Numerusflexion

Im Deutschen wie in anderen Sprachen stellt der Plural den markierten Numerus dar. Der Plural kann durch Pluralsuffixe in Verbindung mit bestimmten Stammformen mit/ohne Umlaut (") gekennzeichnet werden. Für den Singular stehen keine gesonderten Numerusaffixe zur Verfügung.

Es gibt auch Nomina, die semantisch auf einen Numerus festgelegt sind (Singulariatantum, Pluraliatantum), z. B. Stoffnamen, Eigennamen, die entsprechenden Singular- bzw. Pluralformen können in der Regel flexionsmorphologisch gebildet werden, werden aber nicht oder in einer anderen Bedeutung gebraucht.

Beispiele für Singulariatantum:

  • Stoffnamen: Fleisch, Milch, Salz, Sand . Wenn Stoffnamen auch eine Pluralform haben, bezeichnet diese verschiedene Sorten, z. B. Hölzer, Öle, Salze.
  • Eigennamen: Gisela, Horst; Schmidt, Meier; Frankreich, Amerika; Rhein.. Wenn Eigennamen auch eine Pluralform haben, findet ein mit einem Bedeutungswechsel verbundener Übergang vom Eigennamen zum Gattungsnamen statt, z. B. die Annas, die Müllers, die Amerikas.
  • Kollektiva: Obst, Vieh; Abstrakta: Hitze, Treue;Weltall, Schlaf .

Beispiele für Pluraliatantum:

  • Eigennamen: die Niederlande, die Alpen.
  • Kollektiva: Trümmer, Eltern, Geschwister, Leute, Spesen.
Die Pluralmarker am Nomen sind folgende Suffixe:
-(e)n, -(e), "-(e), "-er, -s.
Manche Pluralformen sind aus phonologischen Gründen suffixlos. Sie besitzen dann gar keinen (Nomina ohne Pluralmarker) oder nur den Umlaut als Pluralmarker.

Genusunabhängige Pluralbildung (phonologische Kriterien)

Flexionsaffixe sind nicht akzentuierbar (betonbar). Flexionsaffixe, die eine Silbe bilden, können als einzige Vokale die nicht akzentuierbaren Laute [ə] (Schwa) oder [ɐ] (vokalisches r) enthalten. Pluralformen morphologisch einfacher Nomina setzen sich prototypisch aus einer Stammsilbe, die den Hauptakzent trägt, und einem nicht akzentuierten Pluralsuffix zusammen. Sie haben im Deutschen also die Abfolge betonte/unbetonte Silbe (vgl. Eisenberg (2006: 166)). Beispiele (betonte Silben sind rot, die Pluralsuffixe fett markiert):

der Wolf → die Wölfe; das Kind → die Kinder

Nomina mit mehrsilbigen Stammformen, deren letzte Silbe das nicht betonbare Schwa enthält, würden gegen dieses Prinzip verstoßen, wenn mit einem Pluralsuffix eine weitere unbetonte Schwa-Silbe an die Stammform treten würde. Solche Nomina erhalten folglich eine nichtsilbische (schwalose) Variante der entsprechenden Pluralmarker (-n, endungslos, nur Umlaut), die Abfolge betonte/unbetonte Silbe bleibt somit im Plural erhalten:

die Ampel → die Ampeln; der Mieter → die Mieter; die Mutter → die Mütter;

Es gibt im deutschen Kernwortschatz nur wenige morphologisch einfache Nomina mit zweisilbigen Stammformen, deren Flexionsformen untypisch zwei aufeinander folgende unbetonte Silben besitzen, z.B. Arbeit - Arbeiten (Pl.). Es treffen aber keine zwei Schwa-Silben aufeinander, da das nasale Suffix eine Silbe ohne Schwa bildet (mit silbischem n [n̩]), z. B. Arbeiten ['arbaitn̩].

Formen mit Abfolgen von bis zu drei unbetonten Silben (auch Schwa-Silben) sind bei der Komparation der Adjektive (z. B. schwächere, selteneres) hingegen der Normalfall. In der Verbflexion sind (maximal) zwei aufeinander folgende Schwa-Silben bei bestimmte Verben möglich (z. B. rudere, betete). Vgl. Eisenberg 1998: 136f.

