Modalverben im Verbalkomplex

Modalverb-Komplexe

Mithilfe von Modalverben (müssen, sollen, dürfen, mögen/möchte-, wollen, können) werden Propositionen nicht als faktisch, sondern als möglich bzw. notwendig betrachtet (vgl. auch Modalverb in der Wortartenklassifikation).

Modalverben verbinden sich im Verbalkomplex mit Infinitiven wie in Beispiel (1) und (2) bzw. mit Gruppen aus Infinitiv und Partizip(ien) wie in Beispiel (3) - (4). Ähnlich wie Hilfsverben ändern sie nicht den Valenzrahmen des Vollverbs (vgl. Valenzverhältnisse im Verbalkomplex).

(1) Er muss sie um Entschuldigung bitten.
(2) Er muss sie um Entschuldigung bitten können.
(3) Er muss sie um Entschuldigung gebeten haben.
(4) Sie muss um Entschuldigung gebeten worden sein.
Modalverben weisen folgende Merkmale auf:
– Sie regieren den reinen Infinitiv.
– Sie werden nicht im Imperativ gebraucht.
– Sie haben keinen eigenen Valenzrahmen.
– Sie übertragen lediglich den Valenzrahmen des Verbs, das sie regieren, auf den Verbalkomplex.

Der ehemalige Konjunktiv möchte ist nur in den finiten Formen möglich. Er wird heute als Indikativ Präsens verstanden. Mögen und möchte werden zum Teil bedeutungsverschieden gebraucht, sie haben jedoch nur die eine gemeinsame Präteritalform mochte und werden daher zu einem Formenparadigma gerechnet.

Aus dem Vergleich zwischen dem Deutschen und dem Italienischen treten hauptsächlich semantische Unterschiede hervor, die die Übersetzung der deutschen Modalverben ins Italienische erschweren. Die Probleme ergeben sich daraus, dass es im Italienischen nur drei Modalverben (it.: verbi servili) gibt: dovere, potere und volere und im Deutschen sechs. So stehen für (it.) potere und dovere jeweils zwei deutsche Formen zu Verfügung, die unterschiedliche kommunikative Funktion erfüllen.

Beispiele:

Darf ich eine Frage stellen?Posso fare una domanda?
Wenn du einen Computerkurs besuchst, kannst du leichter einen Job finden.Se frequenti un corso di informatica, puoi trovare più facilmente un lavoro.
Heute muss ich zu Hause bleiben, ich habe viel zu tun.Oggi devo restare a casa, ho molto da fare.
Wohin soll ich den Wein stellen?Dove devo mettere il vino?

Als verbi servili drücken auch die italienischen Modalverben dovere, potere und volere Modalitäten aus wie Notwendigkeit, Erlaubnis, Verbot, Fähigkeit und Willen, was den objektiven oder – nach Engel - den subjektbezogenen Gebrauch darstellt.

Als verbi servili weisen die drei italienischen Modalverben dieselben Eigenschaften wie die deutschen Modalverben auf:

  • Sie regieren immer den Infinitiv eines anderen Verbs, der je nach eigener Valenz Anzahl und Art der Komplemente bestimmt.
  • Sie werden nicht im Imperativ gebraucht.

Beispiele:

I mesi passavano e Benito era scoraggiato e depresso. Si trovava senza un soldo e dovette chiedere un prestito a un amico.
[Corriere della Sera, 30.09.1995]

Noi non possiamo fisicamente fermare un test nucleare, al limite possiamo ritardarlo com’è avvenuto in passato.
[Corriere della Sera, 28.09.1995]

Se vogliamo arrivare alla moneta unica al 1° gennaio ’99, dobbiamo prendere la decisione entro la fine del ’97- spiega Silguy.
[Corriere della Sera, 30.09.1995]

Die deutschen Modalverben können auch eine inferentielle Funktion ausüben. Das heißt, dass durch die Verwendung dieser Verben der Sprecher seine Einschätzung oder seine Stellungnahme zur Realität des von ihm beschriebenen Sachverhalts äußert. Dieser subjektive oder - nach Engel – sprecherbezogene Gebrauch der Modalverben sieht vor, dass mit Hilfe dieser Verben

  1. verschiedene Stufen der Vermutung
  2. Wiedergabe fremder Behauptungen
  3. Unsicherheit und Skepsis

ausgedrückt werden können.

