Valenzverhältnisse im Verbalkomplex

Beibehaltung der Valenz

(ungarisch: valencia)

Die Perfekt-Hilfsverben sein und haben mit Rektion des Partizips II, das Futur-Hilfsverb werden I mit Rektion des Infinitivs und die Modalverben haben keine Auswirkung auf den Valenzrahmen des Vollverbs. Sie verändern ihn weder hinsichtlich der Quantität noch hinsichtlich der Kasus:

(1) Die Globalisierung K(sub) gibt auch dem Elend K(dat) ein einheitliches GesichtK(akk). [die tageszeitung, 03.01.2004]
Ung.: A globalizáció a nyomornak is egységes arcot ad.
(1a) Die Mehrheit K(sub) hat ihmK(dat) einen BlankoscheckK(akk) gegeben. [Vorarlberger Nachrichten, 28.03.2000]
Ung.: A többség biankó csekket adott neki.
(1b) Welche DeutungK(akk) wird der FilmK(sub) der GeschichteK(dat) geben? [die tageszeitung, 17.02.2004]
Ung.: Milyen értelmezést fog adni a film a történetnek?
(1c) Ein neues GesetzK(sub) soll dem Petitionsausschuss K(dat) mehr MachtK(akk) geben. [Berliner Zeitung, 04.12.2003]
Ung.: Egy új törvény a petíciós bizottságnak valószínűleg több hatalmat fog adni.
(1d) ManK(sub) hätte der AktionK(dat) ZeitK(akk) geben sollen. [Neue Kronen-Zeitung, 10.02.2000]
Ung.: Az akciónak időt kellett volna hagyni.

Für Beispiele (1) bis (1d) kann somit trotz jeweils anderer Realisierung des Verbalkomplexes ein gemeinsames Strukturschema angesetzt werden:

Wie die obigen Beispiele zeigen, bleiben die Valenzverhältnisse auch im Ungarischen in den obigen Fällen unverändert.

Konversion

Im Gegensatz zu obigen Fällen liegt im Passiv eine Änderung des Valenzrahmens vor. Diese Änderung betrifft sowohl die Quantität als auch die Kasus:

(1e) Der Ball wird dem Trainer (von Hans) gegeben.
Ung.: Hans az edzőnek adja a labdát. (Aktiv)

Passivkonstruktionen stehen also in Konversion zu Aktivkonstruktionen:

Konversion

Für das Passiv gilt:

  • Die Nominalphrase oder Pronominalphrase, die im Aktiv das obligatorische Komplement im Nominativ, das Subjekt, bildet, wird im Passiv zum fakultativen Präpositivkomplement.
  • Die Nominalphrase oder Pronominalphrase, die im Aktiv das Akkusativkomplement darstellt, wird im Passiv zum Subjekt - dies gilt bei allen passivfähigen transitiven Verben, also Verben mit einem Akkusativkomplement.
  • Die übrigen Phrasen ändern ihren Kasus nicht:
    Hans gibt dem Trainer den Ball.
    Dem Trainer wird der Ball von Hans gegeben.

Im Gegensatz zum Deutschen wird im Ungarischen kein Vorgangspassiv benutzt. Passivität kann durch Aktivformen mit dem sog. allgemeinen Subjekt (3. Pers. Plural) wiedergegeben werden, z.B.:

Der Ball wird dem Trainer gegeben. = Az edzőnek adják3. Pers. Plur. a labdát.

In diesem Fall kann im Ungarischen also nicht über Konversion gesprochen werden.
Dagegen ist im Ungarischen die Bildung des Zustandspassivs aber möglich, die Konversion ist in diesem Fall auch im Ungarischen vorhanden, z.B.:

A titkárnőNom. nem pecsételte le a leveletAkk.. (Die SekretärinNom.hat den BriefAkk. nicht gestempelt.) (Aktiv)

A levélNom. nincs lepecsételve. (Der Brief Nom.ist nicht gestempelt.)

Die Verwendung des Zustandspassivs ist jedoch aus ähnlichen Gründen wie im Deutschen eingeschränkt.

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