Kasusflexion
Die Kasusflexion am Nomen selbst hängt vom Numerus und Genus ab und unterliegt wie die Numerusflexion bestimmten phonologischen Kriterien. In den meisten Fällen sind Kasusmarker bei den anderen Konstituenten der Nominalphrase (Wortgruppenflexion) realisiert. Nominalphrasen ohne Begleiter (Artikel oder Adjektive), die also nur aus einem einzelnen Nomen bestehen, tragen meistens keine Kasusmarker.
Kasus im deutsch-ungarischen Kontrast
Im Vergleich zum Deutschen ist das Ungarische sehr reich an Kasusformen. Innerhalb des Kasussystems werden syntaktische und semantische Kasus unterschieden. Als syntaktische Kasus werden im Ungarischen der Nominativ, der Akkusativ und der Dativ betrachtet. Der Genitiv wird im Ungarischen nicht als selbstständiger Kasus anerkannt, er überlappt sich formal und funktional mit dem Dativ.
Die semantischen Kasusformen, die im Allgemeinen Adverbialia markieren (z. B. Ortsbestimmung), werden im Deutschen durch Präpositionen und entsprechende syntaktische Kasus ausgedrückt.
In der ungarischen Grammatikschreibung ist die Anzahl der semantischen Kasusformen nicht unumstritten. Je nach Interpretation des Begriffs Kasus gibt es unterschiedliche Berechnungen. Im Extremfall, wenn alle Endsuffixe als Kasussuffixe interpretiert werden, spricht man von 24 semantischen Kasus, also insgesamt 27 Kasusformen (Nominativ, Akkusativ und Dativ sind syntaktische Kasus). Forgács (2007: 143) spricht von 15 semantischen Kasus.
Im Gegensatz zum Deutschen wird der Kasus im Ungarischen stets am Nomen durch Endsuffixe oder Postpositionen realisiert. Da das Ungarische eine genuslose Sprache ist, ist die Kasusmarkierung nicht genusabhängig. Darüber hinaus ist sie wegen der strikten Serialisierung der Suffixtypen (Grundsuffix>Endsuffix vgl. Mittel des flexionsmorphologischen Formenbaus) nicht numerusabhängig, da Kasussufixe als Endsuffixe immer erst nach dem Stamm bzw. nach eventuellen Grundsuffixen gesetzt werden. Im folgenden Beispiel ist das Dativsuffix (Endsuffix) nach dem Pluralsuffix (Grundsuffix) realisiert: Dativ Sg.: ház-nak (dem Haus); Pl. ház-ak-nak (den Häusern).
An Begleitern des Nomens in der Nominalphrase (Artikel, Adjektive) werden im Ungarischen - abgesehen von einigen Pronomina in Begleiterfunktion (s. Flexion der Pronomina) - keine Kasusendungen realisiert.
Kasusmarker
- Nominativ erhält keine Kasusmarker.
[...] und was hat der Mensch_ dem Menschen Größeres zu geben, als Wahrheit? [Schiller: Akademische Antrittsrede 1789] - Akkusativ wird nur bei bestimmten Maskulina im Singular, die dem
(markierten) n-Kasusflexionstyp angehören, durch
-(e)n gekennzeichnet.
Da lockten sie den Bären mit Honig und zwei Dosen Rainer-Bier in eine Falle. [die tageszeitung, 23.08.2004]
In allen anderen Flexionstypen und im Plural haben Nominativ und Akkusativ der Nomina im Deutschen immer die gleiche Form. - Dativ kann bei Maskulina/Neutra, die dem (unmarkierten)
s-Kasusflexionstyp angehören, im Singular eine fakultative Dativendung
-(e) aufweisen. Sie ist stilistisch markiert oder tritt in festen
Wendungen auf.
Wie das Pfeifen im Walde, mit dem man die eigene Angst übertönen will. [Berliner Zeitung, 25.11.2004]; zu/nach Hause
Im Plural aller drei Genera ist der Dativ der einzige Kasus, der immer mit -n markiert wird, wenn es unter Berücksichtigung phonologischer Kriterien möglich ist.
