Tempus
Die Lehrerin, Frau Janssen, hat für die Busfahrt nach Paris ein paar Informationen über das Reiseziel vorbereitet. „Gegen die Langeweile“, sagt sie. Lukas und Hanna sind nicht so begeistert. Jetzt sollen sie sogar auf der Klassenfahrt noch etwas lernen! Dann fällt ihnen aber etwas an den Texten auf:
Die Parisier, ein keltischer Volksstamm, leben im 3. Jahrhundert v. Chr auf einer Insel in der Seine. Diese Insel bedeutet einen natürlichen Schutz vor Feinden und einen guten Handelsplatz. Im Jahr 52 vor Christus erobern die Römer das Gebiet. Die Römer bauen die Stadt Lutetia mit Brücken, Straßen und beeindruckenden Gebäude wie dem Forum, Bädern und Theatern. Nach dem Fall des Römischen Reiches im 5. Jahrhundert nach Christus ändert sich der Name der Stadt allmählich von Lutetia zu Paris. Im Mittelalter weitet sich die Bedeutung von Paris aus, besonders als Zentrum für Kultur, Handel und Bildung.
Die Parisier, ein keltischer Volksstamm, lebten im 3. Jahrhundert v. Chr auf einer Insel in der Seine. Diese Insel bedeutete einen natürlichen Schutz vor Feinden und einen guten Handelsplatz. Im Jahr 52 vor Christus eroberten die Römer das Gebiet. Die Römer bauten die Stadt Lutetia mit Brücken, Straßen und beeindruckenden Gebäude wie dem Forum, Bädern und Theatern. Nach dem Fall des Römischen Reiches im 5. Jahrhundert nach Christus änderte sich der Name der Stadt allmählich von Lutetia zu Paris. Im Mittelalter weitete sich die Bedeutung von Paris aus, besonders als Zentrum für Kultur, Handel und Bildung.
Hannas Text berichtet von Handlungen, die schon vergangen sind. Lukas' Text berichtet von den gleichen Handlungen, aber so, als ob sie gerade jetzt stattfinden und man dabei wäre.
Tipp: Die Verbformen kannst du mit der Du-Probe finden.
Lukas' Text | Hannas Text |
leben | lebten |
bedeutet | … |
erobern | |
bauen | |
ändert | |
weitet |
Lukas' Text | Hannas Text |
leben | lebten |
bedeutet | bedeutete |
erobern | eroberten |
bauen | bauten |
ändert | änderte |
weitet | weitete |
Die Verbformen in Hannas Text haben ein zusätzliches -t- oder -te- vor der Personalform.
Die beiden Texte unterscheiden sich in ihrer Zeitform. Die Verben stehen in einem unterschiedlichen Tempus. Die verschiedenen Tempora zeigen die unterschiedlichen Zeiten an. Die Verben in Lukas' Text stehen im Präsens. Das Tempus in Hannas Text nennt man Präteritum.
Oft beschreibt das Präsens eine Handlung in der Gegenwart und das Präteritum eine Handlung in der Vergangenheit.
Mit dem Präsens drückt man aus, dass ein Ereignis zum Zeitpunkt des Sprechens aktuell ist. Mit dem Präteritum drückt man aus, dass das Ereignis, über das gesprochen wird, irgendwann vor dem Sprechzeitpunkt liegt.
Das Präsens kann aber auch (besonders in der gesprochenen Sprache) für eine vergangene oder zukünfigte Handlung stehen:
(2) Gestern stehe ich so an der Bushaltestelle und warte auf den Bus.
(3) Morgen stehe ich wieder an der Bushaltestelle und warte auf den Bus.
Das Präteritum der meisten Verben bildet man, indem man ein -t- oder ein -te- an den Stamm anhängt. Erst danach kommt die Personalendung. Die Personalendungen des Präteritums sind bei den meisten Verben so wie die im Präsens.
Ob -t- oder -te- an den Stamm angehängt wird, hängt davon ab, ob die Personalendung schon ein e enthält oder nicht.
