Differenzmodell

Definition

Das Differenzmodell ist ein topologisches Feldermodell, das Sätze unterschiedlicher Verbstellungstypen (Verberst-, Verbzweit-, Verbletztsatz) bzw. alle Satztypen anhand unterschiedlicher Schemata beschreibt.

Erläuterungen

Das Differenzmodell geht auf Höhle 1986 zurück. Dieser unterscheidet drei topologische Satztypen (S. 329):

  • E-Sätze: unselbstständige Verbletztsätze
  • F1-Sätze: selbstständige Verberstsätze
  • F2-Sätze: selbstständige Verbzweitsätze

E-Sätze, F1-Sätze und F2-Sätze werden im Höhle'schen Ansatz jeweils anhand drei verschiedener Teilmodelle beschrieben (Darstellungen und Beschreibungen der Elemente folgen Wöllstein 2014, S. 22f. nach Höhle 1986, S. 330ff., geklammerte Felder sind fakultativ):

E-Sätze
(KOORD) (C) (Complementizer) X VK Y
aberdass Sie mir die Einladung nochannehmennach dem 15. April!
F1-Sätze
(KOORD) (KL) FINIT X VK Y
aberdie Einladung,würdenSie die nochannehmennach dem 15. April?
F2-Sätze
(KOORD/PARORD) (KL) K FINIT X VK Y
aberdie Einladung, diewerdeich nicht mehrannehmennach dem 15. April.

KOORD/PARORD: koordinierende/beiordnende Ausdrücke, entspricht teilweise dem linken Außenfeld der Systematischen Grammatik
KL: Konstituente in Linksversetzung, entspricht teilweise dem linken Außenfeld der Systematischen Grammatik
K: eine Konstituente; entspricht teilweise dem Vorfeld
C: Complementizer; entspricht teilweise der linken Satzklammer
FINIT: Träger von Finitheitskategorien; entspricht teilweise der linken Satzklammer
X: Folge von beliebig vielen Konstituenten (auch null); entspricht dem Mittelfeld
VK: Verbalkomplex, Folge von beliebig vielen (auch null) verbalen Elementen; entspricht der rechten Satzklammer
Y: Folge von beliebig vielen Konstituenten (auch null); entspricht dem Nachfeld

Hinweise

Rechts von FINIT bzw. C weisen die drei Teilmodelle dasselbe Schema auf. Dieses entspricht (mit anderslautenden Bezeichnungen) dem uniformen Modell. Die Unterschiede zwischen den Teilmodellen und zum uniformen Modell betreffen die Felder und Positionen links von X bzw. dem Mittelfeld.

Wie Wöllstein 2014, S. 81 ausführt, kann mithilfe des Differenzmodells beispielsweise der strukturelle Unterschied zwischen Verberstsätzen und Verbletztsätzen abgebildet werden: FINIT existiert nur im Falle von F-Sätzen und ist ausschließlich durch das finite Verb besetzt, wohingegen C nur in E-Sätzen existiert und Subjunktoren, Relativ-Pronomina oder Interrogativ-Pronomina beinhaltet. Im uniformen Modell hingegen ist die linke Satzklammer der Ort für sowohl das finite Verb (im Falle von Verberst- bzw. Verbzweitsätzen) als auch Subjunktoren (im Falle von Verbletztsätzen).

Höhle 1986, S. 336 selbst bezeichnet das System als Herling/Erdmann-System, da "[...] Grundzüge der Theorie der topologischen Felder [...] in allen wesentlichen Teilen bei Erdmann (1886) zusammengefasst [sind], und was bei Erdmann implizit bleibt [...], steht explizit bei Herling (1821)."

Der Begriff VK, Verbalkomplex, wie er im Rahmen des Differenzmodells von Höhle verwendet wird, unterscheidet sich vom Begriff Verbalkomplex im Kontext der Systematischen Grammatik.

Andere Bezeichnungen

topologisches Differenzmodell

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