Der s-Plural besitzt keine schwahaltige Variante und bildet niemals eine eigene Silbe. Das vokalische r im Suffix des "-er-Plurals ([ɐ], [ɐʁ]) wird immer realisiert und bildet eine Silbe:

die Bar → die Bars; der Reichtum → die Reichtümer

Nicht-Setzung von Schwa

Die Klammern um -(e) bei den Pluralmarkern kennzeichnen die Nicht-Setzung des Schwa-Lautes [ə] nach unbetonten Silben im Stamm:

a) [ə]: Hose - *Hoseen Hosen
b) [ə] +Konsonant: Ampel - *Ampelen Ampeln ; Segel - *Segele Segel
c) [ɐ]:Mutter - *Müttere Mütter
d) unbetonter Kurzvokal + Liquid (l, r):Nachbar - *Nachbaren Nachbarn

Umlaut/Umlautfähigkeit

Nicht alle Nomina mit den Pluralmarkern "-(e) oder "-er, die eine Kombination aus Umlaut + Suffix bilden, sind auch umlautfähig:

Kind - Kinder

Umlautfähigkeit führt aber nicht zwingend zu Umlaut im Plural:

Wolf - Wölfe; Hund - Hunde;

Es kann deshalb nicht von einem Marker (")-(e) ausgegangen werden, sondern von zwei verschiedenen: "-(e) mit Umlaut und -(e) ohne Umlaut. Für "-er gilt das nicht, da hier der Umlaut bei umlautfähigen Nomina grundsätzlich steht.

Nomina ohne Pluralmarker

Folgende nicht-umlautfähigen (bzw. im Rahmen der Wortbildung bereits umgelauteten) Maskulina/Neutra, deren Stammformen auf bestimmte unbetonte Wortbildungs- bzw. Pseudosuffixe enden, besitzen keine Pluralmarker, sofern sie keine n-Plurale bilden (z.B. die Bibeln):

WortbildungssuffixPseudosuffixBeispiel (Nom. Sg./Pl.)
-el-elDeckel; Esel
-telViertel
-er, -er/-ler/-ner etc.-erLyriker; Lehrer, Segler, Rentner; Eimer
-enSegen
-lein bzw. -elVögelein, Bündel
-chenMädchen

Die Stammformen, die nicht auf Nasal enden, können im Dativ Plural den Kasusmarker -n erhalten, was die resultierende Form auch kontextlos (z.B. in einer Nominalphrase ohne Begleiter) eindeutig als Pluralform kennzeichnet, z. B. Eseln, Lehrern (Dat.Pl.).

Bei Nomina ohne Pluralmarker kann von einer Bildung mit dem Pluralmarker (e) ausgegangen werden, bei der das -e aus phonotaktischen Gründen nicht realisiert wird, z. B. die Wagen (*Wagene). Bei Bildungen mit dem Pluralmarker "-(e) kann, wenn das -e aus phonotaktischen Gründen nicht realisiert wird, aber eine umlautfähige Stammform vorliegt, der Umlaut als alleiniger Pluralmarker stehen, z. B. die Mütter (*Müttere), aber: die Segel (*Segele).

Wortauslaut und Selektion der Pluralmarker (n-Plural)

Neben der Selektion nach Genus korreliert die Wahl der Pluralmarker teilweise mit phonologischen, den Wortauslaut betreffenden Merkmalen der Nomina, die weitgehend genusunabhängig sind. Sie geben zusätzliche, verlässliche Hinweise zur Pluralbildung, die aber grundsätzlich auch genusdeterminiert erklärt werden kann.

c) Nomina auf -[ə] bilden den Plural auf -n:Jacken f., Riesen m., Augen, n.
Hier liegt nur eine bedingt genusunabhängige Selektion vor, da die Gruppe der Neutra auf -[ə] mit n-Plural sehr klein ist (z.B. Ende, das Junge). Neutra auf -[ə] sind überwiegend Abstrakta (z.B. das Erbe) und/oder Wortbildungen (z.B. Nominalisierungen: das Schöne), die keine Plurale bilden können.

