Relativsätze mit was

Das W-Wort was ist vor allem als Fragewort bekannt. Dabei steht es am Anfang von W-Fragen (Was ist das?) oder in Nebensätzen wie z.B. Ich weiß nicht, was das ist.

Das W-Wort was hat eine weitere Funktion, denn es kann auch am Anfang von Relativsätzen stehen.

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Den Gegenstand einer Mengenangabe erläutern

Lesen Sie die Beispiele und lösen Sie die Aufgabe:

(1) „Alles, was Sie sagen, ist richtig“ (DGD, IDS Mannheim, FOLK_E_00064_SE_01_T_08/c563)
(2) „Nichts, was Sie sagen, ist falsch“ (Süddeutsche Zeitung, 15.04.2019, S. 20)

Relativsätze sind in der Regel mit einem Teil des Hauptsatzes verbunden und beschreiben ihn näher.
1) Mit welchem Hauptsatzteil ist der was-Relativsatz im Beispiel (1) verbunden?
a) Alles
b) richtig
2) Mit welchem Hauptsatzteil ist der was-Relativsatz im Beispiel (2) verbunden?
a) Nichts
b) falsch

1 a) Alles: Das Wort alles ist ein Quantifikativ-Pronomen. Es drückt eine Mengenangabe („Wie viel?“) mit der Bedeutung „100%“ aus. Der was-Relativsatz erläutert den Gegenstand dieser Mengenangabe, d.h. er gibt die Information „100% wovon?“.

2 c) Nichts: Das Wort nichts wird hier als Quantifikativ-Pronomen verwendet. Es drückt eine Mengenangabe („Wie viel?“) mit der Bedeutung „0%“ aus. Der was-Relativsatz erläutert den Gegenstand dieser Mengenangabe, d.h. er gibt die Information „0% wovon?“.

Quantifikativ-Pronomina wie alles, nichts, vieles, einiges geben die Information „Wie viel?“. In Verbindung mit Quantifikativ-Pronomina geben was-Relativsätze die Information „Wie viel wovon?“

Eine unbestimmte Sache näher beschreiben

Lesen Sie die Beispiele und lösen Sie die Aufgabe:

(3) „Ansonsten fällt mir nichts ein, was richtig gut war (DGD, IDS Mannheim, FOLK_E_00248_SE_01_T_02/c165)
(4) „Da ist etwas passiert, was ihm nicht gefällt (DGD, IDS Mannheim, FOLK_E_00026_SE_01_T_01/c1295)

1) Mit welchem Hauptsatzteil ist der was-Relativsatz im Beispiel (3) verbunden?
a) Ansonsten
b) mir
c) nichts
2) Mit welchem Hauptsatzteil ist der was-Relativsatz im Beispiel (4) verbunden?
a) Da
b) etwas

1 c) nichts: Das Wort nichts wird hier als Negation von etwas verwendet. Es hat die Bedeutung „keine Sache“. Der Satz im Beispiel (4) bedeutet „Ansonsten fällt mir keine Sache ein, die richtig gut war“. Der Sprecher will oder kann diese Sache nicht bestimmen.

2 b) etwas: Das Wort etwas ist ein Indefinit-Pronomen mit der Bedeutung „eine Sache“. Der Satz im Beispiel (3) bedeutet „Da ist eine Sache passiert, die ihm nicht gefallen hat“. Der Sprecher will oder kann diese Sache nicht bestimmen.

Das Indefinit-Pronomen etwas und seine Negation nichts haben die Bedeutung „eine/keine Sache, die der Sprecher nicht bestimmen will oder kann“. In Verbindung mit ihnen geben was-Relativsätze eine zusätzliche Information über diese Sache.

HINWEISE:
– Das Negationswort nichts kann als Quantifikativ-Pronomen mit der Bedeutung „0%“ sowie als Indefinit-Pronomen mit der Bedeutung „keine Sache“ verwendet werden.
– In Verbindung mit Quantifikativ- und Indefinit-Pronomina im Haupsatz könnte man auch Relativsätze mit dem Pronomen das verwenden. Diese sind zwar grammatisch akzeptabel, aber viel seltener als Relativsätze mit was.
– Relativsätze mit was sind in der Regel mit einem Hauptsatzteil im Neutrum Singular verbunden.

Eine Situation kommentieren

Lesen Sie das Beispiel und lösen Sie die Aufgabe:

(5) „[Sie] haben super viele alte Sachen gespielt, was sehr sehr geil war (geändert nach: DGD, IDS Mannheim, FOLK_E_00225_SE_01_T_01/c411)

Welche Funktion hat der was-Relativsatz im Beispiel (5)?
a) Er ist mit dem Hauptsatzteil Sie verbunden und gibt eine zusätzliche Information über die Personen, die gespielt haben.
b) Er ist mit dem Hauptsatzteil super viele alte Sachen verbunden und gibt eine zusätzliche Information über die Sachen, die gespielt wurden.
c) Er ist mit keinem besonderen Hauptsatzteil verbunden und gibt eine zusätzliche Information über die gesamte Situation, die im Hauptsatz beschrieben wird.

c) Er ist mit keinem besonderen Hauptsatzteil verbunden und gibt eine zusätzliche Information über die gesamte Situation, die im Hauptsatz beschrieben wird. Die Antwortoptionen a) und b) sind auch aus einem grammatischen Grund falsch. Relativsätze mit was sind in der Regel mit einem Hauptsatzteil im Neutrum Singular verbunden und die Satzteile Sie und super viele alte Sachen sind beide im Plural.

Relativsätze mit was wie im Beispiel (5) keine zusätzliche Information über einen besonderen Hauptsatzteil, sondern drücken einen Sprecher-Kommentar zum ganzen Hauptsatz aus: „Sie haben super viele alte Sachen gespielt. Das war sehr sehr geil.“

Generalisierungen

Generalisierungen sind Aussagen, die nicht an eine einzelne Sache, Person oder Situation gebunden sind, sondern allgemein gelten – z.B. Jeder Anfang ist schwer .

Auch was-Relativsätze können Generalisierungen ausdrücken. Vergleichen Sie die Beispiele und lösen Sie die Aufgabe:

(6) „In meiner Schublade liegen alte Mobiltelefone, die ich nicht mehr benutze“ – „Was? Noch älter als das, das Du jetzt hast?“ (Braunschweiger Zeitung, 29.11.2011)
(7) „Ich gehe nie in Schnäppchenmärkte. Ich kaufe das, was ich brauche (die tageszeitung, 04.07.1998: S. 27)

1) Die zwei Beispiele enthalten beide einen Relativsatz. Sehen die zwei Relativsätze gleich aus oder sind sie unterschiedlich?
2) Die Relativsätze in (6) und (7) sind beide mit dem Pronomen das im Hauptsatz verbunden. In den zwei Beispielen hat das Pronomen das verschiedene Funktionen. Entscheiden Sie, welche der Aussagen a) und b) zum Beispiel (6) oder zum Beispiel (7) passt:
a) Das Pronomen das verweist auf eine bestimmte Sache zurück, die im vorherigen Satz genannt wird.
b) Das Pronomen das hat eine allgemeine Bedeutung und keine zurückverweisende Funktion.

1 Sie sind unterschiedlich. Der Relativsatz im Beispiel (6) hat am Anfang das Pronomen das, der Relativsatz im Beispiel (7) das W-Wort was.

2 a) Beispiel (6): Das Pronomen das steht hier für „das Mobiltelefon“. Damit ist genau das Mobiltelefon gemeint, das die Person jetzt hat. Der Gegenstand Mobiltelefon wird im vorherigen Satz genannt.
b) Beispiel (7): Das Pronomen das hat hier die allgemeine Bedeutung „die Sachen“. Der Satz im Beispiel (6) bedeutet „Ich kaufe die Sachen, die ich brauche“. Der Satz ist nicht an eine bestimmte Einkaufssituation gebunden, sondern gilt für alle möglichen Einkaufssituation. Das Pronomen das verweist nicht auf etwas zurück, was vorher gesagt wurde.

Vergleichen Sie die Sätze a) und b). Welcher Satz ist grammatisch korrekt?
a) Der Mensch ist das, was er isst.
b) Der Mensch ist, was er isst.
c) Die Sätze a) und b) sind beide grammatisch korrekt.

c) Die Sätze a) und b) sind beide grammatisch korrekt.

Der Satz b) ist ein Originalzitat des deutschen Philosophen Ludwig Feuerbach und der Satz a) ist eine Variante. In b) fehlt das Pronomen das im Hauptsatz, trotzdem ist der Satz grammatisch korrekt. In Verbindung mit einem was-Relativsatz kann das Pronomen das im Hauptsatz also auch weggelassen werden.

Relativsätze mit was können auch mit dem Pronomen das im Hauptsatz verbunden werden. Zwei Fälle sind möglich.
FALL 1: Das Pronomen das im Hauptsatz verweist auf eine bestimmte Sache zurück, die aus dem Vorkontext schon bekannt ist. In diesem Fall werden in der Regel das-Relativsätze verwendet. Das Pronomen das im Hauptsatz ist obligatorisch.
FALL 2: Das Pronomen das hat die allgemeine Bedeutung „die Sachen“ und hat keine zurückverweisende Funktion. In diesem Fall werden in der Regel was-Relativsätze verwendet. Das Pronomen das im Hauptsatz ist nicht obligatorisch, sondern kann auch weggelassen werden.

Generalisierende was-Relativsätze gibt es auch in Sprichwörtern. Hier einige Beispiele. Wenn Sie sie nicht kennen, klicken Sie auf die Links in Klammern und lesen Sie die Erklärungen aus dem IDS-Sprichwörterbuch:

(8) Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht. (Link zum Sprichwörterbuch)
(9) Was uns nicht umbringt, macht uns stark. (Link zum Sprichwörterbuch)
(10) Was nichts kostet, ist nichts wert. (Link zum Sprichwörterbuch)

In Sprichwörtern wie in den Beispielen:
– steht der Relativsatz in der Regel vor dem Hauptsatz.
– ist der Relativsatz mit dem Pronomen das im Hauptsatz verbunden, aber dieses wird weggelassen.

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Autor(en)
Giorgio Antonioli
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