Zweifelsfälle bei starken und schwachen Verben
Heute backe ich einen Kuchen. – Vorgestern kaufte ich die Zutaten und gestern _______ ich einen Kuchen.
Bitte wähle aus:
Vielleicht hast du einen Augenblick gezweifelt, bevor du dich für eine Variante entschieden hast oder konntest dich gar nicht für eine Variante entscheiden. Das geht sicher vielen Leuten ähnlich.
Tatsächlich kommen beide Formen ziemlich regelmäßig im Deutschen vor, wie z.B. in diesen Zeitungstexten:
(2) Gerne erinnert sich die rüstige Rentnerin noch an die Zeiten, als sie die damaligen Fußballer bekochte oder für sie Kuchen backte. (Rhein-Zeitung, 20.09.2004; Unser Wetter)
(3) Sie legte ein Ofenblech mit Backpapier aus, strich den Teig darauf und buk ihn bei 200 Grad für 10-15 Minuten. (Stern, 04.05.2016; Nachtisch, aufwachen!)
(4) Aus Dinkel und Hafer buk man einst das Brot der Armen. (St. Galler Tagblatt, 04.10.2018; Im Schlaraffenland)
Das Verb backen flektiert manchmal stark und manchmal schwach. Die starken Formen werden mit Vokaländerung und im Perfekt mit -en gebildet (backen – buk – gebacken). Die schwachen Formen werden mit -t- gebildet (backen – backte – gebackt).
Etwas Ähnliches kommt auch bei anderen Verben vor, wie zum Beispiel bei:
Aber was ist denn nun die ‚richtige‘ Form? Das kann man nicht so genau sagen. Beide Formen werden systematisch gebildet und verstoßen gegen keine grammatischen Muster. Wir können höchstens schauen, welche Formen unauffälliger sind. Dazu können wir prüfen, wie häufig die jeweiligen Formen eigentlich vorkommen.
Wenn Sprachwissenschaftler und Sprachwissenschaftlerinnen wissen wollen, wie häufig bestimmte Formen gebraucht werden, dann schauen sie dazu in einem sogenannten Korpus nach. Das ist eine Sammlung authentischer Sprachdaten (z. B. Gesprächsaufzeichnungen oder unterschiedliche Textsorten), die die Sprachverwendung möglichst genau widerspiegeln soll. Mit der Benutzeroberfläche Cosmas II lässt sich sehr detailliert im Deutschen Referenzkorpus (DeReKo) recherchieren, einführend gibt es eine Online-Hilfe.
Vertiefend: Mehr zur Arbeit mit empirischen Sprachdaten
Wir wollen nun herausfinden, wie häufig die starken und schwachen Formen von backen sind. Fangen wir mit der schwachen Form an.
Bislang haben wir nur nach der Präteritumsform geschaut. Wie sieht es beim Perfekt aus?
Das Verb backen hat im Präteritum sowohl starke als auch schwache Formen. Wir können keine Entscheidung treffen, ob backen stark oder schwach flektiert, weil beide Formen ungefähr gleich häufig sind. Im Perfekt jedoch überwiegt eindeutig die starke Form.
Hier kannst du dich genauer über diesen Fall informieren: Backte oder buk, haute oder hieb? — Schwache oder starke Flexion
Übrigens unterscheidet sich die Wahl von buk bzw. backte auch regional. Menschen in Südostdeutschland verwenden eher buk, Menschen im nordwestlichen Sprachgebiet eher backte.
Aus: Variantengrammatik des Standarddeutschen (2018). http://mediawiki.ids-mannheim.de/VarGra/index.php/Backen.
Ja, gibt es! geschafft scheint eher in der Bedeutung gebraucht zu werden, dass eine Handlung oder Tätigkeit (endlich) abgeschlossen ist. geschaffen scheint eher zu bedeuten, dass etwas Neues erzeugt oder erstellt wurde.