Nomina mit unbetontem Vollvokal im Wortauslaut (z.B. Opa) weisen ebenfalls eine phonologisch gesteuerte Pluralbildung auf, die im Folgenden unter dem Aspekt der Markiertheit betrachtet wird.

Phonologische Markiertheit (s-Plural)

Bestimmte Nomina tragen phonologische und teilweise lexikalische Merkmale, die sie für die Pluralbildung als markiert kennzeichnen. Sie erhalten den Pluralmarker -s. Dazu zählen:

d) fast alle Nomina auf unbetonten Vollvokal: Omas, Uhus, Autos
also auch Kurzwörter und Akronyme wie Unis, LKWs ['ɛlka:ve:s] (aber auch endbetont: [ɛlka:'ve:s]).

Ausnahmen bilden einige Nomina mit en-Plural:

Villa - Villen, Konto - Konten, Firma - Firmen.

Viele dieser Nomina haben auch konkurrierende Pluralformen (Pizza - Pizzen/Pizzas). Gelegentlich sind auch fremdsprachliche Pluralsuffixe gebräuchlich (Saldo - Salden/Saldos/Saldi usw.). Die Wahl des en-Plurals kann hier als Integrationsprozess durch Markiertheitsabbau betrachtet werden.

e) Fremdwörter mit fremdsprachlicher (markierter) Aussprache oder betontem Vollvokal im Auslaut.
Jobs [ʤɔps], Chansons'sɔ̃s]

Bei eingedeutschter Aussprache werden unmarkierte Pluralmarker verwendet:
Balkon [bal'kɔŋ, bal'ko:n]- Balkone. Aber: Balkon (frz. Aussprache) [bal'kɔ̃] - Balkons

In der Regel ist nur der Auslaut für den phonologisch markierten s-Plural relevant:
Computer [kɔm'pju:tɐ] - Computer (Bei englischen Fremdwörtern auf -er wird der Auslaut deutsch ausgesprochen).

f) Eigennamen (Mit Bedeutungsverschiebungen im Plural)
Vornamen: die Pauls (Gruppe von Personen mit diesem Vornamen), Nachnamen: die Bäckers (Familie bzw. ihre Mitglieder, Träger des Nachnamens)

g) Onomatopoetika (die Wauwaus)

h) Metalinguistische Substantivierungen (die Warums, die Ichs, die Bs)

Die phonologische Markiertheit oben genannter Nomina resultiert auch aus dem Bestreben des Sprechers, die Lautstruktur der Nomina zu bewahren, um ihre lexikalische Sonderstellung hervorzuheben. Die Wahl des s-Plurals ist dazu besonders geeignet, da Laut- und Silbenstruktur der Nomina bewahrt werden (kein Umlaut, kein silbischer Pluralmarker).

Genusabhängige Pluralbildung

Deutsche Nomina, die phonologisch unmarkiert sind, weisen eine genusabhängige Pluralbildung auf:

Feminina bilden vorwiegend Plurale auf -(e)n
Maskulina und Neutra bilden vorwiegend Plurale auf -(e)
  • Markierte Varianten innerhalb der genusabhängigen Pluralbildung sind Maskulina und Neutra auf -(e)n und Feminina auf "-(e) im Plural.
  • Maskulina und Neutra besitzen auch markierte Plurale auf "-er.
  • Der Pluralmarker "-(e) kommt in allen drei Genera vor, bei Neutra allerdings sehr selten (nur:Flöße, Klöster, Wässer).
  • Der s-Plural wird genusunabhängig gebildet und kommt in allen drei Genera vor.

Übersicht der Pluralmarker bei den drei Genera mit Beispielen (unmarkierte Typen orange unterlegt, seltene Fälle in Klammern):

Bei Fremdwörtern treten verschiedene Arten der Pluralbildung auf, die unterschiedliche Stufen der Anpassung an des deutsche Deklinationssystem widerspiegeln (deutsche Pluralmarker - Misch-/Doppelformen - nur fremdsprachliche Pluralmarker):

Mit deutschen Pluralmarkern, z.B.:

Mikrophone, Qualitäten, Kardinäle, Hospitäler, Pizzas (vgl. aber auch Pizzen).

