Modusdifferenzierung, Verstärkung, Abschwächung

Abtönungspartikeln operieren über dem Satz verstanden als kommunikative Einheit. Sie können den Stellenwert des jeweiligen Satzes im Kontext verdeutlichen. Einige Elemente der Klasse, nämlich aber, bloß, nur, ja, mal, man, vielleicht, ruhig zeigen den kommunikativen Sinn einer Äußerung differenzierter an. Im Extremfall können sie den Satzmodus verändern. Das gilt vor allem für aber und vielleicht:

(1) Da habe ich gestaunt. (Aussagesatz)
(2) Da habe ich aber/vielleicht gestaunt! (Aussagesatz oder Exklamativsatz)

Wenn aber im Sinne von sehr interpretiert werden kann, handelt es sich um einen Exklamativsatz. Wird aber im Sinne von jedoch verstanden, ist die Interpretatiopn als Aussagesatz näherliegend. Bei vielleicht kommt hier wohl nur die exklamative Version in Frage.

Doch/bloß/nur in Konditionalsätzen erzwingen eine Wunschsatzinterpretation:

(3) Wenn wir doch/bloß/nur schon zu Hause wären!
(4) Hätte sie doch/bloß/nur etwas gesagt!

Bloß und nur können hier auch einen Emphaseakzent haben.

Meist aber bewirken die Abtönungspartikeln nicht den Übergang in einen anderen Modus, sondern die Differenzierung des Satzmodus. So signalisiert bloß/nur in W-Fragesätzen und W-Exklamativsätzen die Wichtigkeit oder Dringlichkeit für den Fragenden:

(5) Was hast du bloß/nur vor?
(6) Wie soll das bloß/nur mit ihm enden!

Der letzte Satz kann auch als rhetorische Frage interpretiert werden.

In Aufforderungssätzen sind bloß/nur nicht synonym, nur kann allerdings hier durch ruhig oder das regional gebrauchte man ersetzt werden:

(7) Gib bloß her!
(8) Lass bloß stehen!
(9) Gib nur/ruhig/man her!
(10) Lass nur/ruhig/man stehen!

Bloß geht hier nur, wenn der Sprecher annimmt, dass der Angesprochene das Gewünschte ohne seine Aufforderung nicht täte. Das ist auch bei mal in Aufforderungen der Fall:

(11) Gib mal her.

Die Aufforderung wird durch bloß verstärkt; durch mal wird sie abgeschwächt.

Bei nur/ruhig/man handelt es sich eher um eine Erlaubnis für etwas, dass der Adressat ohnehin geneigt ist zu tun. Die Aufforderung wird dadurch abgeschwächt. Mit bloß und nur/ruhig/man wird also spezifiziert, welche Erwartungen der Sprecher dazu hat, wie der Adressat die Aufforderung aufnehmen wird.

Besonders wenn diese Abtönungspartikeln einen Hervorhebungsakzent erhalten, können die Aufforderungen als faktische (12) oder rhetorische (13) Drohung verstanden werden. Das gilt auch für das betonte ja:

(12) Halt bloß/ja die Schnauze!
(13) Mach nur so weiter!

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