Präteritum: Stamm+-t(e)-+Personalendung
Zum Beispiel:
Präsens | Singular | Plural |
1. Person | ich sag-e | wir sag-en |
2. Person | du sag-st | ihr sag-t |
3. Person | man sag-t | sie sag-en |
Präteritum | Singular | Plural |
1. Person | ich sag-t-e | wir sag-t-en |
2. Person | du sag-te-st | ihr sag-te-t |
3. Person | man sag-t-e | sie sag-te-n |
Manche Verben bilden ihr Präteritum auf eine andere Weise. Dazu erfährst du im nächsten Lernbaustein mehr.
Perfekt
Frau Janssen hat noch einen weiteren Informationstext für die Klasse. Doch Lukas und Hanna achten gar nicht mehr auf den Inhalt. Sofort fangen sie an, die Verben in ihren Texten zu vergleichen.
Louis XIV, auch bekannt als der Sonnenkönig, war einer der berühmtesten Könige von Frankreich. Er regierte Frankreich von 1643 bis zu seinem Tod im Jahr 1715. Seine Herrschaft dauerte also ganze 72 Jahre. Louis XIV glaubte fest an die absolute Macht eines Königs. Er baute auch das prachtvolle Schloss von Versailles. Versailles war nicht nur ein königlicher Palast, sondern auch das politische Zentrum Frankreichs. Viele Adlige lebten dort. Das Schloss und seine Gärten waren unglaublich prächtig und beeindruckend, voller goldener Verzierungen, Gemälde und Brunnen. Unter Louis XIV führte Frankreich viele Kriege. Diese Kriege waren jedoch sehr teuer. Seine Herrschaft endete deshalb mit großen finanziellen Problemen für Frankreich.
Die Verbformen in Lukas' Text stehen im Präteritum. Das erkennt man am eingeschobenen -t- oder -te- vor der Personalendung (z. B. regier-t-e, glaub-t-e …)
In Lukas' Text stehen auch einige Verbformen, die nicht nach dem üblichen Muster gebildet werden. Denn manche Verben werden unregelmäßig flektiert. Das wichtigste unregelmäßige Verb ist das Hilfsverb sein. Im Präteritum hat es die Stammform war.
Präsens | Singular | Plural |
1. Person | ich bin | wir sind |
2. Person | du bist | ihr seid |
3. Person | man ist | sie sind |
Präteritum | Singular | Plural |
1. Person | ich war | wir waren |
2. Person | du warst | ihr wart |
3. Person | man war | sie waren |
Louis XIV, auch bekannt als der Sonnenkönig, ist einer der berühmtesten Könige von Frankreich gewesen. Er hat Frankreich von 1643 bis zu seinem Tod im Jahr 1715 regiert. Seine Herrschaft hat also ganze 72 Jahre gedauert. Louis XIV hat fest an die absolute Macht des Königs geglaubt. Er hat auch das prachtvolle Schloss von Versailles gebaut. Versailles ist nicht nur ein königlicher Palast gewesen, sondern auch das politische Zentrum Frankreichs. Viele Adlige haben dort gelebt. Das Schloss und seine Gärten sind unglaublich prächtig und beeindruckend gewesen, voller goldener Verzierungen, Gemälde und Brunnen. Unter Louis XIV hat Frankreich viele Kriege geführt. Diese Kriege sind jedoch sehr teuer gewesen. Seine Herrschaft hat deshalb mit großen finanziellen Problemen für Frankreich geendet.
Der Text von Hanna wirkt eher wie eine Erzählung. Der Text von Lukas wirkt wie ein schriftlicher Bericht.
Um Vergangenheit auszudrücken, hat man in der deutschen Sprache mehrere Möglichkeiten. Das Präteritum kennst du schon. Die Verbformen in Hannas Text stehen im Perfekt (auch: Präsensperfekt). Oft zeigt das Perfekt an, dass ein Ereignis zum Sprechzeitpunkt abgeschlossen ist. Oft zeigt es aber auch nur an, dass ein Text Merkmale einer mündlichen Äußerung aufweist.