Eine besondere Gruppe bilden hier Fremdwörter mit en-Plural, bei denen unbetonte Wortausgänge im Plural wegfallen, z.B.:

Rythmus - Rythmen, Organismus - Organismen, Museum - Museen, Pizza - Pizzen.

Zusätzlich mit abweichendem Pluralbildungsstammform, z.B.:

Prinzip - Prinzipien.

Mit fremdsprachigen Pluralmarkern, z.B.:

Lexikon - Lexika, Index - Indizes, Schema - Schemata, Genus - Genera, Kasus -Kasus ['ka:zu:s].


Anmerkungen zur Numerusflexion im Italienischen

So wie meist für die grammatische Kategorie des Genus, stellt die Endung eines Nomens im Italienischen auch das morphologische Kennzeichen für den Numerus dar. Die Nominalendung trägt nämlich in der Regel eine doppelte Information: Maskulin + Singular bzw. Maskulin + Plural, Feminin + Singular bzw. Feminin + Plural: alber-o (Mask. Sg.) > alber-i (Mask. Pl.); mozzarell-a (Fem. Sg.) > mozzarell-e (Fem. Pl.).

Insofern lässt sich die Pluralbildung im Italienischen als weitgehend genusabhängig definieren, zumal es sich hierbei um eine Sprache handelt, in der der konsonantische Auslaut nur bei Lehn- und Fremdwörtern auftritt.

Die beiden Numeri unterscheiden sich formal bis auf spärliche Ausnahmen (uomo > uomini, dio > dei ) im Wechsel des vokalischen Suffixes (Wortstammflexion). Somit weicht das Italienische auch bei der Numerusflexion vom Deutschen ab, bei dem (mit Ausnahme einiger Lehnwörter wie Villa > Villen, Internationalismus > Internationalismen ) die Pluralbildung durch Anfügung des Flexionsmarkers an die singularische Grundform erfolgt (Grundformflexion). Es unterscheidet sich allerdings ebenfalls vom Modell der meisten romanischen Sprachen (frz.: ami > amis; span.: abuela > abuelas), die die pluralische Akkusativendung -s sämtlicher lateinischer Flexionsklassen von Maskulina und Feminina (etwa Nom. Sg. puella > Akk. Pl. puellas, Nom. Sg. liber > Akk. Pl. libros) fortsetzen. Das Italienische scheint hier oft die pluralische Endung des lateinischen Nominativs übernommen zu haben: lat. capra > caprae > it. capre; lat. lupus > lupi > it. lupi.

Mit Hinweis auf die hier vorgenommene Einteilung der Nomina in sechs Flexionsklassen (siehe Flexionsklassen der Nomina) folgen ausführliche Anmerkungen

a) zur genusbedingten Pluralbildung
b) zur Produktivität der jeweiligen Klassen
c) zu phonologisch bedingten Pluralbildungen

Abschließend wird dann die Numerusflexion tabellarisch nach Flexionsklasse und grammatischem Genus vorgestellt und auf markierte Formen sowie Ausnahmen hingewiesen.

a) Genusbedingte Pluralbildung

1. Maskuline Nomina

Sie gehören in der Häufigkeitsskala zur Klasse 1 (-o > -i ), zur Klasse 3 (-e > -i ), zur Klasse 4 (-a > -i ) sowie zu den Klassen 5 (-o > -a ) und 6 (Plural unverändert), und zwar mit der folgenden Einteilung:

In der Klasse 1 (-o > -i ) sind ausschließlich Maskulina vertreten, mit spärlichen Ausnahmen wie la mano > le mani (womit das Genus von lat. manus fortgesetzt wird) und l'eco > gli echi. Zum Singular des letztgenannten Nomens ist zu bemerken, dass die feminine Variante mit Genuswechsel im Plural häufiger vorkommt als die maskuline (un eco).

Erwähnenswert ist auch die unregelmäßige Pluralform uomo < uomini (womit im Singular entgegen dem üblichen Usus der lateinische Nominativ Singular homo und im Plural der lateinische Akkusativ Plural homines fortgesetzt werden).

