Wortstellung im Mittelfeld

Das Mittelfeld ist der Teil des Satzes, der sich zwischen dem linken und dem realisierten oder potentiell realisierbaren rechten Satzklammerteil befindet (s. Satzklammer und Stellungsfelder). Im Mittelfeld können alle Arten von Komplementen und Supplementen stehen, aber keine Teile des Verbalkomplexes. Dieses Stellungsfeld kann in allen Satztypen besetzt sein, was auch in den meisten Sätzen der Fall ist. Deshalb sind hier die Stellungsregularitäten besonders wichtig.

Zwei Arten von Regeln bestimmen die Abfolge im Mittelfeld:

Beispiele (1) und (2) illustrieren Regeln, die auf den strukturellen Eigenschaften der jeweiligen Einheiten basieren:

(1) Sie hat den Kindern Kdat die Bonbons Kakk weggenommen.
(2) Sie hat sie Kakk ihnen Kdatweggenommen.

Die strukturellen Regeln für das Mittelfeld werden in den Einheiten Stellung der Komplemente, Stellung der Supplemente und Gesamtabfolge der Komplemente und Supplemente behandelt.

Unter kommunikativem Aspekt wird der Beitrag zur Informationsstruktur des Mittelfeldes beschrieben, den die einzelnen Komplemente und Supplemente, Satzabschnitte oder auch mehrerer Sätze leisten, und zwar mit den wichtigsten Elementen Hintergrund (hellgrau) und Vordergrund (gelb), z. B.:

(3) (Wohin seid ihr gestern gefahren?)

Wir sind gesternnach Hannovergefahren.

Die Stellung der Negation, vor allem von nicht, wird sowohl bei den strukturellen Regeln (s. Gesamtabfolge der Komplemente und Supplemente im Mittelfeld) wie auch bei den kommunikativen Regeln (s. Informationsstruktur des Mittelfeldes) behandelt.

Das Mittelfeld kann als das wichtigste Feld im Satz angesehen werden, da es – vor allem in schriftlichen Texten – i. d. R. auch die größte Anzahl von Elementen des Satzes enthält. In mündlichen Kommunikationssituationen scheint das jedoch nicht zuzutreffen. Hier wird das Mittelfeld oft "entleert", d. h. potenzielle Mittelfeldelemente werden nach dem rechten Satzklammerteil produziert (vgl. Uhmann 1993).

In norwegischen Schema-A-Sätzen (die im wesentlichen Hauptsätzen entsprechen) umfasst das (norw.) midtfelt die Elemente zwischen dem finiten und dem infiniten Verbteil (bzw. der Position, an der dieser potientiell stehen könnte), wobei das finite Verb zum Mittelfeld gerechnet wird, der infinite Teil des Verbalkomplexes zum (norw.) sluttfelt. In Schema-B-Sätzen (im wesentlichen Nebensätze) umfasst das Mittelfeld die Elemente zwischen dem (norw.) forbinderfelt und dem (realisierten oder potetiell realisierbaren) infiniten Verbteil (das forbinderfelt gehört hier nicht zum Mittelfeld). Da das finite Verb in diesem Fall am Ende des Mittelfeldes steht, stehen alle Teile des Verbalkomplexes in norwegischen Nebensätzen zusammen.

Wegen der nur rudimentär vorhandener Kasusmarkierung hat im Norwegischen die Reihenfolge der Elemente größere Bedeutung für die Markierung und Unterscheidung ihrer syntaktischen Funktion, was insbesondere Konsequenzen für die Besetzung des Mittel- und Nachfeldes hat – die Besetzung des Vorfeldes ist grundsätzlich ähnlich flexibel wie im Deutschen. Kommunikative, informationsstrukturelle Aspekte sind im Vergleich zum Deutschen untergeordnet.

Eine detaillierte Darstellung der Abfolge im Mittelfeld befindet sich in den folgenden Einheiten:

Stellung der Komplemente
Stellung der Supplemente
Gesamtabfolge der Komplemente und Supplemente
Informationsstruktur des Mittelfeldes

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Autor(en)
Wiebke Ramm
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