Variante Fälle
In den vorangegangenen Abschnitten haben wir bereits gesehen, dass absolute, bzw. kontextuell bedingte systematische Endungslosigkeit eher die Ausnahme darstellt. In den meisten Fällen, die einen Wegfall der Genitivmarkierung zulassen, ist man daher mit dem Phänomen grammatischer Variation konfrontiert. Dabei haben wir schon gesehen, dass bei Abkürzungen und z.T. auch bei bestimmten Substantivierungen per Konversion eine starke Präferenz für den Wegfall der Genitivmarkierung vorliegt. Im Anschluss werden wir uns mit einer Reihe weiterer Fälle auseinandersetzen, für die in der Literatur bereits eine Neigung zur Endungslosigkeit festgestellt wurde. Die Darstellung ist dabei nach einzelnen Faktoren gegliedert, die einen Wegfall der Genitivendung bewirken können. Dabei haben wir phonologische Faktoren nicht als separaten Gliederungspunkt berücksichtigt, da diese nur in Kombination mit anderen (lexikalischen) Faktoren wirksam sind (vgl. den Abschnitt Faktoren). Ferner müssen wir darauf hinweisen, dass die Auswahl der Faktoren teilweise durch die Klassifikationen bedingt ist, die uns im Rahmen unserer Genitivdatenbank zur Verfügung stehen. Nach der Diskussion von Einzelfaktoren werden wir uns dann mit einer Auswahl von Faktorenkombination befassen, deren Zusammenspiel einen stärkeren Einfluss auf die Wahl der Endungsvariante hat. Im Mittelpunkt steht die Frage, inwiefern es auf der Basis des vorliegenden korpusbasierten Ansatzes möglich ist, zu präziseren quantitativen Aussagen über die Häufigkeit endungsloser Varianten zu gelangen.