Was mittlerweile bei Müttern akzeptiert werde, gelte für Väter noch lange nicht. [VDI Nachrichten, 03.02.2006] - Genitiv wird bei Maskulina/Neutra, die dem (unmarkierten)
s-Kasusflexionstyp angehören, im Singular durch
-(e)s gekennzeichnet, artikellose Eigennamen durch
-s.
Am Tatort wurde ein Brief des Mannes gefunden. [dpa, 23.01.2006]
Die Richterin sieht einige Ungereimtheiten in Horsts Schicksalsgeschichte. [Berliner Zeitung, 31.05.2003]
Die Distribution der schwahaltigen und schwalosen Varianten der Flexionsmarker-(e)s und -(e)n ist phonologisch gesteuert. Die für die Kasusflexion relevanten phonologischen Kriterien sind mit denen der Numerusflexion (siehe genusunabhängigen Pluralbildung) vergleichbar.
Der nasale Dativmarker im Plural -n kann nicht bei Nomina gesetzt werden, die s- oder (e)n-Plurale bilden:
(1) die Oma - den Omas, nicht: *Omasn; die Türen - den Türen, nicht: *Türenn
Bei der Distribution der schwahaltigen und schwalosen Variante des Genitivmarkers im Singular -(e)s spielen der Auslaut und die Akzentuierung der Stammform eine Rolle. Die Genitiv-Singular-Formen morphologisch einfacher Nomina setzen sich (genau wie die Pluralformen) prototypisch aus einer Stammsilbe, die den Hauptakzent trägt, und dem nicht akzentuierten Kasussuffix zusammen. Sie haben also die für das Deutsche typische (unmarkierte) Abfolge betonte/unbetonte Silbe, z. B. des Mannes. Nomina mit mehrsilbigen Stammformen, deren letzte Silbe unbetont ist, würden gegen dieses Prinzip verstoßen, wenn mit einem Kasussuffix eine weitere unbetonte Silbe an die Stammform angehängt werden würde, z. B. des Wagens nicht: *des Wagenes. Solche Nomina erhalten folglich die schwalose Variante des Genitivmarkers (-s), die typische Abfolge betonte/unbetonte Silbe bleibt somit erhalten. Es kann nun zwischen Voraussetzungen unterschieden werden, bei denen standardsprachlich entweder die schwahaltige (Beispiel 2) oder die schwalose Variante (3-5) obligatorisch ist. In vielen Fällen sind beide Varianten fakultativ einsetzbar (6).
Beispiele:
Stammformen, die auf auf einen s-Laut enden, erhalten den Genitivmarker mit Schwa -es:
(2) des Hauses, des Kreises, des Witzes, des Fuchses, des Geheimnisses, des Reflexes, des Kompromisses
Bei Fremdwörtern, artikellosen Eigennamen und morphologisch einfachen Nomina mit mehrsilbigen Stammformen, deren Stammformen auf eine unbetonte Silbe enden, wird aus den oben geschilderten phonotaktischen Gründen der schwahaltige (silbische) Genitivmarker vermieden. Diese Nomina erhalten die schwalose (nichtsilbische) Variante -s (3). Enden die Stammformen jedoch auf einen s-Laut, ist die Suffigierung der schwalosen Variante -s nicht möglich, die Formen bleiben unverändert (4). Lediglich bei Eigennamen werden diese Fälle in der Schrift durch Apostroph (Auslassungszeichen) gekennzeichnet.
(3) des Festivals, des Dativs;Annas Geburtstag, Pauls Auto; des Esels, des Wagens, des Königs
(4) des Journalismus; Aristoteles' Schriften; Felix' Vorschlag
Phonologisch markierte Nomina, z. B. solche auf unbetonten Vollvokal (des Autos) und bestimmte Fremdwörter (des Jobs), erhalten ebenfalls den Genitivmarker -s:
(5) des Jobs, des Autos
Genau wie bei der Wahl des s-Plurals wird auch beim nichtsilbischen Genitivmarker die Laut- und Silbenstruktur der Nomina bewahrt (siehe Phonologische Markiertheit).
