Wortstellung in der Satzklammer
Während die Besetzung des linken Satzklammerteils wenig potenzielle Wortstellungsvarianz bietet, sieht das im rechten Satzklammerteil deutlich komplexer aus. Dort bildet die Abfolge der verbalen Elemente die hierarchische Ordnung der Teile des Verbalkomplexes ab:
Besonders deutlich wird das in Verbletztsätzen, da bei diesen der gesamte Verbalkomplex im rechten Satzklammerteil steht. Im Extremfall können das vier Verbformen sein, deren richtige Anordnung auch für Muttersprachler nicht immer ganz unproblematisch ist. Dabei gilt, mit bestimmten Ausnahmen, die Regel "Finitum am Ende":
Beispiele für die Abfolge der Verbformen im Passiv im rechten Satzklammerteil von Verbletztsätzen:
Präsens Passiv: | (…), dass er ans Telefon gerufen wird. |
Präsensperfekt Passiv: | (…), dass er ans Telefon gerufen worden ist. |
Futurperfekt Passiv: | (…), dass er ans Telefon gerufen worden sein wird. |
Das Finitum kann ein Hilfsverb (vgl. auch die Beispiele im Passiv), modal gebrauchtes Vollverb oder Modalverb sein (finite Verbteile rot, infinite fett markiert):
(...) , bevor sie abgefahren sind.
(...), weil er damals viel zu arbeiten schien.
(...), weil es ihr natürlich auch geschenkt worden sein kann.
Ausnahmen von der Regel "Finitum am Ende"
Bei zusammengesetzten Tempusformen von Modalverben, deren Partizip II durch den Infinitiv Präsens ersetzt wird ("Ersatzinfinitiv"), folgen zwei (oder drei) Infinitive im rechten Satzklammerteil aufeinander. In diesen Fällen steht die finite Form des Hilfsverbs haben am Anfang des gesamten Verbalkomplexes:
* (...), weil er nicht kommen dürfen hat.
(...), weil er nicht hat kommen dürfen sollen.
Bei Komplementen, die als Infinitive realisiert werden (s. Überblick über die Komplementklassen und ihre Realisierungsformen), kann die Abfolge der Infinitive und der finiten Verbform innerhalb des rechten Satzklammerteils bzw. um diesen herum variieren:
Bei den finiten Formen des Hilfsverbs werden kann fakultativ umgestellt werden:
(...), dass sie das Flugzeug wird landen sehen.
Bei den finiten Formen der Modalverben ist die Umstellung bei drei Infinitiven möglich:
(...), weil Sonja ihn will kommen sehen haben.
(...), weil Sonja ihn will haben kommen sehen.
Tendenziell wird bei zwei Infinitiven das finite Modalverb nicht vorangestellt, wenngleich dessen Voranstellung in literarischen Texten durchaus belegt ist:
Weiterführende Literatur: Bech (1983), Vogel (2009).