Die Semantik der VG-Adverbialia

VG-Adverbialia modifizieren eine Verbgruppe in der Weise, dass das Ergebnis der Modifikation wieder eine (erweiterte) Verbgruppe ist. In dem Satz

(1) Sie tanzt wunderschön.

wird das Verb tanzen modifiziert, d.h. zu wunderschön tanzen erweitert. Beide Ausdrücke realisieren einstellige Prädikate. Das Prädikat tanzt trifft auf die Individuen zu, die (zu diesem Zeitpunkt) tanzen und das Prädikat tanzt wunderschön auf die, die wunderschön tanzen.

Man kann also sagen: Satz (1) impliziert Satz (1a): Wer wunderschön tanzt, der tanzt auch. Das Umgekehrt gilt nicht: Wer tanzt, der tanzt nicht notwendigerweise wunderschön.

(1) Sie tanzt wunderschön.
(1a) => Sie tanzt.

Dieses Implikationsverhältnis liegt bei allen Typen von VG-Adverbialia vor.

(2) Anna arbeitet wie besessen.
(2a) => Anna arbeitet.
(3) Peer singt sehr laut.
(3a) => Peer singt.

Aus dieser Tatsache kann man folgendes Schlussprinzip ableiten:

Ein Satz s, der ein VG-Adverbiale k als Supplement enthält, impliziert den Satz s', der aus s dadurch entsteht, dass k weggelassen wird. k darf dabei nicht im Bezugsbereich (Skopus) eines Satzoperators stehen.

Satzoperatoren sind i.d.R. Satzadverbialia:

(4) Zufälligerweise tanzte Anna wunderschön.

Nach der Einschränkung in dem obigen Schlussprinzip folgt aus (4) nicht, dass Anna zufälligerweise tanzte.

Die in den obigen Beispielen verwendeten Verben tanzen, arbeiten, singen sind Ereignisverben. D.h. es sind Verben, deren Vorkommen als oberstes Verb in einem Satz bewirkt, dass dieser Satz ein Ereignis bezeichnet (¿denotiert¿). Ereignisse wiederum werden definiert als Sachverhalte, deren Bestehen an bestimmte Zeitabschnitte (¿Zeitintervalle¿) gebunden ist; anders ausgedrückt: die an bestimmten Zeitabschnitten wahr sind. Auf einer anderen Ebene gilt dann: Ein Prädikat, das Denotat eines Ereignisverbs ist, heißt ¿Ereignisprädikat¿. (Das gilt auch für Verbgruppen, die ein Ereignisverb enthalten.) Die hier beschriebene Art der Modifikation von zeitabhängigen Sachverhalten nennen wir deshalb ¿Ereignismodifikation¿.

Im Umkehrschluss gilt: Prädikate, die nicht Ereignisprädikate sind, können nicht durch VG-Adverbialia modifiziert werden:

* Zwei mal zwei ist wunderschön vier.
* Der Mensch ist schnell ein Säugetier.

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