Vertiefung: Kommentarglieder

Jeden Mittwoch trifft sich die Theater-AG, um für ihr neues Stück zu proben. Heute ist endlich die erste Szene von Yasemin dran. Sie spielt Lisa, eine Schülerin. Aber mit der Szene ist sie sehr unzufrieden. „Irgendwie klingt das nicht so, wie ich wirklich reden würde“, beschwert sie sich bei der Regisseurin, Frau Wagner. „Entschuldige mal, den Text habe ich selber geschrieben!“, empört sich die Lehrerin. Aber Max pflichtet Yasemin bei: „Ja, so würde ich die Sätze auch nicht sagen. Und es soll ja realistisch klingen, oder?“ Schließlich lenkt Frau Wagner ein: „Na gut, wie würdet ihr es denn ausdrücken?“

Lies die folgende Szene und überlege, warum die Sätze nicht authentisch klingen. Wie würdest du die Sätze formulieren, wenn du mit einer Mitschülerin oder einem Mitschüler sprechen würdest?
Szene 6
Auftritt Lisa. Sie setzt sich auf den freien Platz neben Tim.
LISA Hey Tim, wie war dein Wochenende?
TIM (schüchtern) Es war cool, wir waren gestern alle im Park und haben Fußball gespielt. Wie war deins?
LISA Oh, das klingt nach Spaß! Mein Wochenende war ziemlich entspannt. Ich habe die meiste Zeit mit meinem Buch verbracht.
TIM (ungläubig) Ein Buch? Was liest du?
LISA (begeistert) Ja, ich bin in dieses Fantasy-Buch vertieft. Es heißt „Die Schattenreiche“ und die Geschichte ist fesselnd. Hast du Lust, es zu lesen?
TIM Fantasy ist nicht mein Ding, aber wer weiß, vielleicht überzeugst du mich. Was geht in der Schule?
LISA Nicht viel Neues, außer dass Frau Müller uns nächste Woche eine Mathe-Arbeit aufgedrückt hat.
TIM Mathe ist nicht mein Lieblingsfach, aber … (zögerlich) vielleicht können wir zusammen lernen. Zwei Köpfe sind besser als einer, oder?
LISA (erfreut) Klingt nach einem Plan! Wann hättest du Zeit?
TIM Wie wäre es morgen nach der Schule? Wir könnten uns in der Bibliothek treffen.
LISA Perfekt! Dann machen wir das. Ach, hast du von der Party am Samstag gehört?
TIM Party? Erzähl!
LISA Max feiert seinen Geburtstag und hat die ganze Clique eingeladen. Es wird super. Bist du dabei?
Vergleiche die Szene mit dem folgenden Vorschlag, den Yasemin und Max ausgearbeitet haben. Wie unterscheiden sich die Sätze? Wie wirkt der Text nun auf dich?
Szene 6 (überarbeitet)
Auftritt Lisa. Sie setzt sich auf den freien Platz neben Tim.
LISA Hey Tim, wie war denn dein Wochenende?
TIM (schüchtern) Es war echt cool, wir waren gestern alle im Park und haben Fußball gespielt. Wie war denn deins?
LISA Oh, das klingt nach Spaß! Mein Wochenende war ziemlich entspannt. Ich habe die meiste Zeit mit meinem Buch verbracht.
TIM (ungläubig) Ein Buch? Was liest du denn?
LISA (begeistert) Ja, ich bin gerade total in dieses Fantasy-Buch vertieft. Es heißt „Die Schattenreiche“ und die Geschichte ist wirklich fesselnd. Hast du mal Lust, es zu lesen?
TIM Fantasy ist nicht so mein Ding, aber wer weiß, vielleicht überzeugst du mich ja. Was geht sonst so in der Schule?
LISA Nicht viel Neues, außer dass Frau Müller uns nächste Woche eine Mathe-Arbeit aufgedrückt hat.
TIM Mathe ist echt nicht mein Lieblingsfach, aber … (zögerlich) vielleicht können wir ja zusammen lernen. Zwei Köpfe sind ja besser als einer, oder?
LISA (erfreut) Klingt nach einem Plan! Wann hättest du denn Zeit?
TIM Wie wäre es morgen nach der Schule? Wir könnten uns doch in der Bibliothek treffen.
LISA Perfekt! Dann machen wir das so. Ach übrigens, hast du schon von der Party am Samstag gehört?
TIM Party? Nein, erzähl!
LISA Max feiert seinen Geburtstag und hat die ganze Clique eingeladen. Es wird bestimmt super. Bist du dabei?

Im überarbeiteten Text sind einige Wörter ergänzt, wie z.B. echt, denn, gerade, total, wirklich, mal, ja, sonst, so, doch.

Welche Bedeutung haben die hinzugefügten Wörter? Kannst du sie beschreiben?

Die Bedeutung dieser Wörter zu beschreiben ist sehr schwierig. Sie kann nicht so gut beschrieben werden wie etwa bei Nomen oder Verben. Man kann aber ihre Wirkung im jeweiligen Satz beschreiben.

Max möchte sich bei seiner Regisseurin über den Text beschweren. Welcher der folgenden Sätze ist angemessener? Warum?
(1) Frau Wagner, wir sollten vielleicht den Text ändern.
(2) Frau Wagner, wir sollten den Text ändern.

Der Satz mit vielleicht wirkt etwas höflicher und damit angemessener. Das Wort vielleicht schwächt die Aussage des Satzes ab. Es handelt sich um eine Abtönungspartikel.