Tipp: Du kannst die finiten Verbformen wieder mit der Du-Probe erkennen. Aber kannst du damit die ganze Verbform finden?
Lukas' Text | Hannas Text |
war | ist gewesen |
regierte | hat regiert |
dauerte | … |
glaubte | |
baute | |
war | |
lebten | |
waren | |
führte | |
war | |
endete |
Lukas' Text | Hannas Text |
war | ist gewesen |
regierte | hat regiert |
dauerte | hat gedauert |
glaubte | hat geglaubt |
baute | hat gebaut |
war | ist gewesen |
lebten | haben gelebt |
waren | sind gewesen |
führte | hat geführt |
war | sind gewesen |
endete | hat geendet |
Verbformen im Perfekt bestehen aus mehreren Teilen. In den meisten Fällen sind das:
- das Hilfsverb haben, das im Präsens steht und die Personalendung trägt
- das Partizip II des Vollverbs
Das Partizip II wird meistens gebildet, indem vor den Verbstamm ge- gestellt wird und nach dem Verbstamm -t. Die starken Verben funktionieren wieder etwas anders.
Präteritum: Stamm+-t(e)-+Personalendung
Perfekt: Personalform von haben/sein + Partizip II
Zum Beispiel:
Präsens | Singular | Plural | Perfekt | Singular | Plural |
1. Person | ich sag-e | wir sag-en | 1. Person | ich habe gesagt | wir haben gesagt |
2. Person | du sag-st | ihr sag-t | 2. Person | du hast gesagt | ihr habt gesagt |
3. Person | man sag-t | sie sag-en | 3. Person | man hat gesagt | sie haben gesagt |
Präteritum | Singular | Plural | |||
1. Person | ich sag-t-e | wir sag-t-en | |||
2. Person | du sag-te-st | ihr sag-te-t | |||
3. Person | man sag-t-e | sie sag-te-n |
Wie du in Hannas Text siehst, wird das Verb sein wieder unregelmäßig gebildet:
Präsens | Singular | Plural | Perfekt | Singular | Plural |
1. Person | ich bin | wir sind | 1. Person | ich bin gewesen | wir sind gewesen |
2. Person | du bist | ihr seid | 2. Person | du bist gewesen | ihr seid gewesen |
3. Person | man ist | sie sind | 3. Person | man ist gewesen | sie sind gewesen |
Präteritum | Singular | Plural | |||
1. Person | ich war | wir waren | |||
2. Person | du warst | ihr wart | |||
3. Person | man war | sie waren |
Finn liest die Informationen zur Geschichte aufmerksam. Finn …
Carina spricht mit Yasin.
Mert singt leise einen Song.
Bei diesen Verben können die Zeitformen nicht nach dem üblichen Muster gebildet werden. Sie ändern den Vokal in ihrem Stamm.
Carina spricht mit Yasin. Carina sprach mit Yasin. Carina hat mit Yasin gesprochen.
Mert singt leise einen Song. Mert sang leise einen Song. Mert haty leise einen Song gesungen.
Verben, die ihr Präteritum nicht mit -te und ihr Partizip nicht mit der Endung -t bilden, nennt man starke Verben. Zu den Unterschieden zwischen starken und schwachen Verben erfährst du in der nächsten Einheit mehr.
Finn: Echt, ich _____ schon alle meine Spiele auf dem Handy durchgespielt.
Carina: Ja, es zieht sich echt hin. Wisst ihr, mit meinen Eltern _____ wir früher immer mit dem Zug in den Urlaub gefahren. Das war viel bequemer.
Yasin: Zugfahren ist cool, aber ich fand Fliegen immer besser. Wir _____ jedes Jahr nach Spanien geflogen. Man ist so schnell da!
Finn: Wir _____ meistens mit dem Auto gefahren. Das war auch nicht schlecht, weil wir Pausen gemacht _____, wann immer wir wollten. Aber manchmal wurde es ziemlich langweilig.
