Topologische und intonatorische Aufspaltung
Bei Verfahren der topologischen und intonatorischen Aufspaltung, das sich meist in quantifizierenden Konstruktionen wie Nominalphrasen oder Sätzen findet, wird eine einzelne Informationseinheit mit einem einzelnen Akzent in zwei Teile mit zwei Akzenten aufgespalten. Der erste hat ein steigendes, der zweite ein fallendes Tonmuster.
- Nominalphrasen-Aufspaltung
- Satz-Aufspaltung
Nominalphrasen-Aufspaltung
Quantoren wie alle, beide, einige, jede, manche, keine können sowohl im Vor- als auch im Mittelfeld zusammen mit ihrem Kopfnomen stehen. Diese Quantoren können unter bestimmten Bedingungen vom jeweiligen Kopfnomen getrennt auftreten.
Gründe gibt es dafür viele.
Er hat keine Fehler gemacht.
Fehler hat er keine gemacht.
Definite Quantitätsphrasen
In definiten Quantitätsphrasen zum Beispiel mit alle, beide, jeder ist der quantifizierende Ausdruck bei Kontaktstellung konstitutiver Bestandteil der Nominalphrase. Je nach Kontext kann auf diesem oder auf dem Kopfelement ein Nebenakzent liegen. Hier interessiert besonders, wie die Distanzstellung intonatorisch begleitet oder aufgefangen wird.
Beide Fusionspartner halten sich in dieser Frage noch bedeckt.
Alle deine Argumente überzeugen mich nicht.
Alle deine Argumente überzeugen mich nicht.
Bei Distanzstellung erhält sowohl das nominale Element als auch der Quantor einen Gewichtungsakzent, da beide und alle zu einer eigenständigen Mittelfeld-Komponente geworden ist.
Deine Argumente überzeugen mich alle nicht.
Die Akzentuierung der Quantoren dokumentiert zum einen ihre syntaktische Eigenständigkeit, zum andern die semantische Beziehung zum betonten Vorfeldelement.
Indefinite Quantitätsphrasen
Bei indefiniten Quantitätsphrasen zum Beispiel mit ein, kein, einige, mehrere, viel, wenig und Zahladjektiven wie drei, zehn, fünfhundert sind die Akzentverhältnisse bei Kontakt- und Distanzstellung ähnlich wie bei den definiten Quantitätsphrasen. Die Einheit der Phrase wird nicht nur durch Kontaktstellung, sondern auch dadurch deutlich, dass sie nur einen Akzent trägt.
In der getrennten Struktur findet dagegen eine Aufspaltung der Vordergrundinformation, der Akzentstruktur und eine Veränderung der Argumentstruktur statt.
Die Akzentsetzung auf Gründe mit steigendem Tonmuster und viele mit fallendem Tonmuster hat drei Funktionen.
- Beide akzentuierten Komponenten bilden trotz Getrenntstellung gemeinsam die Vordergrundinformation.
- Durch die Tonmusterstruktur werden - trotz der Distanzstellung - semantische Zusammenhänge und Skopusverhältnisse kenntlich gemacht.
- Es wird deutlich, dass es sich in dieser Getrenntstellung um zwei autonome Komponenten handelt, die eine bestimmte Informationsstruktur signalisieren: Mit der Nominalphrase im Vorfeld wird - oft kontrastierend - ein Gegenstandsbereich thematisiert, zu dem mit der quantifizierenden Phrase die relevante Information geliefert wird.
Satz-Aufspaltung
Von einer Satz-Aufspaltung kann man sprechen, wenn die erweiterte Verbalgruppe am Ende des Satzes, also die Einheiten des rechten Innenrandes des Mittelfelds und des rechten Satzklammerteils auseinandertreten, wobei ein Teil im Vorfeld erscheint. Auch hier erhalten beide Teile einen Akzent - der erste steigend, der zweite fallend.
Nur in solchen quantifizierenden oder negierenden Sätzen kann das Subjekt zusammen mit dem infiniten Verbalkomplex im Vorfeld auftreten. Siehe Sternefeld 1985,437)
Die unmarkierte Grundabfolge sieht wie folgt aus.
Er ist nur sechs Monate Minister gewesen.
Ihm ist noch nie der Kragen geplatzt.
Mir ist eigentlich nichts Verdächtiges aufgefallen.