In den meisten anderen Fällen sind standardsprachlich beide Varianten zulässig:
(6) des Tag(e)s, des Volk(e)s, des Erfolg(e)s, des Bedarf(e)s
Singular: -(e)s, -s (Genitiv); -(e) (Dativ); -(e)n (Akkusativ, Dativ, Genitiv)
Plural: -n (Dativ)
Wie im Deutschen erhält der Nominativ auch im Ungarischen keine Kasusmarker. Die weiteren Kasusformen werden numerusunabhängig durch Endsuffixe ausgedrückt. Die folgende Tabelle fasst die 18 produktiven Kasusformen des Ungarischen mit ihren Funktionen und deutschen Entsprechungen zusammen (vgl. Forgács 2007: 145f):
Kasus | Häufigste Funktion | Endsuffixe | Häufigste deutsche Entsprechungen | Beispiele | ||
1. | Nominativ | Subjekt | Ø | Nominativ | A ház a tónál van. (Das Haus steht am See.) | |
2. | Akkusativ | Akkusativobjekt | -t | Akkusativ | kutyát (den Hund) | syntaktische Kasus |
3. | Dativ | Dativobjekt | -nak/-nek | Dativ | A kutyát a fiúnak adom. (Den Hund gebe ich dem Jungen.) | |
4. | Illativ | Ortsbestimmung des inneren Raumes [Direktion] | -ba/-be | in + Akk. | Bemegyek a házba. (Ich gehe ins Haus.) | |
5. | Inessiv | Ortsbestimmung des inneren Raumes [Lokalität] | -ban/-ben | in+Dat. | Péter a szobában van. (Peter ist im Zimmer.) | |
6. | Elativ | Ortsbestimmung des inneren Raumes [Origo] | -ból/-ből | aus + Dat. | Kijött a vízből. (Er kam aus dem Wasser heraus.) | |
7. | Sublativ | Ortsbestimmung der Oberfläche [Direktion] | -ra/-re | auf, an + Akk. | A képet a falra akasztom. (Ich hänge das Bild an die Wand.) | |
8. | Supressiv | Ortsbestimmung der Oberfläche [Lokalität] | -n/-on/-en/-ön | auf, an + Dat. | A földön fekszik. (Er liegt auf dem Boden.) | |
9. | Delativ | Ortsbestimmung der Oberfläche [Origo] | -ról/-ről | von + Dat. | Levette a képet a falról. (Er nahm das Bild von der Wand.) | |
10. | Allativ | Ortsbestimmung der seitlichen Nähe [Direktion] | -hoz/-hez/-höz | zu + Dat. | A nagymamához utazom. (Ich fahre zur Oma.) | |
11. | Adessiv | Ortsbestimmung der seitlichen Nähe [Lokalität] | -nál/-nél | bei, an + Dat. | Péternél maradunk. (Wir bleiben bei Péter.) | semantische Kasus |
12. | Ablativ | Ortsbestimmung der seitlichen Nähe [Origo] | -tól/-től | von +Dat. | A kutya elment a kerítéstől. (Der Hund entfernte sich vom Zaun.) | |
13. | Terminativ | Ort- und Zeitgrenze | -ig | bis (zu) | A vonat csak Szegedig közlekedik. (Der Zug fährt nur bis Szeged.) | |
14. | Instrumental-Komitativ | Bestimmung des Mittels / Begleiters | -val/-vel | mit | Autóval jöttem. (Ich bin mit dem Auto gekommen.) | |
15. | Kausal-Final | Grund- und Zweckbestimmung | -ért | wegen, für, um | Nem csak a pénzért dolgozik. (Er arbeitet nicht nur fürs Geld.) | |
16. | Translativ-Faktitiv | Bestimmung der Umwandlung | -vá/-vé | zu | A vér nem válik vízzé. (Blut wird nicht zu Wasser.) | |
17. | Formal | Modalbestimmung | -ként | als, wie ein | Mozdonyvezetőként dolgozik. (Er arbeitet als Lokführer.) | |
18. | Essiv-Formal | Modalbestimmung | -ul/-ül | als, zu | Kit szeretnél munkatársul? (Wen möchtest du als Mitarbeiter?) |
Flexionstypen
Die Distribution der Flexionsmarker auf Akkusativ, Dativ und Genitiv unterscheidet sich je nach Flexionstyp, dem ein Nomen angehört, und ist im Singular genusabhängig.
