Person bei Pronomina und Artikeln
Die Personalkategorie des Verbs wird vom Subjekt regiert (vgl. Die Korrespondenz zwischen Subjekt und finitem Verb). Als Subjekt können Ausdruckseinheiten verschiedener Wortarten fungieren, darunter sind jedoch nur Kommunikanten-Pronomina selber hinsichtlich Person markiert, wobei die Personalkategorie eine Paradigmenkategorie ist. Person wird bei Pronomina mit Kommunikanten-Bezug gleichgesetzt.
In traditionellen Darstellungen werden sowohl der Bereich der Pronomina anders strukturiert als auch die Kategorisierung Person weiter gefasst. So werden Sprecher-Pronomina ich, wir, Hörer-Pronomina du, ihr und anaphorisches Personalpronomen er/sie/es, sie (evtl. gemeinsam mit der Distanzform des Hörerpronomens Sie) zu einer Gruppe zusammengefasst und - entsprechend - als Personalpronomina der 1., 2. und 3. Person bezeichnet. Dies schafft zwar eine Parallelität zu den verbalen Personalkategorien, verwischt aber deutliche funktionale und formale Unterschiede zwischen den verschiedenen Pronomina. Darüber hinaus verschleiert es, dass neben dem anaphorischen Personalpronomen auch sonstige „Nicht-Kommunikanten-Pronomina“ und überdies Nominalphrasen, Infinitivkonstruktionen und sogar Sätze als Subjekte die 3. Person des finiten Verbs regieren.
Die Kommunikanten-Pronomina zeigen an, dass sich unter ihren Bezugsobjekten Kommunikanten der aktuellen Äußerung befinden (dass sich darunter auch „Dritte“ befinden, wird nicht grundsätzlich ausgeschlossen), im Falle des Sprecher-Pronomens die Sprecher/Schreiber und im Falle des Hörer-Pronomens die Adressaten. Das Verhältnis zwischen den beiden Subklassen der Kommunikanten-Pronomina ist allerdings asymmetrisch, was im Plural deutlich wird. Beim Sprecher-Pronomen wird prinzipiell nicht ausgeschlossen, dass unter den Kommunikanten, auf die Bezug genommen wird, auch Adressaten sind, dagegen schließt das Hörer-Pronomen grundsätzlich Sprecherbezug aus. So kann im Plural das Hörer-Pronomen ihr nur dann gewählt werden, wenn der Sprecher selbst nicht zu den Bezugsobjekten gehört, andernfalls muss das Sprecher-Pronomen wir gewählt werden, auch wenn unter den Bezugsobjekten Adressaten sind (vgl. Wiese 1994, 170f.).
Die Possessiv-Artikel mein(-), unser(-), dein(-)/Ihr(-), eu(e)r(-)/Ihr(-) und die entsprechenden Pronomina stellen eine Zugehörigkeitsrelation zum Sprecher bzw. zu Sprechergruppen oder eine Zugehörigkeitsrelation zum Hörer bzw. Hörergruppen her. Sie sind dadurch streng genommen nicht hinsichtlich Person, sondern hinsichtlich der Zugehörigkeitsrelation zu (bestimmten) Kommunikanten markiert. Die verbleibenden Possessiv-Artikel sein(-)/ihr(-), ihr(-) und die entsprechenden Possessiv-Pronomina sind hinsichtlich der Zugehörigkeitsrelation zu Kommunikanten unmarkiert. Dafür werden ihre Stämme im Singular nach Genuskategorie eines Bezugsausdrucks differenziert.