Ablaut
Als Ablaut bezeichnet man den Vokalwechsel bei starken Verben, der die Unterscheidung von Präsensstammformen, Präteritalstammformen und Partizipialstammformen formal begründet, z. B.: sprech-e - sprach - ge-sproch-en. Sind bei einem starken Verb im Präsens- oder Präteritalbereich eine primäre Stammform und eine sekundäre Stammform zu unterscheiden, so ist nur die primäre Stammform in den Vokalwechsel involviert. Sekundäre Präsensstammformen wie sprich und sekundäre Präteritalstammformen wie spräch werden nicht mithilfe des Ablauts gebildet, sondern mithilfe des e/i-Wechsels oder des Umlauts von den entsprechenden primären Stammformen abgeleitet. Daher werden die sekundären Stammformen in der weiteren Betrachtung des Ablauts nicht behandelt. Die Darstellung des Ablauts stützt sich auf Wiese 2008 und 2004.
Bei einem starken Verb weist die Präteritalstammform gegenüber der Präsensstammform (Ausgangsform) immer einen Ablaut auf. Die Partizipialstammform muss dagegen keinen Ablaut zeigen und kann somit mit der Präsensstammform identisch sein (z. B. ge-ruf-en). Darüber hinaus kann sie mit der Präteritalstammform identisch sein (z. B. ge-ritt-en) oder eine spezifische Ablautform (z. B. ge-sproch-en) bilden. Allerdings hat die Mehrzahl der Stämme starker Verben nur eine Ablautform wie bei rufen und reiten.
(primäre) Präsensstammform | Partizipialstammform | (primäre) Präteritalstammform |
ruf | rief | |
reit | ritt | |
sprech | sproch | sprach |
Der Ablaut tritt immer als Wechsel der Vokalqualität (Monophthongierungen wie reit - ritt eingeschlossen) auf. Der Wechsel der Vokalqualität kann dabei von einem Wechsel der Vokalquantität begleitet sein.
Traditionell werden sieben Ablautklassen unterschieden, wobei die Stammvokale in der Reihenfolge Präsensstammform - Präteritalstammform - Partizipialstammform präsentiert werden:
(Vgl. Wiese 2008)