Lukas: Auto ist okay, aber ich erinnere mich, dass wir einmal eine Kreuzfahrt gemacht _____. Das war der beste Urlaub überhaupt! Jeden Tag ein neues Ziel und so viel zu tun an Bord. Sophie: Eine Kreuzfahrt? Das klingt ja traumhaft! Ich _____ noch nie mit einem Schiff gefahren.
Mert: Einmal _____ wir sogar zu Fuß in den Urlaub gegangen. Ein Wanderurlaub, das war furchtbar …
Finn: Echt, ich habe schon alle meine Spiele auf dem Handy durchgespielt.
Carina: Ja, es zieht sich echt hin. Wisst ihr, mit meinen Eltern sind wir früher immer mit dem Zug in den Urlaub gefahren. Das war viel bequemer.
Yasin: Zugfahren ist cool, aber ich fand Fliegen immer besser. Wir sind jedes Jahr nach Spanien geflogen. Man ist so schnell da!
Finn: Wir sind meistens mit dem Auto gefahren. Das war auch nicht schlecht, weil wir Pausen gemacht haben, wann immer wir wollten. Aber manchmal wurde es ziemlich langweilig.
Lukas: Auto ist okay, aber ich erinnere mich, dass wir einmal eine Kreuzfahrt gemacht haben. Das war der beste Urlaub überhaupt! Jeden Tag ein neues Ziel und so viel zu tun an Bord.
Sophie: Eine Kreuzfahrt? Das klingt ja traumhaft! Ich bin noch nie mit einem Schiff gefahren.
Mert: Einmal sindwir sogar zu Fuß in den Urlaub gegangen. Ein Wanderurlaub, das war furchtbar …
Verben, die eine Fortbewegung mit einem Ortswechsel ausdrücken, bilden ihr Perfekt mit einer Form von sein. Die meisten anderen Verben bilden es mit haben.
Mehr zur Perfektbildung mit haben oder sein findest du hier:
Ich bin geschwommen oder ich habe geschwommen? — Perfekt mit sein oder haben
Plusquamperfekt
Oft findet man noch eine dritte Vergangenheitsform, zum Beispiel in Zeitungstexten:
(2) Im Deutschunterricht hatte die 4. Klasse das Fernsehen schon im Spätsommer letzten Jahres zum Thema gemacht. (A97/APR.00169 St. Galler Tagblatt, 23.04.1997)
(3) Ein 54jähriger Mann hatte am vergangenen Dienstag im bayerischen Immenstadt einen Pkw gestohlen. (I97/AUG.33582 Tiroler Tagesztg., 29.08.1997)
(4) Deshalb hatte er als erstes Instrument Trompete gelernt, mit der er heute immer wieder zu hören ist, sogar bei einem Konzert von Nirvana. (NZS11/AUG.00370 NZZ am Sonntag, 21.08.2011, S. 68)
(5) Sie hatten um ihr Gefährt herum ein Schneckenhaus aus Pappmaschee gebaut. (RHZ06/JUL.15760 RZ, 17.07.2006)
(6) „Innenverteidiger hatte ich vorher noch nie gespielt“, gesteht der gelernte defensive Mittelfeldmann. (HMP15/JUL.00690 MOPO, 13.07.2015, S. AB22)
(7) Der milde Frühlingssonntag hatte eine Vielzahl von Besuchern in die Kannenbäckerstadt gelockt. (RHZ16/APR.05682 RZ, 06.04.2016, S. 28)
(8) Zuvor hatte Merkel mit den Chefs von CSU und FDP, Horst Seehofer und Philipp Rösler, bereits in einer Telefonschaltkonferenz gesprochen. (SOL12/NOV.00311 SPON, 04.11.2012)
(9) Das Nationaltheater Mannheim hatte es vorher schon ähnlich geregelt. (M20/MAI.02307 Mannh. Morgen, 15.05.2020, S. 3)
(10) Dieselben Spanierinnen hatten bei der WM im Sommer den Titel gewonnen. (A23/NOV.01363 St. Galler Tagbl., 18.11.2023, S. 47)
(11) Die Bundesregierung selbst hatte in der Vergangenheit geschätzt, dass nur 35 Prozent der leistungsberechtigten Familien den Kinderzuschlag beantragen. (RHZ23/MAI.18089 RZ, 26.05.2023, S. 15)
Tipp: Bilde zum Vergleich die entsprechenden Perfektformen. Wie unterscheiden sie sich?