a. Verschiedene Stufen der Vermutung
Im Italienischen kann man nur mit dovere und potere (mit entsprechenden Einschränkungen wie im Deutschen bezüglich der Person und der Tempora) eine Einstellung des Sprechers gegenüber der Realität des von ihm geschilderten Sachverhalts zum Ausdruck bringen. Durch diese Verben drückt er nämlich aus, wie er die Realität einschätzt oder beurteilt, und ob er eine vorsichtige Annahme oder eine absolute Gewissheit signalisieren will.
Beispiele:

Potrebbe essere l’inizio di un calo diffuso del costo del denaro? Nessuno si sbilancia.
[Corriere della Sera, 30.09.1995]

La caccia però risulta molto problematica. Il biglietto, infatti, potrebbe essere stato venduto anche in un paese della provincia.
[Corriere della Sera, 07.08.1995]

La Lazio ha più ricambi e Zeman dovrebbe aver fatto tesoro degli errori commessi.
[Corriere della Sera, 10.07.1995]

Non ho proprio idea di chi sia il vincitore – ha aggiunto – so solo che il biglietto deve essere stato venduto alla fine di febbraio.
[Corriere della Sera, 27.04.1995]

Deve essere stato questo l’episodio che è costato la libertà, e infine la vita, a Fred West.
[Corriere della Sera, 02.01.1995]

b. Wiedergabe fremder Behauptungen
Mit sollen und wollen kann der Sprecher fremde Behauptungen wiedergeben; mit sollen steht er nicht für die Wahrhaftigkeit des Behaupteten ein. Der Satz:

Sie soll eine bekannte Opernsängerin gewesen sein.

kann folgendermaßen paraphrasiert werden:

Die Leute erzählen,/Man sagt,/Ich habe gehört, dass sie eine bekannte Opernsängerin war.

Mit wollen äußert der Sprecher starke Zweifel bzw. Skepsis in Bezug auf den beschriebenen Sachverhalt. Der Satz:

Sie will die Tür fest verschlossen haben.

bedeutet:

Sie behauptet, dass sie die Tür fest verschlossen hat, aber ich glaube es nicht/ich bin nicht sicher, dass sie die Wahrheit sagt.

In diesen Fällen werden im Italienischen keine Modalverben, sondern eher die unpersönlichen Formen eines Verbs des Sagens oder des Urteilens verwendet, manchmal auch der so genannte "Konditional der distanzierten Rede" (it. condizionale della dissociazione), wie es aus folgenden Beispielen ersichtlich ist:

Sie soll eine bekannte Opernsängerin gewesen sein.Si dice/Pare che sia stata una famosa cantante d’opera.
Das Erdbeben soll eine breite Gegend Kampaniens getroffen haben.Il terremoto avrebbe colpito una zona molto vasta della Campania.
Der Zeuge will den Unfall genau gesehen haben.Il testimone asserisce/sostiene di aver visto bene come si è svolto l’incidente.

c. Unsicherheit und Skepsis
Das Modalverb mögen kann dazu dienen, die Haltung eines Sprechers auszudrücken, der in Bezug auf eine Tatsache oder einen Umstand perplex oder unsicher ist. Im Italienischen wird das Verb mögen manchmal nicht übersetzt oder es wird mit dem Modalverb potere, ansonsten mit den verbalen Wendungen può darsi/essere che wiedergegeben.
Beispiele:

Wem mag der Mantel dort gehören?Ma di chi sarà quel cappotto?
Du magst hierin sogar Recht haben.Forse puoi avere ragione su questo punto./Può darsi/essere che su questo punto tu abbia ragione.
Hanna mag krank sein, aber das interessiert mich nicht.Può darsi pure che Hanna sia malata, ma questo non mi interessa.
Ja, das mag für manche Leute eine Überraschung sein.Sì, qualcuno potrà anche giudicarlo sorprendente.
Das Kind mochte zwischen drei und fünf Jahre alt sein.Il bambino avrà avuto/poteva avere dai tre ai cinque anni.

