Textverknüpfung
Die unterschiedlichen Funktionen der Wortklasse insgesamt und auch der einzelnen Abtönungspartikeln sind miteinander verbunden. Auch die Funktion der Textverknüpfung z.B. mit auch, denn, doch, ja basiert auf ihren anderen Eigenschaften, insbesondere auf der Möglichkeit, mit ihnen auf spezielles Sprecher- oder Hörerwissen hinzuweisen. So kann mit ja auf eine unbestrittene Tatsache (1) oder auf die positive Entscheidung eines vorher strittigen Problems hingewiesen werden (2):
In beiden Fällen steht der Satz mit Abtönungspartikeln in direktem Zusammenhang mit dem Vorgängersatz. Solche unstrittigen Sachverhalte bzw. als unstrittig oder bekannt hingestellten Sachverhalte eignen sich gut als Erklärung oder Begründung für Vorangegangenes.
Manchmal ist nicht klar, ob der im ja-Satz genannte Sachverhalt als akzeptiert gilt. Er kann auch als offensichtlich dargestellt werden, um eine vorangegangene These zu stützen:
Auch mit doch kann die Äußerung in einen Diskurszusammenhang eingeordnet werden. Allerdings weist doch auf unterschiedliche oder gar gegensätzliche Meinungen hin:
SPIEGEL: Im Uno-Sicherheitsrat geben doch dieselben Staaten den Ton an wie in der Nato.
Wörner: Sie vergessen, daß es noch andere einflußreiche Mitglieder gibt. Ich nenne nur Rußland und China.
SPIEGEL: An denen ist doch aber die Lösung des Konflikts nicht gescheitert, sondern an unterschiedlichen Interessen innerhalb Westeuropas und Amerikas.
(Spiegel, 10.1.1994, 118)
Denn in einer Frage stellt ebenfalls einen Zusammenhang zu Vorangegangenem oder zu einem vorhergegangenen Redebeitrag her.
B: Wer sind denn diese Ausbeuter? Können Sie ein paar Namen nennen?
B: Wer bedroht sie denn?
Auch mit dem betonten denn kann der Sprecher eine Verbindung mit dem Vorangegangenen herstellen:
B: Aber die Entwicklung in Polen, Tschechien und Ungarn ist doch unglaublich rasch vonstatten gegangen.
A: Diese Staaten meinte ich auch nicht.
B: Welche Länder meinten Sie denn?
Die Verwendung von auch in Aussagesätzen ist schwer von der Gradpartikelverwendung zu unterscheiden. Es hängt davon ab, ob sich der Skopus von auch auf den ganzen Satz (= Gradpartikelgebrauch) oder nur auf die Verbgruppe oder einen Teil davon bezieht. Im letzten Fall ist die Interpretation nicht eindeutig:
Wenn der Satz mit auch additiv verstanden wird, also als zweite Aussage über Frauen, dann liegt eine Gradpartikel-Verwendung vor. Versteht man die Relation zwischen beiden Sätzen aber als Begründung ('Frauen sind entschlossener und aktiver ..., weil sie eher ihre Scheu überwinden ...') dann liegt eine Abtönungspartikel-Verwendung vor.
Als Abtönungspartikel wird auch ebenfalls in den beiden Fragesatztypen verwendet.
Satz (9) drückt aus, dass der erfragte Sachverhalt dem Fragenden besonders wichtig bzw. erwünscht ist. Das Vorkommen in W-Fragesätzen wie in (10) konstituiert rhetorische Fragen.