Im Singular werden vier Flexionstypen unterschieden:
- Keine Kasusmarker: alle Feminina.
- s-Kasusflexion: unmarkierte Maskulina/Neutra → Genitivformen auf -(e)s.
- n-Kasusflexion: markierte Maskulina → Nicht-Nominativ-Formen auf -(e)n.
- Kasusflexion artikelloser Eigennamen: artikellose Eigennamen → Genitivformen auf -s.
Keine Kasusmarker | s-Kasusflexion | n-Kasusflexion | Eigennamenflexion | |
Nominativ | Frau | Mann | Mensch | Anna |
Akkusativ | Frau | Mann | Menschen | Anna |
Dativ | Frau | Mann(e) | Menschen | Anna |
Genitiv | Frau | Mannes | Menschen | Annas |
Die Maskulina Buchstabe, Drache(n), Fels(en), Friede(n), Funke(n), Gedanke(n), Gefalle(n), Glaube(n), Haufe(n), Name(n), Same(n), Wille(n) und das Neutrum Herz schwanken im Gebrauch zwischen s-Kasusflexion und n-Kasusflexion und bilden einen Mischtyp mit unregelmäßigen Genitivformen auf -(e)ns im Singular.
s-Kasusflexion | Mischtyp | |
Nominativ | Funken | Funke |
Akkusativ | Funken | Funken |
Dativ | Funken | Funken |
Genitiv | Funkens | Funkens |
Dabei besitzen bestimmte Maskulina sowohl auf -e endende oder endungslose als auch auf -n endende Nominativformen:
der Friede - der Frieden; der Funke - der Funken; der Fels - der Felsen
Die Tendenz, das -n als Teil des Stammes zu reanalysieren und auf den Nominativ zu übertragen (z. B. der Frieden), kann als Markiertheitsabbau betrachtet werden, da solche Nomina somit entsprechend der regelmäßigen s-Kasusflexion dekliniert werden. Der umgekehrte Fall, die endungslosen Nominativformen Fels und Herz als Stamm für die s-Kasusflexion zu betrachten, kommt ebenfalls vor und liefert die Genitivformen Felses, Herzes (v.a. in fachsprachlicher Verwendung). Beispiele:
Ohne PKC erholt sich die kontraktile Aktivität des Herzes nach einer Herzattacke nicht. [spektrumdirekt, 15.07.1998]
Den Nichtalpinisten interessieren in Wirklichkeit weder die Beschaffenheit des Felses noch die Topographie des jeweiligen Berges [...]. [Vorarlberger Nachrichten, 08.01.2000]
Oft ist die Form auf -e standardsprachlich (noch) vorherrschend:
der Name (der Namen); der Glaube (der Glauben); der Gedanke (der
Gedanken).
Nur eine einzige Nominativform haben Buchstabe und
Herz.
Einige Formen auf -e sind im heutigen Deutsch veraltende (der Same, der Haufe) oder veraltete (der Gefalle) Varianten. Gelegentlich werden Varianten semantisch oder stilistisch differenziert verwendet.
Im Plural werden zwei Flexionstypen unterschieden:
- Keine Kasusmarker: phonologisch bedingt bei Nomina mit Pluralmarkern oder Nullplural auf -(e)n und -s.
- Mit Dativmarker: Plurale auf -(e), "-(e) und "-er → Dativformen auf -n
Im Plural wird genusunabhängig als einziger Kasus der Dativ mit -n markiert, wenn es unter Berücksichtigung phonologischer Kriterien möglich ist. Dies ist bei den Pluralmarkern -(e), "-(e) und "-er der Fall.
Keine
Kasusmarker . | -(e) | Mit
Dativmarker "-(e) | "-er | ||
Nominativ | Frauen | Tage, Segel | Mäuse | Männer | |
Akkusativ | Frauen | Tage, Segel | Mäuse | Männer | |
Dativ | Frauen | Tagen, Segeln | Mäusen | Männern | |
Genitiv | Frauen | Tage, Segel | Mäuse | Männer |
Aus der Kombination der Numerus- und Kasusflexionstypen ergeben sich die Flexionsklassen der Nomina im Deutschen.