Im Gegensatz zum Deutschen, wo alle Modalverben auch eine Vollverbverwendung haben, können im Italienischen nur volere und dovere als Vollverben (it. verbi predicativi) gebraucht werden. Ersteres kann ein Subjekt und ein "direktes Komplement" selektieren (Satz 1) oder auch einen mit dem Subjunktor (it.) che (dt. dass) eingeleiteten Ausbausatz verlangen (Satz 2). Letzteres selektiert ein Subjekt, ein "direktes Komplement" und ein Präpositivkomplement mit (it.) a (Satz 3).
Beispiele:

  1. Il partito vuole una pronta approvazione della legge.
    [Corriere della Sera, 28.09.1995]
  2. La logica vorrebbe che dopo una fusione ci fossero chiusure di attività e riduzione di personale.
    [Corriere della Sera, 18.09.1995]
  3. Con tutto il rispetto che devo all’antico collega per le sue battaglie in difesa dello Stato di diritto [...].
    [Corriere della Sera, 29.09.1995]

Andere Verbklassen mit modaler Bedeutung

Hilfsverben

Die Hilfsverben haben und sein können in modaler Bedeutung verwendet werden.

Beispiele:

Unsere Kunden kommen aus verschiedenen Branchen, einige wachsen, andere haben zu knapsen. (Mannheimer Morgen, 11.04.2003)
Knallig wird im Orchestergraben aufgetrumpft; grelle Akzente und samtige Oberflächen sind zu finden. (Neue Kronen-Zeitung, 05.01.2000)

Die Hilfsverben haben und sein weisen in modaler Verwendung folgende Merkmale auf:
  • Sie regieren alle den zu-Infinitiv.
  • Sie werden nicht im Imperativ gebraucht.
  • Sie werden dazu verwendet, Propositionen in bestimmten Kontexten, z. B. situativen Umständen, Normen oder Wissensvoraussetzungen, als möglich bzw. notwendig einzuordnen.
  • Sie haben keinen eigenen Valenzrahmen. Sie übertragen lediglich den Valenzrahmen des Verbs, das sie regieren, auf den Verbalkomplex (mit der Ausnahme von sein zu und gehören in modaler Verwendung, bei denen der Valenzrahmen in veränderter Form (Konversion) übertragen wird).

sein zu

Der Verbalkomplex mit sein zu steht zu dem Vollverbinfinitiv in Konversion. Die Komplemente des Verbalkomplexes mit sein zu werden in umgekehrter Reihenfolge eingebunden als die Komplemente des Vollverbs:

Konversion

Ein Akkusativkomplement des Vollverbs wird zum Subjekt des Verbalkomplexes mit sein zu, das Subjekt des Satzes mit Vollverb wird zum fakultativen Präpositivkomplement, das meist entfällt. In der Regel entsprechen die Möglichkeiten einer sein-zu-Konverse denen der Passivierbarkeit des entsprechenden Verbs:

Diese Arbeit wird bis morgen (von Hans) erledigt.
Diese Arbeit ist bis morgen (von Hans) zu erledigen.

Auch im Italienischen können die Hilfsverben essere (dt. sein) und avere (dt. haben) als Modalverben gebraucht werden. In diesem Fall regieren sie den Infinitiv mit der Präposition (it.) da, werden nicht im Imperativ gebraucht und werden dazu verwendet, Propositionen in bestimmten Kontexten als notwendig einzuordnen.
Beispiele:

In ogni caso bisogna presentare una dichiarazione dei redditi, per segnalare i dati che mancano o che sono da correggere.
[Corriere della Sera, 13.05.1995]

Molte strutture della Federcalcio sono da rivedere; prendiamo i disegnatori arbitrali, un ruolo logorante.
[Corriere della Sera, 23.07.1995]

[…] il nuovo segretario del PPI ha molto da rimproverare al vecchio capo della DC.
[Corriere della Sera, 18.08.1995]

Il Pds, tutta la sinistra europea, ha molto da fare per precisare i suoi programmi.
[Corriere della Sera, 13.09.1995]

Vollverben

Auch einige Vollverben können modal gebraucht werden. Die Verben brauchen und gehören, scheinen, drohen und pflegen haben dabei eine andere Bedeutung als im Vollverbgebrauch.

VollverbVollverb
in modaler Verwendung
brauchenWelche Gesellschaft braucht wie viel Freistellungsauftrag?
[die tageszeitung, 06.03.2003]
"Sie brauchen mich nicht zu fragen, ob ich erleichtert bin. Ich bin es", gestand Liverpools Trainer Gerard Houllier nach dem Schlusspfiff.
[Mannheimer Morgen, 20.01.2003]
gehörenDaß die Namen der Angeklagten nicht unter den aufgeführten Namen waren, sprach dafür, daß die Angeklagten zu den zurückgebliebenen Aufseherinnen gehört hatten.
[Schlink, Bernhard: Der Vorleser, Zürich 1995, 207 S.]