Diese Verbformen bestehen wie das Perfekt aus einer Form des Hilfsverb haben mit Personalendung und dem Partizip II. Anders als beim Perfekt steht das Hilfsverb aber nicht im Präsens, sondern im Präteritum.
Dieses Tempus nennt man das Plusquamperfekt (auch: Präteritumperfekt). Es wird wie das Perfekt gebildet, nur trägt auch schon die Hilfsverbform eine Vergangenheitsendung. Das Plusquamperfekt ist also eine doppelte Vergangenheit.
Präteritum: Stamm+-t(e)-+Personalendung
Perfekt: Personalform von haben/sein + Partizip II
Plusquamperfekt: Personalform von hatten/war + Partizip II
Zum Beispiel:
Präsens | Singular | Plural | Perfekt | Singular | Plural |
1. Person | ich sag-e | wir sag-en | 1. Person | ich habe gesagt | wir haben gesagt |
2. Person | du sag-st | ihr sag-t | 2. Person | du hast gesagt | ihr habt gesagt |
3. Person | man sag-t | sie sag-en | 3. Person | man hat gesagt | sie haben gesagt |
Präteritum | Singular | Plural | Plusquamperfekt | Singular | Plural |
1. Person | ich sag-t-e | wir sag-t-en | 1. Person | ich hatte gesagt | wir hatten gesagt |
2. Person | du sag-te-st | ihr sag-te-t | 2. Person | du hattest gesagt | ihr hattet gesagt |
3. Person | man sag-t-e | sie sag-te-n | 3. Person | man hatte gesagt | sie hatten gesagt |
(2) Als die Klasse endlich in Paris ankam, hatte Hanna ihre ganze Verpflegung aufgegessen. (Plusquamperfekt)
Der Satz im Perfekt beschreibt ein Ereignis, das zum Zeitpunkt des Sprechens abgeschlossen ist. Hanna hat die Verpflegung aufgegessen, als die Klasse in Paris ankam – wann sie alles gegessen hat, bleibt unklar. Es kann in genau dem Moment passiert sein, in dem die Klasse in Paris angekommen ist.
Das Plusquamperfekt ist eine Rückblende auf einen noch weiter zurück liegenden Zeitpunkt. In dem Fall hat Hanna ihre Verpflegung aufgegessen, bevor die Klasse in Paris angekommen ist. Die Reihenfolge der Ereignisse wird deutlich gemacht.
Ein Satz im Plusquamperfekt beschreibt ein Ereignis, das zu einem vergangenen Zeitpunkt bereits abgeschlossen ist. Das Ereignis liegt vor einem Referenzzeitpunkt, der vor dem Sprechzeitpunkt liegt.
Warum haben wir das Plusquamperfekt, wenn es nie benutzt wird?
Es gibt noch weitere Vergangenheitsformen im Deutschen.
Das Doppelperfekt ist eine Alternative zum Plusquamperfekt und tritt vor allem in der gesprochenen Sprache auf.
Und auch ihre 76-jährige Mutter Anni vergisst sie nicht im Moment des Triumphs. „Mama hat immer alle Sachen richtig gebügelt gehabt.“ (NUZ12/MAI.01035 NZ, 14.05.2012, S. 3)
Das Doppelplusquamperfekt kann von einem Ereignis berichten, das vor einem anderen Ereignis bereits abgeschlossen ist, über das in Abhängigkeit von einem Referenzzeitpunkt berichtet wird (als Vor-Vorvergangenheit).