Beschreibe den Unterschied der beiden Sätze. Wie verändert sich die Äußerung durch das zusätzliche ja?
(1) „Yasemin geht schnell auf die Bühne.“
(2) „Yasemin geht ja schnell auf die Bühne.“
Setze im folgenden Satz nacheinander diese Wörter ein. Wie ändert sich die Aussage des Satzes? Wie muss ein Gespräch ablaufen, damit man ihn so äußern kann?
doch, ja, echt, vielleicht, schon, halt, aber
Der neue Text ist viel besser!

Die unterschiedlichen Wörter machen deutlich, welche Einstellung die Sprecherin oder der Sprecher zum Gesagten hat.

(1) Der neue Text ist doch viel besser! – Nachdruck / Widerspruch
(2) Der neue Text ist ja viel besser! – Gewissheit
(3) Der neue Text ist echt viel besser! – Bestätigung
(4) Der neue Text ist vielleicht viel besser! – Zweifel / Ungewissheit
(5) Der neue Text ist schon viel besser! – Beschwichtigung
(6) Der neue Text ist halt viel besser! – Unabänderlichkeit
(7) Der neue Text ist aber viel besser! – Gegensatz / Überraschung
Kommentarglieder wie ja, sonst, doch, denn … drücken die Einstellung des Sprechers oder der Sprecherin aus. Sie können einen Satz höflicher machen. Viele verschiedene Wortarten können als Kommentarglieder vorkommen. Häufig kommen als Kommentarglieder Adverbien und Partikeln vor. Besonders häufig stehen Abtönungspartikeln als Kommentarglieder.

Andere Satzglieder, wie Subjekte oder Objekte sind Bestandteil des Sachverhalts, über den die Äußerung getroffen wird. Sie sind ein Teil der vom Verb beschriebenen Szene. Man könnte sie in einer Zeichnung darstellen. Kommentarglieder beziehen sich auf die Einstellung der Sprecherin oder des Sprechers zur Äußerung. Sie stehen gewissermaßen außerhalb des Satzinhaltes.

Der folgende Dialog stammt aus dem Drama Die Physiker von Friedrich Dürrenmatt. Dort ermittelt ein Polizeiinspektor in einer Nervenheilanstalt die Hintergründe eines Mordfalls. Er trifft auf einen Insassen der Klinik.

Wie wird das höfliche Verhältnis der beiden Figuren sprachlich gestaltet?
NEWTON Sir Isaac Newton.
INSPEKTOR Kriminalinspektor Richard Voß. Er bleibt sitzen.
NEWTON Erfreut. Sehr erfreut. Wirklich. Ich hörte Gepolter, Stöhnen, Röcheln, dann Menschen kommen und gehen. Darf ich fragen, was sich hier abspielt?
INSPEKTOR Schwester Irene Straub wurde erdrosselt. […]
NEWTON Schrecklich.
INSPEKTOR Von Ernst Heinrich Ernesti.
NEWTON Aber der geigt doch.
INSPEKTOR Er muss sich beruhigen.
NEWTON Der Kampf wird ihn wohl angestrengt haben. Er ist ja eher schmächtig. […]
Newton stellt den Tisch, dann die Stühle auf.
NEWTON Ich ertrage Unordnung nicht. Ich bin eigentlich nur Physiker aus Ordnungsliebe geworden. Er stellt die Stehlampe auf. Um die scheinbare Unordnung in der Natur auf eine höhere Ordnung zurückzuführen. Er zündet sich eine Zigarette an. Stört es Sie, wenn ich rauche?
INSPEKTOR freudig Im Gegenteil, ich – Er will sich eine Zigarette aus dem Etui nehmen.
NEWTON Entschuldigen Sie, doch weil wir gerade von Ordnung gesprochen haben: Hier dürfen nur die Patienten rauchen und nicht die Besucher. Sonst wäre gleich der ganze Salon verpestet.
INSPEKTOR Verstehe. Er steckt sein Etui wieder ein. […]
NEWTON Dieser Ernesti. Ich bin ganz durcheinander. Wie kann ein Mensch nur eine Krankenschwester erdrosseln! Er setzt sich aufs Sofa, schenkt sich Kognak ein.
INSPEKTOR Dabei haben Sie ja auch eine Krankenschwester erdrosselt.
NEWTON Ich?
INSPEKTOR Schwester Dorothea Moser. […]
NEWTON Aber das ist doch etwas ganz anderes, Herr Inspektor. Ich bin schließlich nicht verrückt.
Quelle: F. Dürrenmatt: Die Physiker. Neufassung 1980. Zürich: Diogenes (1998). S. 18–20.

Die Höflichkeit wird sprachlich durch verschiedene Mittel ausgedrückt, z.B.:

  • Die Figuren siezen sich und sprechen sich mit dem Titel an: „Herr Inspektor“
  • Sie stellen sich einander vor.
  • Umformulierung von Fragen mit Modalverben: „Darf ich fragen…“
  • Einsatz von Kommentargliedern: „Aber der geigt doch“. „Der Kampf wird ihn wohl angestrengt haben. Er ist ja eher schmächtig.“

Kommentarglieder sind wichtige Wörter und Wortgruppen, die häufig in der gesprochenen Sprache vorkommen, aber auch in geschriebenen Texten. Sie erfüllen die Funktion, Einstellungen der Sprecherinnen oder Sprecher zur Äußerung zu übermitteln. Sie können Aussagen abschwächen oder bekräftigen und tragen zur Höflichkeit einer Äußerung bei.

Zum Text

Autor(en)
Niklas Reinken
Letzte Änderung
Aktionen
Seite merken
Seite als PDF
Seite drucken
Seite zitieren

Seite teilen

Weiterführend