Das Haus am Ernst-Reuter-Platz Nummer 5 gehört dem Staat und war ein Hotel für britische Offiziere.
[die tageszeitung, 25.04.1997]
Die Terroristen und ihre Hintermänner gehören ausfindig gemacht und ihrer Strafe zugeführt.
[St. Galler Tagblatt, 11.10.2001]
scheinenWir sind im Odenwald, draußen scheint die Sonne und macht die Welt glitzrig und verheißungsvoll.
[die tageszeitung, 03.02.1987]
Fast scheint es, als hätten die Amerikaner den Schock des Terrors schon überwunden, während Europa noch wirkt wie gelähmt.
[Berliner Zeitung, 02.01.2002]
drohenHausbesitzer droht mit Feuer. Nachbar-Gebäude in Rohrhof mussten geräumt werden.
[Mannheimer Morgen, 04.01.2003]
Wenn ich im Fernsehen eine Witzsendung sehe, erstarren meine Gesichtszüge und die Nase droht mir abzufallen.
[die tageszeitung, 15.01.2003]
pflegenAus diesem Grund pflegt Hollywood den Hochzeitsfilm auch noch mit solcher Sorgfalt.
[die tageszeitung, 23.01.2003]
Das Women's Institute, ein Dachverband von Frauenvereinen, hatte die Jubiläumsfeier extra nach Schloss Sandringham verlegt, wo die königliche Familie die Wintermonate zu verbringen pflegt.
[Mannheimer Morgen, 25.01.2002]
Die Vollverben brauchen und gehören, scheinen, drohen und pflegen in modaler Verwendung weisen folgende Merkmale auf:
  • Sie haben eine andere Bedeutung als ihre Vollverbvarianten.
  • Sie regieren alle - außer gehören - den zu-Infinitiv.
  • gehören regiert das Partizip II.
  • Sie haben keinen eigenen Valenzrahmen. Sie übertragen lediglich den Valenzrahmen des Verbs, das sie regieren, auf den Verbalkomplex (bei gehören wird der Valenzrahmen in veränderter Form (Konversion) übertragen).

  • Sie werden nicht im Imperativ gebraucht.
  • Sie werden dazu verwendet, Propositionen in bestimmten Kontexten, z. B. situativen Umständen, Normen oder Wissensvoraussetzungen, als möglich bzw. notwendig einzuordnen.

Die Verben des Italienischen, die sich wie Modalverben verhalten, sind die (it.) verbi servili solere (dt. pflegen) und sapere (dt. können), nur im Sinne von erworbener Fähigkeit. Sie regieren immer den Infinitiv, und es besteht Identität zwischen dem Subjekt des Modalverbs und dem des Infinitivs.
Beispiele:

"Ho sempre respirato la violenza" soleva raccontare Monzon, che al pugilato era approdato dalle risse per le strade di Santa Fé […].
[Corriere della Sera, 18.08.1995]

"Un uomo che sapeva guardare al futuro con entusiasmo e passione e che sapeva parlare dei misteri d’Italia con la naturalezza e l’onestà di chi non vacilla sotto il peso delle responsabilità".
[Corriere della Sera, 03.01.1995]

Hat das italienische Verb sapere die Bedeutung von über jmdn., etw. durch eigene Wahrnehmung, Beobachtung und Erfahrung Bescheid wissen, hinreichende Kenntnisse haben, dann ist es Vollverb und entspricht den deutschen Verben wissen oder kennen:

La sa la data di morte di Goethe? – Sì, è morto il 22 marzo 1832.Wissen Sie den Todestag Goethes? – Ja, er ist am 22 März 1832 gestorben.
Questa barzelletta già la so. Me l’ha raccontata una volta Max.Diesen Witz kenne ich schon. Den hat mir einmal Max erzählt.

