Vertiefung: Modus
Die Schülerinnen und Schüler genießen die Klassenfahrt nach Paris sehr. Sie erkunden die Stadt, sitzen in gemütlichen Cafés oder besuchen Museum. An einem Abend nimmt Frau Janssen, die Lehrerin, sie mit zur Basilika Sacré-Cœur auf dem Berg Montmartre. Dort sitzen sie auf den Treppenstufen und genießen den herrlichen Blick über das abendliche Paris. Sie kommen ins Träumen. „Hier könnte ich jeden Abend sitzen!“, sagt Hanna. „Ja, wenn ich einen Tag alle Wünsche frei hätte, dann würde ich mir wünschen, hier zu setzen und den Sonnenuntergang zu genießen!“, schwärmt Mert. „Oh, wenn ich alle Wünsche frei hätte, dann würden mir noch eine ganze Menge anderer Sachen einfallen“, meint Lukas.
Beginne so: Ich würde …
Lukas hat auch einen Text geschrieben, welche Wünsche er sich erfüllen würde:
Außerdem würde ich mir für einen Tag die Fähigkeiten eines Profisportlers wünschen. Es wäre fantastisch, einen Tag lang so gut wie Messi oder Ronaldo zu sein und im Stadion vor tausenden Fans zu spielen. Vielleicht würde ich sogar ein wichtiges Spiel für meine Mannschaft gewinnen und den Pokal nach Hause bringen.
Außerdem würde ich alle Orte besuchen, von denen ich immer geträumt habe. Mit einem Fingerschnippen würde ich mich nach Japan teleportieren, um Tokio zu erkunden und Sushi in einem echten japanischen Restaurant zu essen. Danach würde ich nach New York reisen, um die Freiheitsstatue zu sehen und im Central Park spazieren zu gehen. Zum Schluss würde ich nach Ägypten fliegen, um die Pyramiden zu besichtigen und mich wie ein echter Abenteurer zu fühlen.
Zum Schluss würde ich mir wünschen, dass ich die Möglichkeit habe, allen Menschen, die mir wichtig sind, etwas Gutes zu tun. Ich würde meiner Familie und meinen Freunden kleine Geschenke machen.
Konjunktiv II
Vergleiche die beiden folgenden Sätze. Welcher Satz drückt aus, dass etwas real ist und welcher nicht?
(2) Danach reise ich nach New York, um die Freiheitsstatue zu sehen und im Central Park spazieren zu gehen.
Satz (2) drückt die Realität aus.
Die Verbformen, die ausdrücken, dass etwas nicht real ist, nennt man den Konjunktiv II. Die ‚normalen‘ Verbformen sind der Indikativ. Die Formen des Konjunktiv II werden folgendermaßen gebildet:
schwache Verben | starke Verben | ||||
Präteritum Indikativ | Konjunktiv II | Präteritum Indikativ | Konjunktiv II | ||
1. Person Sg. | ich | sagte | sagte | kam | käm-e |
2. Person Sg. | du | sagtest | sagtest | kamst | käm-e-st |
3. Person Sg. | man | sagte | sagte | kam | käm-e |
1. Person Pl. | wir | sagten | sagten | kamen | käm-en |
2. Person Pl. | ihr | sagtet | sagtet | kamt | käm-e-t |
3. Person Pl. | sie | sagten | sagten | kamen | käm-en |
Bei den schwachen Verben ist der Konjunktiv immer formgleich zum Präteritum Indikativ. Damit es nicht zu Verwechslungen kommt, wird in diesen Fällen sehr oft eine Umschreibung mit würde verwendet.
(2) Ich würde mir für einen Tag die Fähigkeiten eines Profisportlers wünschen. (Eindeutig Konjunktiv)
Konjunktiv I
Wenn es einen Konjunktiv II gibt, dann muss es auch einen Konjunktiv I geben. Die markierten Verbformen stehen im Konjunktiv I.
(1) Du sagst deiner Lehrerin, du seiest krank und gehest nach Hause.
(2) Hanna sagt ihrer Lehrerin, sie sei krank und gehe nach Hause.
(3) Wir sagen unserer Lehrerin, wir seien krank und gehen nach Hause.
(4) Ihr sagt eurer Lehrerin, ihr seiet krank und gehet nach Hause.
(4) Sie sagten ihrer Lehrerin, sie seien krank und gehen nach Hause.
Nein, der Konjunktiv I zeigt an, dass man sich von einer Aussage distanziert. Er kommt oft bei indirekter Rede vor.
Präsens Indikativ | Konjunktiv II | Präsens Indikativ | Konjunktiv II | ||
1. Person Sg. | ich | gehe | gehe | bin | sei |
2. Person Sg. | du | gehst | geh-e-st | bist | seiest |
3. Person Sg. | man | geht | geh-e | ist | sei |
1. Person Pl. | wir | gehen | gehen | sind | seien |
2. Person Pl. | ihr | geht | gehet | seid | seiet |
3. Person Pl. | sie | gehen | gehen | sind | seien |
Beim Hilfsverb sein unterscheiden sich alle Formen voneinander. Bei den Vollverben unterscheiden sich Konjunktiv I und Indikativ nur in der 2. Person und in der 3. Person Singular voneinander.
Auch Konjunktiv I und Indikativ unterscheiden sich an nur wenigen Stellen voneinander. Oft nutzt man als Ersatzform bei starken Verben die Form des Konjunktivs II und bei schwachen Verben die würde-Form.
(2) Hanna sagt, sie würde sich nicht gut fühlen.
Modus
Konjunktiv und Indikativ bezeichnet man als den Modus des Verbs. Mit dem Modus kann man ausdrücken, wie man die Realität oder die Realisierungsmöglichkeit des Gesagten oder Geschriebenen einschätzt. Der Indikativ drückt aus, dass etwas wahr ist oder tatsächlich stattfindet (oder dass zumindest die Sprecherin oder der Sprecher davon überzeugt ist). Der Konjunktiv drückt aus, dass man Distanz zur Aussage einnimmt, weil man entweder eine fremde Aussage wiedergibt oder die Aussage für nicht möglich oder nicht wahrscheinlich hält.
Neben Konjunktiv und Indikativ gibt es in der deutschen Sprache noch einen dritten Modus: den Imperativ.
Imperativ
Frau Janssen hat jede Menge Anweisungen für die Klasse, während sie durch Paris laufen:
Geht mal ein bisschen schneller!
Gib mir mal das Handy!
Gebt nicht gleich euer ganzes Geld aus!
Warte auf mich!
Wartet da vorne an der Straße!
Schaut euch die schönen Gemälde an!
Schau mal nach rechts.
Lukas, sieh nur die vielen Andenkenverkäufer!
Seht mal, der Eiffelturm!
Mert, erzähl mal von deinem Besuch im Museum.
Erzählt euren Eltern nichts davon!
Die markierten Verbformen nennt man den Imperativ. Er wird verwendet, um andere Personen zu etwas aufzufordern. Er hat nur für die 2. Person eigene Formen.
Hinweis: Du musst die Formen für schwache und starke Verben unterscheiden.
Im Singular entspricht der Imperativ dem Verbstamm. Bei den starken Verben kommt es zu einer Vokalhebung: Der Stammvokal e wird zu einem i oder ie. Im Plural wird dem Verbstamm ein -t angehängt.
Singular | Plural | |
schwache Verben | geh, warte, schau, erzähl | geht, wartet, schaut, erzählt |
starke Verben | gib, sieh | gebt, seht |