Umlaut in der Konjugation

Der Umlaut tritt bei der Bildung der sekundären Stammformen auf. Die sekundäre Präsensstammform kann nur bei starken Verben erscheinen, die sekundäre Präteritalstammform bei starken Verben sowie bei schwachen Verben mit Vokalwechsel.

Umlaut bei der sekundären Präsensstammform (2., 3. P. Sg)

Wenn die primäre Präsensstammform einen umlautfähigen Vokal enthält, kann der Umlaut eine sekundäre Präsensstammform für die 2. und 3. P. Indikativ Präsens Singular begründen. Anders als bei e/i-Wechsel gilt diese Stammform nicht für den Imperativ. Dem Umlaut kommt also die Funktion zu, den Singular Indikativ zu markieren. Bei den a-Lauten in der (primären) Präsensstammform ist der Umlaut relativ häufig, z. B.: fahr-e - fähr-st/-t bzw. fall-e - fäll-st/-t (aber: schaff-e - schaff-st/-t). Ansonsten gibt es beim Monophthong in der primären Präsensstammform den Umlaut nur noch beim Verb stoßen (stoß-e - stöß-st/-t). Der Umlaut kann schließlich auch beim Diphthong au auftreten, z. B.: sauf - säuf-st/-t, lauf - läuf-st/-t (aber: saug - saug-st/-t).

Beim Umlaut von a-Lauten und Diphthongen handelt es sich nicht nur um die Frontierung eines Stammvokals wie bei den übrigen Umlautpaaren, sondern auch um dessen Anhebung. Die Anhebung des Stammvokals findet auch beim e/i-Wechsel statt, der ebenfalls bei der Bildung der sekundären Präsensstammformen zum Einsatz kommt. Die beiden funktional zusammenhängenden Erscheinungen können daher auch formal als Vokalerhöhung zusammengefasst werden (vgl z. B. Simmler 1998, S. 126ff.).

Umlaut bei der sekundären Präteritalstammform (Präteritum Konjunktiv)

Der Umlaut tritt dort ein, wo die Stammform des Präteritum Indikativ einen umlautfähigen Vokal aufweist. Der umgelautete Vokal kennzeichnet dann die sekundäre Präteritalstammform, die der Bildung der Wortformen des Präteritum Konjunktiv dient (vgl. Der Formenbestand von Indikativ und Konjunktiv), z. B.: bog - bög-e, nahm - nähm-e, gab - gäb-e, fuhr -führ-e, bracht-e - brächt-e. Der Umlaut markiert hier (evtl. zusammen mit der Silbigkeit der Endung) die Verbmoduskategorie Konjunktiv. Der Ableitungsweg der umgelauteten Form ist bei starken Verben allerdings synchron gesehen nicht immer transparent. Dies geht darauf zurück, dass die Ausgangsform für den Umlaut ursprünglich die Stammform des Präteritum Indikativ Plural war, die gegenüber der Stammform des Präteritum Indikativ Singular meist einen Vokalwechsel zeigte. Im Ausgleichprozess, der zu einer einzigen Stammform im Präteritum Indikativ führte, konnte sich die Pluralstammform vielfach nicht durchsetzen. Die entsprechende Konjunktivstammform blieb dagegen teilweise erhalten, z. B.: starb (sturb-en) - stürb-e, empfahl (empfohl-en) - empföhl-e. Mit solchen "alten" Umlautformen konkurrieren teilweise Umlautformen, die sich regulär aus der jetzigen allgemeinen Stammform des Präteritum Indikativ ableiten lassen, z. B.: stünd-e - ständ-e (vgl. Der Formenbestand von Indikativ und Konjunktiv).

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