Schwache Änderung
Passivkonstruktionen
Dies geschieht zum Beispiel in Passivkonstruktionen. Hier erscheint das Passivsubjekt - an sich ein typisches Hintergrundelement - direkt vor dem erweiterten Prädikat, also im Vodergrund-Bereich, und erhält dann auch den Gewichtungsakzent.
(Mannheimer Morgen 8.5.1987, 27)
Das Passivsubjekt kann aber auch im üblichen Hintergrundbereich stehen.
(Rhein-Neckar-Zeitung 7.3.1990, 2)
Existenzverben
Auch bei Existenzverben wie existieren, bestehen, sich befinden, stattfinden, entstehen, erscheinen ist diese variable Stellung des nominalen Subjekts möglich.
(Die Zeit 19.9.1986, 80)
Die Vordergrundstellung des Subjekts ist wohl auch generell an die Indefinitheit des nominalen Komplements gebunden.
Relationale Verben
Auch bei relationalen Verben wie anpassen, gegenüberstellen, unterordnen, vorziehen kann die normale Abfolge der Kasuskomplemente umgestellt werden. Bei diesen Verben geht es um die Umstellung der natürlichen Abfolge von Einordnungsgröße (Komplementakkusativ) und Orientierungsgröße (Komplementdativ). Das eigentliche Vordergrund-Element Komplementakkusativ kann auch in den Hintergrund gestellt werden.
Er stellte dem Stillstand und der Reformunfähigkeit der letzten 16 Jahre Hintergrund die Er folge der ersten 100 Tage Vordergrund gegenüber.
Transaktionsverben
Bei Transaktionsverben wie geben, überreichen, aushändigen geht es um die Änderung der üblichen Abfolge BELEBT >> UNBELEBT, wobei dann das Komplementdativ als typischer Träger einer belebten Rolle nach dem unbelebten Komplementakkusativ steht.
(Pinkwart 1963, 176)
Das ist aber nicht möglich, wenn das Komplementakkusativ ein Vordergrund-Element und zudem indefinit realisiert ist.
* Später liefern sie Weizen den hungernden Ägyptern.
Verschiebung von Hinter- und Vordergrund
Da die Abfolge der Kasuskomplemente und Supplemente grammatisch nur schwach determiniert ist, kann die Abfolge im mittleren Teil besonders gut zu einer schwachen Änderung der Informationsstruktur eingesetzt werden. Wenn man das modale Satzadverbiale vielleicht als Grenze zwischen Hintergrund und Vordergrund ansieht, wird in den folgenden Variationen deutlich, dass viele Einheiten zwischen Hinter- und Vordergrund verschoben werden können.
...dass er morgen seinem Freund vielleicht das Auto leiht.
... dass er vielleicht seinem Freund morgen das Auto leiht.
... dass er seinem Freund das Auto vielleicht morgen leiht.
... dass er das Auto morgen vielleicht seinem Freund leiht.
... dass morgen vielleicht er seinem Freund das Auto leiht.
Es werden hier nicht nur Wörter oder Satzglieder untereinander verschoben, sondern es verschiebt sich auch die kommunikative Gewichtung der Elemente. Dies wird unterstützt durch Intonation und Satzakzent und kann durch den erweiterten Kontext verdeutlicht werden.
Alle durch Umstellung erzeugten Änderungen der kommunikativen Gewichtung können auch durch Verlagerung des Hauptakzents erreicht werden. Jede Hauptakzentsetzung - außer der in sachlich-neutraler Rede üblichen - evoziert den Kontrast zu einem im Vortext erwähnten Sachverhalt:
Es gibt also zur Gestaltung der Informationsstruktur eine positionale und eine intonatorische Möglichkeit. Meist treten beide gleichzeitig auf, und zwar
- durch Setzen des Elements mit dem stärksten Informationsgewicht ans Ende des Mittelfelds, wobei dann der Satzakzent automatisch und nicht in besonderer Weise markierend hinzutritt.
- durch Umstellen eines Hintergrundelements in den Vordergrundbereich (am Ende des Mittelfelds).