend), auch wenn die Maßkonstruktion pluralisch ist. Der Numerus ist dann nur am Zahladjektiv und an der Kongruenz mit dem finiten Verb erkennbar, z. B.:
Kasuskongruenz zwischen dem Maßausdruck als Kopf und dem Stoffnamen als attribuierte Nominalphrase ist nur möglich, wenn der Stoffname kein bloßes Nomen darstellt, sondern selbst Begleiter besitzt (Adjektiv-/Partizpialphrasen), die Kasusmarkierungen tragen können, z. B.: