Relativsätze mit wer
Zielgruppe | Lernende (ab Niveaustufe B2) |
Lernziele | Generalisierungen über Menschen ausdrücken |
Das W-Wort wer ist vor allem als Fragewort mit der Bedeutung „Welcher Mensch?“ bekannt. Dabei steht es am Anfang von direkten und indirekten W-Fragen:
Kasus | direkte W-Frage | indirekte W-Frage |
Nominativ | Wer ist das? | Ich weiß nicht, wer das ist. |
Akkusativ | Wen könnte das interessieren? | Ich frage mich, wen das interessieren könnte. |
Dativ | Wem gehört das Fahrrad? | Wissen Sie, wem das Fahrrad gehört? |
Genitiv | Wessen Idee war das? | Weißt du, wessen Idee das war? |
mit Präposition | Für wen ist das Geschenk? Von wem redest du? | Kannst du mir sagen, für wen das Geschenk ist?
Ich habe keine Ahnung, von wem du redest. |
Das W-Wort wer kann auch Relativsätze einleiten. Kennen Sie Relativsätze noch nicht? Dann klicken Sie bitte hier.
Hier sind einige Beispiele für wer-Relativsätze. Lesen Sie sie und lösen Sie die Aufgaben:
1) Welche der Umschreibungen a), b) und c) hat dieselbe Bedeutung wie wer in den Beispielen?
a) „Ein bestimmter Mensch“
b) „Jeder Mensch“
c) „Welcher Mensch“
2) Das W-Wort wer hat in den Beispielen (1) bis (5) fünf verschiedene grammatische Funktionen. Diese sind meistens an seinem Kasus erkennbar. Ordnen Sie jedem Beispiel die passende Funktion zu.
a) Genitivattribut des Subjekts
b) Objekt eines Verbs mit Dativ
c) Subjekt
d) Objekt eines Verbs mit Präposition
e) Objekt eines Verbs mit Akkusativ
1b) „Jeder Mensch“. Die wer-Relativsätze in den Beispielen (1), (2), (3), (4) und (5) können so umgeschrieben werden:
2 a) Beispiel (4): wessen Handy
b) Beispiel (2): Wem
c) Beispiel
(1): Wer
d) Beispiel (5):
Bei wem
e) Beispiel (3):
Wen
– Subjekt (wer)
– Objekt eines Verbs mit Akkusativ (wen)
– Objekt eines Verbs mit Dativ (wem)
– Genitivattribut eines Nomens mit Subjekt- oder Objektfunktion (wessen)
– Objekt eines Verbs mit Präposition (z.B. bei wem)
Lesen Sie noch einmal die Beispiele (1) bis (5) und lösen Sie die Aufgabe. Achten Sie diesmal auf den Hauptsatz:
1) Was für ein Wort ist das?
a) Demonstrativpronomen
b) bestimmter Artikel
c) Relativpronomen
2) Welchen Kasus hat es?
a) Nominativ
b) Akkusativ
c) Dativ
d) Genitiv
1a) Demonstrativpronomen. Das Wort der kann kein bestimmter Artikel sein, weil bestimmte Artikel immer ein Nomen einleiten. Es kann auch kein Relativpronomen sein, weil das Verb in Relativsätzen immer am Ende steht.
– „Siehst du den da drüben? Das ist ein weltberühmter Mann" (Frankfurter Allgemeine, 1995)
Außerdem kann der Sprecher mit d-Pronomina auf Menschen oder Gegenstände zurückverweisen, die er (oder ein anderer Sprecher) bereits genannt hat – genauso wie mit den Personalpronomina er, sie, es:
– Personalpronomen: „Das ist Armin Maiwald. Wahrscheinlich kennst du ihn“ (Stern, 17.02.2005)
– d-Pronomen: „Shakespeare? Ist das ein Bier?“ – „Nein, Zlatko, kennst Du den nicht? Ist doch ein Schriftsteller“ (Mannheimer Morgen, 05.02.2007)
In Zusammenhang mit wer-Relativsätze hat das d-Pronomen der die zweite Funktion, denn es verweist auf den Relativsatz zurück.
2a) Nominativ. Der Kasus des d-Pronomens der sagt uns, dass der wer-Relativsatz das Subjekt des Hauptsatz-Verbs ist:
– im Akkusativ (den), wenn der wer-Relativsatz das Objekt eines Verbs mit Akkusativ im Hauptsatz ist:
(8) „Wen man liebt, dem muss man auch die Wahrheit sagen“ (Berliner Zeitung, 21.09.2000, S. 23) ➙ Wem muss man auch die Wahrheit sagen? Jedem Menschen, den man liebt.
Lesen Sie die Beispiele (11) bis (14) und lösen Sie die Aufgabe:
a) Das d-Pronomen wurde vergessen.
b) Das d-Pronomen im Hauptsatz ist nicht immer notwendig.
c) Die wer-Sätze in den Beispielen sind keine Relativsätze.
b) Das d-Pronomen im Hauptsatz ist nicht immer notwendig. In den vier Beispielen entfällt das d-Pronomen der. Trotzdem sind die Beispiele vollkommen grammatisch:
– in der Kombination Wer…, den… (Beispiel 6)
– in der Kombination Wer…, dem… (Beispiel 7)
– in der Kombination Wen…, dem… (Beispiel 8)
– im Genitiv (Beispiel 9)
– mit Präposition (Beispiel 10)
Sonst kann das d-Pronomen auch entfallen – s. Beispiele (11) bis (14).
Relativsätze mit wer gibt es oft in Sprichwörtern. Lesen Sie die folgenden Beispiele aus dem IDS-Sprichwörterbuch und lösen Sie die Aufgabe:
– Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. (Link zum Sprichwörterbuch)
– Wes(sen) Brot ich ess(e), des(sen) Lied ich sing(e). (Link zum Sprichwörterbuch)
– Wer sucht, der findet. (Link zum Sprichwörterbuch)
– Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht. (Link zum Sprichwörterbuch)
Das d-Pronomen im Hauptsatz kann in den Sprichwörtern Wer rastet, der rostet und Wer sucht, der findet entfallen. Die Formvarianten Wer rastet, rostet und Wer sucht, findet sind auch möglich, ohne dass der Satz ungrammatisch oder unverständlich wird.
– „Ein guter Richter ist, wer von vielen Sachen viel versteht“ (Berliner Zeitung, 10.04.2007, S. 4)
– Jetzt kann, wer will, einen Termin vereinbaren (…) (Mannheimer Morgen, 30.08.2013, S. 16)
– „Ich kann einladen, wen ich will“ (Der Spiegel, 07.10.2017, S. 18)
– „Kaufen kann nur, wem etwas angeboten wird“ (Spiegel-Online, 19.11.2007)
– „Offen kommunizieren kann nur, wessen Selbstwertgefühl stimmt“ (Hannoversche Allgemeine, 07.11.2009, S. 1)
– „Sie können sprechen, mit wem sie möchten“ (Die ZEIT, 02.06.2021, S. 58)
Wenn der wer-Relativsatz in der Satzmitte oder ganz am Satzende steht, ist im Hauptsatz kein d-Pronomen notwendig.