Fazit: Invariante Fälle
In diesem Abschnitt sind wir der Frage nachgegangen, welche Faktoren bzw. Kombinationen von Faktoren einen obligatorischen Wegfall der Genitivmarkierung bewirken. Ein wesentliches Ergebnis ist, dass eine ausnahmslos endungslose Realisierung des Genitivs in der Regel das Resultat eines Zusammenwirkens mehrerer Faktoren ist. Charakteristisch hierfür ist z.B. das Flexionsverhalten nicht-integrierter Fremdwörter, die auf -s auslauten. Die obligatorische Nullmarkierung des Genitivs wird in diesem (aber auch in anderen Fällen) typischerweise ausgelöst durch phonologische Faktoren, die nur in Kombination mit inhärenten lexikalisch-semantischen Eigenschaften des Nomens ihre Wirkung entfalten. Ähnliche kumulative Effekte lassen sich auch im Zusammenhang mit dem Phänomen der Monoflexion beobachten. Allerdings sind hier neben lexikalisch-semantischen Eigenschaften (Eigennamencharakter (insbes. Personennamen), Individualisierung etc.) syntaktische Faktoren (Markierung des Genitivs am Artikel bzw. Adjektiv) für den systematischen Wegfall der Genitivmarkierung ausschlaggebend. Es hat sich allerdings gezeigt, dass detaillierte Untersuchungen bzw. die Formulierung belastbarer quantitativer Aussagen dadurch erschwert werden, dass es auf der Basis der vorliegenden Annotation nicht möglich ist, zwischen verschiedenen Eigennamentypen zu unterscheiden. Darüber hinaus haben wir überprüft, ob ein obligatorischer Wegfall der Genitivendung auch in anderen Kontexten nachgewiesen werden kann. Hier hat sich gezeigt, dass insbesondere Abkürzungen (wie HSV, DFB), aber auch einzelne Konversionen aus nicht-flektierbaren Quellwortarten (Nichts, Heute, Gestern, Jetzt) konsistent endungslos auftreten. Bei Abkürzungen ist eine endungslose Realisierung des Genitivs die Regel (womöglich aufgrund ihrer mangelnden Integration ins Flexionssystems), während im Fall von Konversionen der Wegfall der Genitivendung lexikalisch begrenzt zu sein scheint (bzw. durch das Vorliegen eines s-Auslauts befördert wird). Allerdings sind hier für genauere Aussagen noch weitere empirische Untersuchungen nötig.