Kasus
Hanna und Lukas sehen die Busfahrer.
Hanna und Lukas helfen den Busfahrern.
Bei diesen Sätzen ändert sich das Verb, der Artikel vor dem Nomen Busfahrer und die Form des Nomens. Diese Änderungen am Artikel und am Nomen können nicht durch Numerus und Genus entstehen - denn das Genus und der Numerus bleiben in beiden Fällen gleich. Die Formänderung muss also durch etwas anderes zustande kommen.
Hanna und Lukas sehen den Busfahrer.
Hanna und Lukas sehen ihn.
Hanna und Lukas sehen mich.
Hanna und Lukas sehen _____________.
Hanna und Lukas helfen dem Schüler.
Hanna und Lukas helfen ihm.
Hanna und Lukas helfen mir.
Hanna und Lukas helfen _____________.
Hanna und Lukas sehen _____________. (Lehrerin)
Hanna und Lukas helfen _____________. (Lehrerin)
Hanna und Lukas helfen der Lehrerin.
Du kannst das Nomen nicht einfach so in die Lücke einsetzen. Du musst den zugehörigen Artikel und manchmal auch die Form des Nomens verändern. Doch woher kommt diese Änderung? Es kann ja keine Änderung des Genus sein, denn das ändert sich beim Nomen Busfahrer nicht. Und es kann auch keine Änderung des Numerus sein, denn der Busfahrer bleibt im Singular.
Es handelt sich um die Änderung des Kasus. Der Kasus eines Nomens wird vom Satzzusammenhang bestimmt. In diesem Fall bestimmt das Verb den Kasus, es kann aber auch eine Präposition, ein Adjektiv oder ein anderes Nomen sein. Mehr dazu erfährst du im Lernbaustein zu Satzgliedern.
Die beiden unterschiedlichen Formen, die du hier einsetzen kannst, heißen Akkusativ (den Busfahrer) und Dativ (dem Busfahrer). Die Grundform nennt man Nominativ (der Busfahrer).
Du kannst den Kasus durch die Ersetzungsprobe herausfinden. Dazu ersetzt du das Nomen bzw. die Nominalgruppe durch das Personalpronomen der 1. Person, bei dem man den Kasus leicht sieht:
Nominativ: ich
Akkusativ: mich
Dativ: mir
Beispiel:
Du willst herausfinden, welchen Kasus dem Schüler in diesem Satz hat. Deshalb ersetzt du dem Schüler nacheinander mit den Personalpronomen ich, mich und mir.
* Die Lehrerin gibt mich einen Stadtplan von Paris. (passt nicht, also kein Akkusativ)
Die Lehrerin gibt mir einen Stadtplan von Paris. (passt, also Dativ)
Die Schuhe des _____________ sind dreckig.
In diesem Fall liegt die Formveränderung nicht am Verb oder an der Valenz. Diesen Kasus nennt man den Genitiv. Der Genitiv kommt vor allem als Attribut vor.
den Busfahrer: Akkusativ
dem Busfahrer: Dativ
des Busfahrers: Genitiv
des Eiffelturms, der Lehrerin, den Schüler, den Klassen, die Lehrer, den Kindern
Kasusflexion
Die Kasusform der Nomen hängt vom Genus ab. Wir können zwei große Gruppen unterscheiden:
- Feminina (die Bahn, die Hand, die Stadt) haben keine besondere Kasusendung.
- Maskulina und Neutra (der Turm, der Zug, das Haus) haben im Genitiv Singular und im Dativ Plural eine besondere Kasusmarkierung.
Manche Maskulina flektieren allerdings nach einem besonderen Muster. Man nennt sie die schwachen Maskulina oder en-Deklination. Oft sind es Nomen, die ein Lebewesen bezeichnen, wie Prinz, Mensch, Löwe.
Im Plural haben alle Nomen in jedem Kasus überwiegend die gleiche Endung. Nur der Dativ Plural der Maskulina und Neutra wird besonders markiert.
Feminina | Maskulina und Neutra | schwache Maskulina | ||
Singular | Nominativ | die Bahn | der Turm | der Prinz |
Akkusativ | die Bahn | den Turm | den Prinz-en | |
Dativ | der Bahn | dem Turm | dem Prinz-en | |
Genitiv | der Bahn | des Turm-s | des Prinz-en | |
Plural | Nominativ | die Bahn-en | die Türm-e | die Prinz-en |
Akkusativ | die Bahn-en | die Türm-e | die Prinz-en | |
Dativ | den Bahn-en | den Türm-e-n | den Prinz-en | |
Genitiv | der Bahn-en | der Türm-e | der Prinz-en |
Diese Tabelle sieht erstmal etwas komplizert aus. Aber es gibt einige Auffälligkeiten, die die Kasusflexion einfacher machen.
In jeder Flexionsklasse haben Nomen im Plural die gleiche Endung. Nur der Dativ Plural der Maskulina und Neutra fällt heraus.
Feminina haben im Singular und im Plural jeweils die gleichen Endungen in allen Kasus.
Bei den Maskulina und Neutra ist im Singular der Genitiv besonders auffällig. Alle anderen Formen im Singular sind gleich. Im Plural sticht der Dativ heraus, die anderen Formen sind gleich.
Alle Formen außer der Nominativ Sg. enden auf -en.
Einige wenige Nomen (wie z.B. Strahl, Auge, Bett, Ende, Ohr) haben noch eine Sonderform der Kasusflexion. Sie flektieren sowohl wie die schwachen Maskulina als auch wie die ‚normalen‘ Maskulina. Man nennt diese Art der Flexion deshalb gemischte Flexion.
In der folgenden Tabelle sind die Formen, die den schwachen Maskulina entsprechen, blau markiert und die Formen, die der ‚normalen‘ Flexion der Maskulina entsprechen, rot markiert. Der Singular dieser Nomen flektiert wie ‚normale‘ Maskulina, der Plural flektiert wie schwache Maskulina. Im Nominativ Singular und Dativ Plural sind die beiden Formen gleich.
Singular | Plural | |
Nominativ | (der) Staat | (die) Staat-en |
Akkusativ | (den) Staat | (die) Staat-en |
Dativ | (dem) Staat | (die) Staat-en |
Genitiv | (des) Staats | (die) Staat-en |
Man kann das Numerus- und Kasussystem der Nomen noch einfacher zusammenfassen:
- Der Plural eines Nomens wird mit -e (Maskulina und Neutra) oder -en (Feminina) gebildet.
- Seltener kommt die umgekehrte Pluralbildung vor: -en oder -er bei Maskulina/Neutra oder -e bei Feminina.
- Eigennamen, manche Fremdwörter und Nomen, die auf einen Vollvokal enden, bilden den Plural mit -s.
- Nomen auf -er, -el oder -en bilden einen Nullplural.
- Der Kasus wird nur an zwei Stellen am Nomen markiert: Genitiv Singular und Dativ Plural.
- Der Dativ Plural wird mit -n gebildet. Er wird nur gebildet, wenn ein -n angehängt werden kann.
- Der Genitiv Singular wird mit -s oder -es gebildet. Nur die schwachen Maskulina bilden den Genitiv mit -en. Bei den Feminina wird der Genitiv Singular nicht markiert.
Das bedeutet: Wenn du das Genus und den Plural eines Nomens kennst, kannst du auf alle anderen Formen schließen.
Oft wird vor allem der Numerus am Nomen markiert und nicht so sehr der Kasus. Kasus und Numerus sieht man aber besonders gut an der Kombination aus Artikel und Substantivendung.
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