Markierte Varianten innerhalb dieser Klasse stellen weiter Maskulina auf betontem -ìo und unbetontem -io dar, die den Plural resp. auf -ii und -i (il rinvio >i rinvii, l'omicidio > gli omicidi bilden und Maskulina auf -cio, -gio, -glio mit Plural auf -i (il coccio > i cocci, il formaggio > i formaggi, il taglio > i tagli ). Dazu sind auch Maskulina auf -co und -go zu rechnen, die neben dem unmarkierten Plural auf -ci und -gi bei gewissen Betonungsbedingungen die Variante auf -chi und -ghi aufweisen: il becco > i becchi, il fungo > i funghi, l'amico > gli amici, l'asparago > gli asparagi.

In der Klasse 3 (-e > -i) sind Maskulina neben Feminina vertreten (il pesce > i pesci; il lume > i lumi, l'arte > le arti; la chiave > le chiavi ). Die einzige maskuline markierte Pluralbildung lautet hier: il bue > i buoi.

In der Klasse 4 (-a > -i ) stellen den ursprünglichen Bestand maskuline Lehnwörter aus dem Griechischen und Lateinischen dar: il poeta > i poeti, l'atleta > gli atleti. Zu dieser Klasse gehören auch Ableitungen auf -ista, -iatra und -cida (im Singular genusundifferenziert) mit Pluralendung auf -isti, -iatri und -cidi : il surfista > i surfisti, il pediatra > i pediatri, l'insetticida > gli insetticidi.

Phonologisch bedingte, markierte Varianten dieser Flexionsklasse sind Maskulina auf -ca und -ga, die bei Hinzufügung eines <h> den Plural resp. auf -chi und -ghi bilden:il monarca > i monarchi, lo stratega > gli strateghi.

Innerhalb der Klasse 5 (-o > -a ) sind einige Maskulina auf -o vertreten, die allerdings im Plural das feminine Genus übernehmen (Genuswechsel): l'uovo > le uova, il paio > le paia, il riso > le risa.

Synchron zeigen viele dieser Nomina neben der Pluraloption auf -a mit Genuswechsel eine mitunter semantisch differenzierte Variante auf -i , die das maskuline Genus des Singulars fortsetzt: il braccio > le braccia / i bracci; il corno > le corna / i corni; il dito > le dita / i diti; il muro > le mura / i muri.

Die Nomina der Klasse 6 sind Maskulina (und Feminina) heterogenen Ursprungs und unterschiedlicher Endung, die im Plural unverändert bleiben. Unter den Maskulina sind Nomina auf betontem Vokal (il caffè > i caffè, il tabù > i tabù), einsilbige Nomina (il re > i re, il blu > i blu), ein kleiner Bestand auf -a (il boia > i boia, il panda > i panda) und Nachnamen (il Croce > i Croce) zu verzeichnen. Dazu kommen in zunehmendem Ausmaße die unadaptierten Fremdwörter, die bis auf wenige Ausnahmen (it. mask. l'affaire < frz. fem. affaire) das usprüngliche Genus beibehalten, wobei Neutra zum maskulinen Genus gerechnet werden.


2. Feminine Nomina

Sie gehören in der Häufigkeitsskala zur Klasse 2 (-a > -e ), zur Klasse 3 (-e > -i ) sowie zur Klasse 5 (-o > -a ) und 6 (Plural unverändert), und zwar mit der folgenden Einteilung:

In der Klasse 2 (-a > -e ) sind nur Feminina vertreten, darunter auch die zahlreichen Ableitungen auf -ista, -iatra und -cida, die im Singular genusindifferenziert sind: la rosa > le rose; la borsa > le borse; la pianista > le pianiste; la psichiatra > le psichiatre, la suicida > le suicide.

Phonologisch markierte Varianten innerhalb der Klasse stellen Feminina auf -ca und -ga dar, die den Plural bei Hinzufügung eines <h> resp. auf -che und -ghe (la mosca > le mosche , la strega > le streghe ) bilden.

