Starke Maskulina auf -en

Wie bereits in Nicht standardsprachlich anerkannter Wegfall der Genitivendung erwähnt, wird in der Literatur wiederholt festgestellt, dass starke Maskulina auf -en eine Tendenz zum Wegfall der s-Endung aufweisen (vgl. z.B. Appel 1941):


(1) An einer Ladeluke des Airbus ist ein Teil des Rahmen etwas heller als der Rest. Hier hatte ein Ladefahrzeug den Rahmen gerammt. Also wurde ein längeres Stück aus dem Rahmen herausgeschnitten, ein neues Stück mit Dutzenden von Nieten wieder eingesetzt.
(VDI10/MAR.00089 VDI Nachrichten, 05.03.2010, S. 4; Nach nur knapp einem Monat so gut wie neu)

(2) Die Nutzung des Boden für Familiengräber ist im Gegensatz zu Reihengräbern nicht gratis: Rund 180 Franken pro 10 Jahre kostet der Quatratmeter auf dem Land. 300 bis 1000 Franken, je nach Lage, auf städtischem Boden.
(E96/SEP.21934 Zürcher Tagesanzeiger, 12.09.1996, S. 17, Ressort: Region; "Wer will schon einen alten Grabstein?")


Die vorhergesagte Tendenz zur Endungslosigkeit hat sich allerdings im Rahmen unserer Korpusstudie nicht nachweisen lassen. Wie die folgende Tabelle zeigt, liegt der Anteil von Nullendungen bei den relevanten Nomen sogar noch unterhalb des Kontrollwerts für reguläre Appellativa:


NullendungApostrophoverte MarkierungToken insgesamt
Maskulina auf -en516 (1%)050.194 (98,9%)50.710
Sonstige reg. Appellative52.422 (1,7%)34 (0,001%)2.980.853 (98,3%)3.033.309

Tab. 1: Häufigkeit endungsloser Formen: Maskulina auf -en vs. sonstige Appellative (Kontrollwert minus der Maskulina auf -en)


Darüber hinaus haben wir die These (Appel 1941) überprüft, dass bei dieser Nomenklasse die Neigung zum Ausfall der Genitivmarkierung durch die Präsenz eines vorangehenden Adjektivs auf -en verstärkt wird:


(3) Ein Modell des geplanten Brunnen wurde gezeigt, und die neue Farbe des Gemeindeamtes, die am ehesten mit „sandgelb“ umschrieben werden kann, wurden von der Bürgermeisterin und Vertretern der Gemeinde begutachtet. Im Juli übersiedelt das Gemeindeamt, im September ist die Eröffnung geplant.
(NON07/JAN.16182 Niederösterreichische Nachrichten, 31.01.2007, S. 39; KURZ NOTIERT)


Die folgende Tabelle zeigt, dass sich auch diese Vermutung nicht bestätigt. Tatsächlich fällt der Anteil der Nullendungen bei Vorliegen eines vorangehenden Adjektivs sogar noch geringer aus als in der obigen Tabelle. Zudem können wir beobachten, dass offenbar andere Appellative in diesem Kontext einen leicht höheren Anteil an Nullendungen aufweisen (allerdings sind für diese Berechnung lediglich Eigennamen nicht berücksichtigt worden, sodass der im Vergleich zum Kontrollwert geringfügig höhere Anteil an Nullendungen (3% vs. 1,7%) auch durch andere Faktoren wie z.B. Fremdwortcharakter bedingt sein kann):


Nullendung Apostrophoverte MarkierungToken insgesamt
Maskulinum auf -en (+ vorangehendes Adjektiv)57 (0,5%)011.065 (99,5%)11.122
Sonstige Appellative (+ vorangehendes Adjektiv)37.325 (3%)15 (0,001%)1.198.991 (97%)1.236.331
Sonstige reg. Appellative52.422 (1,7%)34 (0,001%)2.980.853 (98,3%)3.033.309

Tab. 2: Häufigkeit endungsloser Formen: Maskulinum auf -en (+ vorangehendes Adjektiv) vs. sonstige Appellative (Kontrollwert minus der Maskulina auf -en)


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Autor(en)
Eric Fuss
Bearbeiter
Monica Fürbacher
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