Verbgruppenadverbialia als Supplemente

Einleitung

Wir haben den Verbalkomplex, die Komplemente und die Supplemente als die primären Komponenten (traditionell: Satzglieder) des Satzes festgelegt. Bei den Supplementen, um die es hier geht, gibt es drei Typen: Satzadverbialia, Abtönungspartikeln und Verbgruppenadverbialia (abgekürzt: VG-Adverbialia, Singular: Verbgruppenadverbiale). Letztere werden im Folgenden syntaktisch und semantisch beschrieben.

Andere Bezeichnungen für VG-Adverbialia sind: Umstandsbestimmung, (modifizierende) Angabe, Prädikativ. Die ersten beiden sind auch alternative Bezeichnungen für Satzdaverbialia. D.h. diese beiden Klassen von Adverbialia werden traditionell oft gar nicht unterschieden. Man sieht sie hauptsächlich als Gegensatz zu den direkten und indirekten Objekten oder als nicht von der Verbbedeutung geforderte "Angaben". Mit "Umstandsbestimmung" hat man versucht, ihren Beitrag zur Satzbedeutung zu umreißen. Es wurde dann noch differenziert in "Umstände des Ortes, des Raumes, der Zeit und der Art und Weise".

Die hier gewählten Termini Verbgruppenadverbiale und Satzadverbiale machen die unterschiedliche Funktion, genauer den unterschiedlichen Bezugsbereich dieser beiden Adverbialklassen deutlich.

Die syntaktische Funktion eines Verbgruppenadverbiales besteht darin, dass es eine Verbgruppe modifiziert, d.h. das es zusammen mit einer Verbgruppe wieder eine Verbgruppe ergibt. VG-Adverbialia sind also Modifikatoren, die im Satz i.d.R. die Rolle von Supplementen einnehmen. Die GDS spricht zur Unterscheidung von Adverbialkomplementen, also Adverbialia, die als Komplemente vorkommen auch von 'Qualitativsupplementen'.

Wichtig ist festzuhalten, dass VG-Adverbialia eine syntaktische Klasse darstellen. Sie müssen deshalb streng von der Wortart Adverb unterschieden werden. Adverbien sind nur eine von mehreren Realisierungsformen von VG-Adverbialia. Weiterhin kann ihr semantischer Bezugsbereich (Skopus) und der Einfluss ihrer Stellungseigenschaften auf den Skopus beschrieben werden.

VG-Adverbialia können durch einfache Wörter (leise) oder durch zusammengesetzte Ausdrücke (im Flüsterton) realisiert werden. Sie rekrutieren sich aus folgenden Wortarten bzw. Phrasentypen:

  • Adverbien (besonders, teilweise)
  • Adjektive (eifrig, schnell)
  • Adjunktorphrasen (wie ein Berserker)
  • Präpositionalphrasen (mit Begeisterung, im Chor)

VG-Adverbialia können auch als Nebensätze erscheinen (als ob er verrückt wäre). Weiterhin kann ihr Bezugsbereich (Skopus) und der Einfluss ihrer Stellungseigenschaften auf den Skopus beschrieben werden.

Wie bei den Satzadverbialia gibt es auch bei den VG-Adverbialia mehrere semantische Subklassen:

Definition

Verbgruppenadverbialia (VG-Adverbialia) kann man mit folgendem Test von Satzadverbialia abgrenzen:

Ein Ausdruck k ist dann ein Verbgruppenadverbiale, modifiziert also eine Verbgruppe,
wenn die folgende Paraphrase eines Satzes s, der k enthält, nicht möglich ist:

'Es ist / war k der Fall, dass s' ',

wobei s' aus s durch Weglassung von k entsteht.
Er liest gern Kriminalromane.
* 'Es ist gern der Fall, dass er Kriminalromane liest.'

Marina tanzt wunderschön.
* 'Es ist wunderschön der Fall, dass Marina tanzt.'

An seinem Unterlauf fließt der Amazonas träge dahin.
* 'Es ist träge der Fall, dass der Amazonas an seinem Unterlauf dahin fließt.'

Er spielte Tennis immer mit großem Einsatz.
* 'Es war mit großem Einsatz der Fall, dass er Tennis spielt.'

Als Verbgruppenadverbiale bezeichnen wir ein Adverbiale, das eine Verbgruppe modifiziert, d.h. das zusammen mit einer Verbgruppe wieder eine (erweiterte) Verbgruppe ergibt. VG-Adverbialia sind also Modifikatoren, die im Satz i.d.R. die Rolle von Supplementen einnehmen.

VG-Adverbialia sind eine syntaktische Klasse und müssen deutlich von der Wortart Adverb unterschieden werden. VG-Adverbialia können mit einfachen (gern) und mit zusammengesetzten Ausdrücken (mit Vorliebe) realisiert werden. Ausdrücke für Verbgruppenadverbialia sind Adverbien (1), Adjektive (2), Adjunktorphrasen (3), Präpositionalphrasen (4) und Nebensätze(5).

(1) Er arbeitet gern in Hoyerswerda.
(2) Sie rannte schnell weg.
(3) Sie rennt wie ein Wiesel.
(4) Mit Begeisterung stürzte er sich auf die neue Aufgabe.
(5) Sie rennt, als wäre eine Meute Hunde hinter ihr her.

In seltenen Fällen können Verbgruppenadverbialia auch als Adverbialkomplemente fungieren, weil sie valenzgebunden sind:

(6) Sie wohnten sehr behaglich.
(7) Ihre Kinder benahmen sich unmöglich.

Eine genaue Abgrenzung zwischen Supplement- und Komplementkonstruktionen ist nicht pauschal möglich, da sie in Abhängigkeit von den einzelnen Verbbedeutungen vorzunehmen ist.

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