Dazu kommen die femininen Nomina auf betontem -ìa und solche auf -cia und -gia, jeweils mit Plural auf -ie, -cie und -gie bzw. -ce und -ge (la follia > le follie; la camicia > le camicie; la ciliegia > le ciliegie; la goccia > le gocce; la spiaggia > le spiagge).

Feminina der Klasse 3 (-e > -i) wie la carne > le carni, la voce > le voci weisen als phonologisch bedingte Variante die Pluralbildung -i von Nomina auf -cie, -gie und -glie auf: la superficie > le superfici, l'effigie > le effigi, la moglie > le mogli. Unverändert im Plural bleibt nur la specie > le specie.

In der Klasse 5 (-o > -a) sind Feminina nur im Plural vertreten (siehe oben).

Unter den Feminina der Klasse 6 (unverändert im Plural) sind die zahlreichen auf -, - (la cit > le cit, la vir > le vir), die Gräzismen auf -i (la sintesi > le sintesi), die Kurzwörter auf -o (la moto > le moto; l'auto > le auto) und die Bezeichnungen für Buchstaben (la esse > le esse, la zeta > le zeta) zu erwähnen.

b) Produktivität der einzelnen Klassen

Bezüglich der Produktivität der oben erläuterten Flexionsklassen bzw. ihrer Aufnahmefähigkeit neuer Lexeme mögen für das gegenwärtige Standarditalienisch die folgenden Bemerkungen gelten:

  1. Nominale Neubildungen und Ableitungen sowie Lehn- und Fremdwörter finden in der Regel je nach Genus in die Klassen 1 (Maskulina), 2 (Feminina) und 6 (beide Genera) Eingang: il divo > i divi, la sciamana > le sciamane, il computer > i computer. Am produktivsten zeigt sich dabei die Klasse 6, zu deren ursprünglichem Bestand numerusundifferenzierte Maskulina und Feminina gehören, darunter auch die wenigen älteren Lehnwörter auf Konsonanten (lo sport > gli sport, il bar > i bar, il film > i film). Dazu kommen in wachsendem Maße die zahlreichen unadaptierten Fremdwörter vor allem englischer Herkunft: l'outing > gli outing, l'outlet > gli outlet, la mail > le mail, la hall > le hall. Die unmarkierte Pluraloption, die von der Morphologie der Ausgangssprache abweicht, bestätigt bei spärlichen Ausnahmen im gehobenen Register der Sprache (il Lied > i Lieder, la Völkerwanderung > le Völkerwanderungen) die ausgeprägte Tendenz des Italienischen zur Numerus-Invarianz von Fremdwörtern. Diese Tendenz setzt sich sogar bei Nomina durch, die sich aufgrund des vokalischen Auslautes einer italienischen Flexionsklasse anpassen ließen: il kimono > i kimono (statt *i kimoni ). Jüngster Beleg dafür ist die 1998 von der Florentiner Accademia della Crusca abgesegnete Pluralform für die europäische Währung: l'euro > gli euro, die allerdings standardsprachlich auch für das Englische und das Deutsche gilt. Unbeachtet dieser wohl international bedingten Option gilt es also auf konstrastiver Ebene hervorzuheben, dass die rasch zunehmenden Anglizismen im Deutschen zur wachsenden Produktivität der Pluralformen auf -s beitragen (das Outlet > die Outlets, das Layout > die Layouts), im Italienischen hingegen die Klasse 6 bereichern.
  2. Die Klasse 3, Maskulina und Feminina auf -e > -i, bleibt für beide Genera durch die Ableitungen auf -ale, -tore, -trice und -zione und durch die Konversion der genusundifferenzierten Partizipien 1 produktiv: il potenziale > i potenziali, il correttore > i correttori, la conduttrice > le conduttrici, la tracimazione > le tracimazioni, il/la cantante > i/le cantanti.
  3. Die Klasse 4, Maskulina auf -a > -i , nimmt heute nur noch Ableitungen auf -ista auf: il macchinista > i macchinisti.