Unterlassung der Kasusflexion
Bei Nomina in Nominalphrasen, denen kein Artikel oder Adjektiv vorausgeht, d. h. die nur aus dem lexikalischen Kopf (Nomen) bestehen oder nur Erweiterungen rechts vom Kopf besitzen, wird die Kasusflexion im Singular außer bei Eigennamen im heutigen Deutsch meist unterlassen. Davon ausgenommen sind feste Wortverbindungen (meistens Nomina als Teile von Präpositionalphrasen), die einen früheren Sprachgebrauch konservieren. Die Kasusmarkierung im Plural, das Dativ-n, steht standardsprachlich regelmäßig auch bei Nomina ohne Begleiter. Zur Unterlassung der Kasusflexion in erweiterten Nominalphrasen siehe Wortgruppenflexion.
Wegfall des Kasusmarkers -(e)n (n-Kasusflexion):
Auf ärztliche Anordnung wird in Absprache mit Therapeut und Patient, Art und Ausmaß der Therapie festgelegt. [Tiroler Tageszeitung, 30.10.1999]
Der Wegfall der (e)n-Endung hat auch funktionale Vorteile zur eindeutigen Kennzeichnung von Singularformen.
In festen Wortverbindungen bleibt die Endung -(e)n oft erhalten, z. B. zu Herzen nehmen.
Nomina in Adjunktorphrasen erhalten noch häufiger den Kasusmarker -(e)n. Die Eigenschaft des Adjunktors, kasustransparent zu sein (der Kasus des Nomens ist identisch mit dem Kasus des Bezugsausdrucks außerhalb der Adjunktorphrase), wirkt hier offenbar stabilisierend:
Mal wirft man ihnen zu viel Milde vor, weil sie den Straftäter immer zuerst als Patienten sehen und Therapie vor Strafvollzug stellen. [Berliner Zeitung, 09.12.1997]
Wegfall des Dativmarkers -(e) (s-Kasusflexion):
Das fakultative -(e) im Dativ Singular tritt in Einwort-Nominalphrasen grundsätzlich nicht auf, z. B. eine Skulptur aus Holz (*Holze).
In Präpositionalphrasen mit dem Charakter fester Wortverbindungen bleibt die Endung -e oft erhalten:
zu/nach Hause; zu Leibe rücken, bei Tage
Wegfall der Genitivmarker -(e)s / -s (s-Kasusflexion, Kasusflexion artikelloser Eigennamen):
Bei Eigennamenflexion: Nominalphrasen mit Genitivmarker, die nur aus einem Nomen ohne Begleiter (Artikel, Adjektive) bestehen, sind im Deutschen nur bei Eigennamen möglich, die regelmäßig den Genitivmarker erhalten, wenn es phonologisch möglich ist. Alle anderen Nomina (s-/n-Kasusflexion) im Singular können ohne Begleiter gar nicht im Genitiv stehen (siehe Wortgruppenflexion).
Bei s-Kasusflexion: Nach Artikeln, die den Genitiv deutlich kennzeichnen (mit Genitiv-s) wird die Kasusflexion am folgenden Nomen gelegentlich unterlassen, was teilweise standardsprachlich schon anerkannt ist. Dies betrifft v.a. den periphären Bereich des Wortschatzes, z. B. nicht integrierte Fremdwörter, Eigennamen, die normalerweise den Artikel haben oder artikellose Eigennamen, wenn sie mit Artikel verwendet werden, z. B.:
Sonderausgabe des "Sportstudio", heute um 23.50 Uhr im ZDF. [Mannheimer Morgen, 23.08.2003]
In den steilen und unzugänglichen Tälern des Hindukusch und Himalaja kommt der Tod in Form von Springfluten. [die tageszeitung, 10.08.2006]
Oft spielen dabei zusätzlich phonologische Kriterien eine Rolle (z. B. des Zirkus, des Atlas). Zum phonologisch bedingten Wegfall der Kasusmarker -n und -s siehe Abschnitt "Phonologische Kriterien bei der Wahl der Kasusmarker".