Die deutschen Vollverben, die modal gebraucht werden und dabei eine andere Bedeutung erfahren als im Vollverbgebrauch, können im Italienischen verschiedene Entsprechungen haben. Im Einzelnen:

brauchen als Vollverb wird mit dem Funktionsverbgefüge (it.) aver bisogno di oder mit dem unpersönlichen Verb occorrere wiedergegeben.
Beispiele:

Ho bisogno di favole e di sogni. I Take That mi danno tutto questo.
[Corriere della Sera, 26.09.1995]

Quel che a noi occorre oggi è trovare una base di valori comuni.
[Corriere della Sera, 21.04.1995]

brauchen als Vollverb mit modaler Verwendung in negativen oder durch nur/kaum eingeschränkten Sätzen entspricht dem italienischen Modalverb (non)dovere bzw. dem unpersönlichen Verb bastare.
Beispiele:

Lui non deve firmare niente ma solo vedere che tipo di accordi sono ottenibili.
[Corriere della Sera, 21.07.1995]

In questo momento sono molto sereno, ma il mio carattere è come il mare, mi basta solo un colpo di vento per cambiare.
[Corriere della Sera, 10.09.1995]

Das Äquivalent zum Vollverb gehören mit Ksub und Kpräp (zu + Dat) ist das Funktionsverbgefüge (it.) fare parte di:

La sensazione di vivere sempre sotto un pericolo incombente, di un’eruzione, di un terremoto, fa parte della psiche dei napoletani.
[Corriere della Sera, 21.09.1995]

Das Vollverb gehören mit Ksub und Kdat hingegen entspricht dem Verb (it.) appartenere:

Quasi tutti i supermercati appartengono alla nostra famiglia e Augusto ha anche delle terre, un patrimonio notevole.
[Corriere della Sera, 30.08.1995]

In seiner modalen Verwendung wird das dt. gehören + Partizip II mit dem Vollverb (it.) andare + Partizip II wiedergegeben, das dadurch – wie im Deutschen – einen modalen und passivischen Gebrauch erfährt:

Il 740 va firmato. L’autografo va messo in fondo al modello e in tutti i quadri compilati.
[Corriere della Sera, 17.06.1995]

Je nach syntaktischer und semantischer Umgebung entspricht das Vollverb scheinen dem it. Vollverb splendere (risplendere) oder dem Kopulaverb sembrare.
Beispiele:

Splende il sole, ma non c’è molto calore al Festival: sale non stracolme e sovvenzioni comunali ridotte per la crisi.
[Corriere della Sera, 15.02.1995]

Lindon sembrava nervoso: si guardava intorno, come se aspettasse qualcuno.
[Corriere della Sera, 08.07.1995]

In seiner modalen Verwendung ist das Verb scheinen äquivalent zum unpersönlichen Verb (it.) sembrare, das einen Subjektsatz verlangt:

Sembrava che si potesse raggiungere un accordo- dice ancora la Gabbi – ma la trattativa è fallita.
[Corriere della Sera, 28.09.1995]

Das Verb (it.) minacciare kann dem dt. Vollverb drohen entsprechen, wenn es die Bedeutung darauf hinweisen, dass man für jmdn. etwas Unangenehmes tun wird, falls er sich nicht den Forderungen entsprechend verhält hat; in diesem Fall verlangt es ein Subjektkomplement und ein "direktes Komplement". (Im Sinne von jmdm. mit Gewaltanwendung drohen selektiert minacciare ein Subjektkomplement, ein "direktes Komplement" und ein fakultatives Kadv (Mittel) und entspricht dem dt. Verb bedrohen (Ksub, Kakk)).
Beispiele:

Pallavera, però, sostenuto in modo compatto dal consiglio comunale, minacciò la chiusura della discarica.
[Corriere della Sera, 07.01.1995]

Pensioni, la CGIL minaccia lo sciopero generale.
[Corriere della Sera, 21.04.1995]

Die dritte Lesart von minacciare mit der Bedeutung im Begriff sein, etwas Gefährliches, Unangenehmes o. ä. zu tun verlangt eine Infinitivkonstruktion:

Il deputato verde Franco Corleone minaccia di uscire dalla maggioranza e accusa Guzzanti di incompetenza politica.
[Corriere della Sera, 28.09.1995]

Das Vollverb pflegen entspricht dem it. Vollverb curare:

Erano 18 anni che faceva nascere bambini, assisteva e curava donne incinte e puerpere, eseguiva delicati interventi chirurgici.
[Corriere della Sera, 10.01.1995]

Als Äquivalent zum Vollverb pflegen mit modaler Verwendung gilt das it. Modalverb solere:

"Ho sempre respirato la violenza" soleva raccontare Monzon, che al pugilato era approdato dalle risse per le strade di Santa Fé […].
[Corriere della Sera, 18.08.1995]

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