c) Hinweise auf phonologisch bedingte Realisierungen des Plurals

Es sei hier kurz und exemplarisch auf Pluralbildungen von Nomina beider Genera eingegangen, bei denen phonologische Kriterien auftreten. So weisen Maskulina auf -co und -go (Klasse 1) im Plural die Variante auf -ci und -gi auf, die den velaren Laut /k/ und /g/ der beiden Stammkonsonanten zugunsten des palatalen /tç/ und /dz/ aufgibt, und die Variante auf -chi und -ghi. Bei dieser zweiten Option, die häufiger bei Nomina mit Betonung auf der vorletzten Silbe vorkommt, bleibt der Singularlaut /k/ bzw. /g/ erhalten: il buco > i buchi; l'impiego > gli impieghi.

Nomina mit Betonung auf der drittletzten Silbe hingegen bilden eher den Plural auf -ci und -gi mit Wechsel vom velaren auf den palatalen Laut: il medico > i medici; l'asparago > gli asparagi. Die hier vorhandene Palatisierung der velaren Laute /k/ und /g/ entspricht im Übrigen der phonologischen Entwicklung im Übergang vom Latein zum Italienisch: lat. cilium /'kilium/ > it. ciglio.

Bei Feminina auf -cia und -gia kommt je nach Betonung eine Pluralbildung auf -ce und -ge bzw. auf -cie und -gie zustande. Ist der Vokal betont, wird er im Plural beibehalten: la farmacia > le farmacie, la strategia > le strategie. Ist der Vokal unbetont und signalisiert nur den palatalen Laut des vorangehenden Konsonanten (/tç/ und /dz/), wird konventionell die Pluraloption auf -ce und -ge selegiert, wenn den Silben -cia und -gia ein Konsonant, und die auf -cie und -gie, wenn ein Vokal vorausgeht: la marcia > le marce, la spiaggia > le spiagge, aber la camicia > le camicie, la ciliegia > le ciliegie.

Bei Feminina auf unbetonter Endsilbe -glia dient die Beibehaltung des Vokals i im Plural (la famiglia > le famiglie) dazu, den palatalen Laut zu signalisieren.

d) Zusammenfassende Tabelle der Numerusflexion

KlasseEndung
Sg. > Pl.
GenusBeispieleAusnahmen und Besonderheiten
1-o > -iMask.
il lavoro > i lavori
il rogo > i roghi
il parroco > i parroci


la mano > le mani (Fem.)

Plural der Maskulina auf -co und -go bei Betonung auf der vorletzten Silbe meist -chi und -ghi, bei Betonung auf der drittletzten Silbe -ci und -gi.

2-a > -eFem.
la rosa > le rose
la panca > le panche
la strega > le streghe
la bugia > le bugie
la lancia > le lance


Plural der Feminina auf -ca und -ga > -che und -ghe, auf -cia und -gia bei betontem i > -cie bzw. -gie, bei unbetontem i > -ce und -ge bzw. -cie und -gie bei vorangehendem Vokal (la ciliegia > le ciliegie)

3-e > -iMask. und Fem.
il pesce > i pesci
la luce > le luci


Markierte Pluralform:
il bue > i buoi

Nomina auf -ie bleiben im Plural meistens unverändert:
(la specie > le specie,
aber la moglie > le mogli )

4-a > -iMask.
il poeta > i poeti
il duca > i duchi
l'auriga > gli aurighi


Plural der Maskulina auf -ca und -ga > -chi und -ghi.

5-o > -aSg. Mask. / Pl. Fem.
il ginocchio > le ginocchia
l'uovo > le uova
l'urlo > le urla


Pluralvarianten auf -i bei Beibehaltung des maskulinen Genus vom Sg.
(il lenzuolo > i lenzuoli )

6unterschiedliche Endungen,
(u.a.-à/-è/-ì/-ò/-ù),

Plural unverändert
Mask. und Fem.
il re > i re
la città > le città
la sintesi > le sintesi
il caffè > i caffè
la radio > le radio
il feeling > i feeling


Erhöhte Produktivität aufgrund der Aufnahme unadaptierter Fremdwörter.




Übung: Numerusflexion und Numerusmarker

Übung: Flexionsmorphologie der Nominalphrase

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