Bekommen-Passiv oder nicht?
Nicht jedes gemeinsame Auftreten von bekommen oder kriegen mit einem Partizip II ist als bekommen-Passiv aufzufassen.
Konstruktionen mit Kakk
Bei Konstruktionen mit Kakk kann es zu Mehrdeutigkeit kommen. Wenn, was als Partizip II interpretiert werden kann, auch als Adjektiv in der Funktion 'Verbgruppenadverbiale mit Objektbezug' gesehen werden kann, wird es möglich, bekommen bzw. kriegen als Hilfsverben im Rahmen von Passivkonstruktionen aufzufassen oder aber als Vollverben, die zur Beschreibung einer Transaktion gebraucht werden, durch die jemand in Besitz von etwas gelangt, das in den entsprechenden Zustand versetzt ist:
Markus bekommt das Auto rot lackiert. | Lesart (a): 'Das Auto wird - eigens für Markus - rot
lackiert.' Lesart (b): 'Markus bekommt ein rot lackiertes Auto.' |
Die Entscheidung für eine der denkbaren Interpretationen ist nur im Kontext oder mit Rücksicht auf einschlägiges Hintergrundwissen möglich. Ist etwa bekannt, dass das infrage stehende Auto bereits vor dem beschriebenen Ereignis im Besitz von Markus war, dann ist Lesart (a) anzunehmen, da man nicht in den Besitz von etwas kommen kann, was man bereits besitzt.
Konstruktionen mit kriegen
Konstruktionen speziell mit kriegen werden regional in anderer Bedeutung verwendet.
Wenn er die Probleme gelöst kriegt, ist es in Ordnung, dann haben wir kein Problem Bongartz. (Berliner Zeitung 27.10.1997, 32) | Standardlesart: Wenn ihm jemand die Probleme löst,
... Regionale Lesart: Wenn er es schafft, die Probleme zu lösen, ... |
Auch hier führt nur einschlägiges Hintergrundwissen und insbesondere Kenntnis der Sprachgewohnheiten des Sprechers zu einer im gegebenen Fall angemessenen Interpretation.