Numerus beim finiten Verb

Aus traditioneller Sicht wird die Numeruskategorie beim finiten Verb mittels fusionierender Suffigierung zusammen mit der Personalkategorie ausgedrückt. Verwendet werden dabei folgende Endungen mit schwa-haltigen und schwa-losen Varianten: -(e), -(e)st, -(e)t, -(e)n.

Zu Konjugationstabellen für Vollverben

Die Endungen -(e), -(e)st erscheinen nur im Singular, die Endung -(e)n erscheint nur im Plural und die Endung -(e)t kann sowohl im Singular als auch im Plural erscheinen. Die letztere Endung ist im Teilparadigma des Indikativ Präsens numerusneutral (er/ihr mach-t, in solchen Fällen kann die Numerusambiguität über die Kongruenz mit dem Subjekt aufgelöst werden), in den restlichen Teilparadigmen des Indikativs sowie im Konjunktiv und im Imperativ tritt -(e)t nur im Plural auf.

Als sekundäre Singularmarkierungen können der e/i-Wechsel in der 2. und 3. P. Indikativ Präsens und im Imperativ und der Umlaut in der 2. und 3. P. Indikativ Präsens gesehen werden, die allerdings nur bei bestimmten starken Verben auftreten können. Bei diesen Verben wird im Indikativ Präsens die Numerusambiguität der durch -t gekennzeichneten Formen aufgehoben (vgl. nimm-t - nehm-t, fähr-t - fahr-t).

In neueren Darstellungen wie Wiese 1994 (mit Hinweisen auf Vorläufer) bilden nur die Formen mit den Endungen -(e) und -(e)n die Domäne der expliziten Numeruskennzeichnung, wobei –(e)n ein Pluralkennzeichen ist. Singularformen weisen als Standardformen (ähnlich wie bei den Nomina) keine explizite Numerusmarkierung auf: Sie sind endungslos (z. B. nahm) oder höchstens mit dem unspezifischen Schwa als Endung ausgestattet (z. B. nehm-e). Demgegenüber sind die Endungen -(e)st und -(e)t eigentlich nur Personalendungen, wobei -(e)st immer implizit die Numeruskategorie Singular anzeigt.

Die Pluralkennzeichnung mittels der Endung -(e)n kann desambiguierend wirken im Hinblick auf Subjekte, die ihrerseits numerusambig sind. Dies ist von besonderer Relevanz für pronominale Formen, die sowohl im Femininum Singular als auch im Plural für den Nominativ verwendet werden (vgl. Numerus in der Prominalphrase), z. B.: sie schrieb vs. sie schrieb-en.

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Autor(en)
Marek Konopka
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