Realisierung von Haupt- und Nebenakzenten
Folgende Realisierungsbedingen für Hauptakzente und Nebenakzente lassen sich formulieren:
- Hauptakzentstellen werden grundsätzlich realisiert, wenn die Wortform durch einen
Gewichtungsakzent hervorgehoben oder Exponent einer Hervorhebungsdomäne ist. Ebenso wenn
sie allein einen Satz oder eine kommunikative Minimaleinheit konstituiert:
Es war gestern.
Gestern. - Wird ein Teil einer einfachen Wortform oder Zusammensetzung kontrastiv hervorgehoben,
erhält er - unabhängig von den Akzentstellen - den stärksten Akzent:
Gib mir das Redemanuskript, nicht das Redeskript! - Akzentstellen, die keinen Gewichtungsakzent tragen, können deakzentuiert werden wie Rede in Redemanuskript.
- Wird die Hauptakzentstelle realisiert, können auch Nebenakzentstellen realisiert
werden:
Klaus hatte als einer der ersten Harry Potter gelesen. - Von den Nebenakzentstellen wird am ehesten die von der Hauptakzentstelle entfernteste
realisiert. Im Realisierungsfall ist der entsprechende Nebenakzent stärker als andere
Nebenakzente dieser Wortform:
Gesundheitsreformdebatte - Die Akzentuierung kann die Vokalquantität beeinflussen: Akzentuierte Kurzvokale können gelängt werden wie bei Sa:lz in Salzvorkommen und nicht-akzentuierte Langvokale können gekürzt werden wievor statt vo:r in Salzvorkommen. Dies gilt besonders unter Emphase beziehungsweise starker Kontrastierung.
Anders als der lexikalisch fundierte Akzent kann der Kontrastakzent auf jede Silbe fallen. Dies gilt auch für Schwa-Silben: Es heißt nicht "im spätem", sondern "im späten" 19. Jahrhundert. Siehe Gewichtungsakzent und Gewichtung.
Der Wortakzent wird an den angegebenen Stellen nur in isolierter
Wort-Artikulation - etwa als Antwort - uneingeschränkt realisiert. Im Rahmen eines Satzes
können sich - bedingt durch Gewichtung, Rhythmus oder metrische Struktur der Äußerung -
Verschiebungen ergeben.