„Geplant war die Schließung eigentlich fürs Jahresende 2020, aber dann ist es doch früher geworden“, so [Müller]. Man hatte auch Abschiedsfeiern geplant gehabt, aber daraus ist leider nichts mehr geworden. (NON21/FEB.03758 NÖN, 12.02.2021 (Name geändert))
Futur I
Hanna und ihre Freundin Carina unterhalten sich darüber, was sie als Erstes in Paris tun werden, wenn sie ankommen.
Hanna: Na, ich werde mich erstmal ordentlich strecken! Meine Beine sind schon seit Stunden eingeschlafen.
Carina: Oh ja, das werde ich auch machen. Aber was wirst du dir als erstes angucken?
Hanna: Naja, wir haben ja einen Plan von Frau Janssen bekommen. Da steht drauf, was wir wann machen werden.
Carina: Ah stimmt. Wann werden wir denn den Eiffelturm sehen?
Hanna: Das werden wir am Mittwoch machen. Gleich nach dem Frühstück.
Carina: Oh, auf das Essen freue ich mich auch schon sehr. Ich werde das erste Mal in meinem Leben ein echtes französisches Croissant essen!
Was wirst du in Paris als erstes
machen?
Ich werde mich erstmal ordentlich
strecken.
Das werde ich auch
machen.
Aber was wirst du dir als erstes
angucken?
Da steht drauf, was wir wann machen werden.
Wann werden wir denn den Eiffelturm
sehen?
Das werden wir am Mittwoch
machen.
Ich werde das erste Mal in meinem
Leben ein echtes französisches Croissant essen!
Diese Verbformen bestehen immer aus einer Form von werden mit der jeweiligen Personalendung und einem Infinitiv.
Diese Zeitform nennt man das Futur I. Mit dem Futur I wird ausgedrückt, dass ein Ereignis in der Zukunft stattfinden wird. Das Ereignis findet also nach der Sprechzeit statt.
Das Futur I kann auch genutzt werden, um Vermutungen auszudrücken:
Die Bildung des Futur I ist sehr einfach. Auch diese Verbformen bestehen aus mehreren Teilen, und zwar aus:
Präteritum: Stamm+-t(e)-+Personalendung
Perfekt: Personalform von haben/sein + Partizip II
Plusquamperfekt: Personalform von hatten/war + Partizip II
Futur I: Personalform von werden + Infinitiv
Zum Beispiel:
Präsens | Singular | Plural | Perfekt | Singular | Plural |
1. Person | ich sag-e | wir sag-en | 1. Person | ich habe gesagt | wir haben gesagt |
2. Person | du sag-st | ihr sag-t | 2. Person | du hast gesagt | ihr habt gesagt |
3. Person | man sag-t | sie sag-en | 3. Person | man hat gesagt | sie haben gesagt |
Präteritum | Singular | Plural | Plusquamperfekt | Singular | Plural |
1. Person | ich sag-t-e | wir sag-t-en | 1. Person | ich hatte gesagt | wir hatten gesagt |
2. Person | du sag-te-st | ihr sag-te-t | 2. Person | du hattest gesagt | ihr hattet gesagt |
3. Person | man sag-t-e | sie sag-te-n | 3. Person | man hatte gesagt | sie hatten gesagt |
Futur I | Singular | Plural | |||
1. Person | ich werde sagen | wir werden sagen | |||
2. Person | du wirst sagen | ihr werdet sagen | |||
3. Person | man wird sagen | sie werden sagen |
Das Hilfsverbwerden hat im Präsens die folgenden Personalformen:
Präsens | Singular | Plural |
1. Person | ich werde | wir werden |
2. Person | du wirst | ihr werdet |
3. Person | man wird | sie werden |
Außer beim Futur spielt das Hilfsverb werden auch bei der Bildung der Passivformen eine Rolle.
Oft lassen sich Futur I und Präsens gegeneinander austauschen. Das Präsens kann auch eine Zukunftsbedeutung haben.
Futur II
Kurz vor Paris wird es Zeit, dass alle ihre verstreuten Sachen wieder in ihre Rücksäche packen. Lukas schaut sich um. Wie hat er es nur geschafft, so viel Chaos anzurichten. Er beginnt, seine Ladekabel, seine Chipstüten und seine Bücher und Zeitschriften in den Rucksack zu stopfen. Doch was ist das? Der Rucksack hat ja noch eine Innentasche. Der kleine Reißverschluss ist im vorher noch nie aufgefallen. Aber er hat den Rucksack ja auch nur von seinem Großvater geliehen, weil sein eigener kurz vor der Reise kaputt gegangen ist. Er öffnet das geheime Innenfach – und findet darin einen kleinen Zettel mit einem handgeschriebenen Gedicht:
Und wenn du wieder zuhause bist,
dann wirst du gelacht haben,
du wirst gelebt haben,
und du wirst gedacht haben.
Du wirst eine fremde Welt kennen gelernt haben.
Du wirst eine neue Art zu leben kennen gelernt haben.
Du wirst Neues gelernt
und Altes entfernt haben.
Du wirst Fremdes geschätzt
und Bekanntes ersetzt haben.
Die Welt wird sich verändert haben und
die Welt wird dich verändert haben.
Das Gedicht macht Lukas nachdenklich. Es spricht davon, wie jemand in der Zukunft auf eine vergangene Reise zurückblickt.
Wir haben es hier mit einer dreiteiligen Verbform zu tun – sie besteht aus einer Perfektform (haben + Partizip II) und einer Futurform (werden mit Personalendungen).
Dieses Tempus nennt man Futur II (auch: Futurperfekt). Das Futur II besteht aus:
- dem Hilfsverb werden mit Personalendung
- einem Vollverb im Partizip II
- und dem Infinitiv von haben oder sein
Der Charakter als zukünftiger Rückblick zeigt sich sehr gut an den grammatischen Formen. Der Rückblick-Teil wird durch das Partizip II und haben/sein realisiert – das sind auch genau die Bestandteile einer Perfektform. Und die Zukunft zeigt sich wie beim Futur I im Hilfsverb werden.
Präteritum: Stamm+-t(e)-+Personalendung
Perfekt: Personalform von haben/sein + Partizip II
Plusquamperfekt: Personalform von hatten/war + Partizip II
Futur I: Personalform von werden + Infinitiv
Futur II: Personalform von werden + Infinitiv von haben/sein + Partizip II
Zum Beispiel:
Präsens | Singular | Plural | Perfekt | Singular | Plural |
1. Person | ich sag-e | wir sag-en | 1. Person | ich habe gesagt | wir haben gesagt |
2. Person | du sag-st | ihr sag-t | 2. Person | du hast gesagt | ihr habt gesagt |
3. Person | man sag-t | sie sag-en | 3. Person | man hat gesagt | sie haben gesagt |
Präteritum | Singular | Plural | Plusquamperfekt | Singular | Plural |
1. Person | ich sag-t-e | wir sag-t-en | 1. Person | ich hatte gesagt | wir hatten gesagt |
2. Person | du sag-te-st | ihr sag-te-t | 2. Person | du hattest gesagt | ihr hattet gesagt |
3. Person | man sag-t-e | sie sag-te-n | 3. Person | man hatte gesagt | sie hatten gesagt |
Futur I | Singular | Plural | Futur II | Singular | Plural |
1. Person | ich werde sagen | wir werden sagen | 1. Person | ich werde gesagt haben | wir werden gesagt haben |
2. Person | du wirst sagen | ihr werdet sagen | 2. Person | du wirst gesagt haben | ihr werdet gesagt haben |
3. Person | man wird sagen | sie werden sagen | 3. Person | man wird gesagt haben | sie werden gesagt haben |
Das Futur II berichtet von einem Ereignis, das zum Sprechzeitpunkt noch nicht abgeschlossen ist – aber zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft. Beim Futur II findet das Ereigbnis also nach der Sprechzeit statt, aber vor der Referenzzeit.
Hier findest du eine interaktive Aufgabe zum Futur II (Futurperfekt).
In dieser interaktiven Aufgabe kannst du üben, wie gut du die Tempora bilden kannst.